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In Halle geboren In Halle geboren: DDR-Sportlegende Ulrich Wehling wird 65

05.07.2017, 10:29
Ulrich Wehling, der Nordisch Kombinierte aus der DDR. bei einem Sprung am 08.02.1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck, Österreich.
Ulrich Wehling, der Nordisch Kombinierte aus der DDR. bei einem Sprung am 08.02.1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck, Österreich. dpa

Oberhof - Für Ulrich Wehling wird der 8. Juli 2017 ein Tag wie jeder andere - selbst wenn der erfolgreichste nordische Kombinierer der Skigeschichte am kommenden Samstag 65 Jahre alt wird. Wehling erblickte 1952 in Halle (Saale) das Licht der Welt. „Früher ist man mit 65 in die Rente gegangen. Heute ist der 65. Geburtstag nur noch einer unter vielen. Die Rentnerzeit beginnt später“, sagt der einzige Kombinierer der Skigeschichte, der dreimal nacheinander Olympiasieger wurde. Die große Feier verschiebt er auf das nächste Jahr, wenn es dafür noch einige Gründe mehr gibt.

Von 1972 bis 1980 acht Goldmedaillen bei Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften

In den neun Wettkampfjahren von 1972 bis 1980 erkämpfte er sieben der in der Zeit möglichen acht Goldmedaillen bei Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften. Damit wird er wohl für immer unerreicht bleiben, denn zu Wehlings Zeiten gab es nur einen Wettkampf. Heute haben die Kombinierer vier WM- und drei Olympia-Chancen bei einem Event, verschiedene Sieger sind wahrscheinlich.

Wehlings Siegeszug begann schon 1968 in Oberhof. Bei der Kinder- und Jugendspartakiade gewann er in der Kombination und zweimal im Springen. 1971 wurde er in Nesselwang Junioren-Europameister, ein Jahr später in Sapporo erstmals Olympiasieger.

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn arbeitete Wehling im DDR-Skiverband, war ab 1982 einer der Stellvertretenden Generalsekretäre. 1990 wurde er zum Präsidenten des Ost-Verbandes DSLV gewählt, arbeitete nach der Vereinigung als Ostbeauftragter des DSV. Von 1992 bis 2013 war Wehling Weltcup-Direktor Nordische Kombination des Ski-Weltverband FIS.

FIS-Präsident: „Er war einer der ganz großen Champions“

„Uli hat unheimlich viel für die Kombination geleistet. Er war einer der ganz großen Champions. Ich habe ihn als Sportler bewundert und in seiner späteren Arbeit bei uns sehr geschätzt, auch wegen seiner ehrlichen Geradlinigkeit. Ich bedaure, dass er uns verlassen hat“, sagt FIS-Präsident und IOC-Mitglied Gian Franco Kasper. Mit der angedachten Beratungstätigkeit nach 2013 für die FIS wurde es nichts.

Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit zeichnete Wehling für den Umbau der Schanzenanlagen im schweizerischen Kandersteg verantwortlich. Seit 1. Dezember 2016 ist er Geschäftsführer des Thüringer Skiverbands (TSV).

Als der Verband die Verpflichtung Wehlings verkündete, wurden die seit 2007 bekannten Stasi- und Dopingvorwürfe gegen den Ehrenbürger seiner Heimatstadt Oberwiesenthal aufgefrischt. Vor zehn Jahren hatte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von Akten berichtet, nach denen Wehling willentlich und wissentlich mit der Stasi zusammengearbeitet habe. Wehling kennt die Akten nicht und weist die Vorwürfe wie damals zurück. „Da ist nie etwas gelaufen. Es gibt keine IM-Akte von mir. Ich habe keine Verpflichtungserklärung unterschrieben und auch nicht konspirativ mit der Stasi zusammengearbeitet“, sagt Wehling.

Zu den Vorwürfen, als Stellvertretender Generalsekretär des DDR-Skiverbandes und damit Verantwortlicher für den Leistungssport in das staatliche Dopingsystem eingebunden gewesen zu sein, sagt er: „Beim DSLV war ich nie für den Leistungssport verantwortlich.“

Beim TSV will er seinen Zweijahresvertrag als Geschäftsführer erfüllen. Dem Verband stehen harte Zeiten bevor. Wahrscheinlich wird es in Pyeongchang weniger Olympia-Starter geben, als Thüringer Skisportler Medaillen von den Spielen zwischen 1992 bis 2010 mit nach Hause brachten. Das waren mindestens fünf (1998) und maximal 17 (2002). „Wir haben hoffnungsvolle Talente. Für die kommt 2018 aber noch zu früh“, erklärt Wehling.

Im nächsten Jahr wird auch Wehlings Ehefrau Eva-Maria - einst medaillendekorierte Rodlerin - in den Ruhestand gehen. Noch wohnt und arbeitet sie in der Schweiz, als IT-Spezialistin bei einer Versicherung. Dann soll es zurück nach Berlin gehen, von wo aus die Wehlings 1998 wegen des FIS-Engagements in die Schweiz umgezogen sind. Dann gäbe es dort eine zweifache Renteneinstiegs- und gleichzeitig die Umzugsparty.