"Ich hatte meine Zeit" "Ich hatte meine Zeit": Britta Steffen fühlt sich ohne Schwimmen pudelwohl

Berlin/SID - Schwimm-Ikone Britta Steffen fühlt sich 40 Tage nach ihrem Rücktritt vom Leistungssport pudelwohl in ihrer neuen Rolle als Schwimm-Rentnerin. „Ich habe eine ganze Menge zu tun, studiere jetzt. Vor drei Wochen habe ich mit meinem Master angefangen. Es macht mir Spaß. Ich bin ziemlich ausgeglichen und nicht mehr den ganzen Tag müde“, sagte die zweimalige Olympiasiegerin von Peking 2008.
Ende September war die zweimalige Weltrekordlerin zurückgetreten, weil sie sich nicht mehr so schinden wollte, um den Anschluss an die Weltspitze zu halten. Bereut hat sie den Schritt bis heute nicht. „Ich werde nächste Woche 30. Und irgendwann ist es lächerlich, wenn man da immer noch mitschwimmen will“, sagte die Berlinerin. „Ich hatte meine Zeit und bin stolz darauf, dass ich Gold gewonnen habe. Das werde ich jetzt nicht mehr schaffen. Da ist ein Haken dran, und ich bin dankbar für alles.“
War der richtige Zeitpunkt
Die Reaktionen auf ihren Rücktritt aus dem Verband und von anderen Schwimmern seien allesamt erfreulich gewesen. „Ich habe eigentlich nur positives Feedback erhalten. Viele haben es verstanden. Viele hätten sich gewünscht, dass ich noch ein Jahr weitermache. Aber es war jetzt der richtige Zeitpunkt“, sagte Steffen. Am Wochenende gibt Steffens Freund Paul Biedermann, mit dem sie zusammen in Halle wohnt, nach halbjähriger Pause sein Comeback. Steffen hofft, dass die Messlatte nicht zu hoch liegt. „Er fühlt sich gut. Er ist gesund, hat sehr, sehr hart trainiert. Ich glaube, das ist jetzt erst einmal ein Einstieg. Da sollte man nicht zu viel erwarten“, sagte Steffen, die nicht dabei sein kann: „Ich muss leider am Wochenende lernen. Ich habe Termine mit der Lerngruppe.“
Steffen studiert in ihrer neuen Heimatstadt Human Resources Management, also eine Form des Personalwesens, und hat schon konkrete Ziele. „Erstmal will ich mich mit dem Master allgemein darauf vorbereiten, dass ich in Zukunft so eine Art Mediatorfunktion übernehmen kann. Oder ich gehe in die Konfliktberatung, weil ich in meinem sportlichen Leben ja schon eine ganze Menge Konflikte gelöst habe“, sagte Steffen mit einem Schmunzeln. Nebenbei treibt die Weltmeisterin von 2009 viel Sport. „Ich muss natürlich abtrainieren. Das bedeutet, dass ich drei bis viermal die Woche schwimmen gehe, und nebenbei laufe ich noch.“
Berufliche Karriere vorantreiben
In ihrem neuen Leben ist das Thema Familiengründung immer präsent. „Ja, natürlich. Irgendwann. Aber es muss nicht sofort sein. Ich habe Nichte und Neffen, die machen viel Arbeit. Ich will erst einmal meine berufliche Karriere vorantreiben. Und bei Paul ist das eh kein Thema, solange er schwimmt. Von daher haben wir noch zwei, drei, wenn nicht sogar vier, fünf Jahre Zeit“, meinte Steffen. Auch die Hochzeit steht noch nicht auf dem Zettel. „Wir kommen so ganz gut zurecht. Meine Eltern waren auch nie verheiratet.“
Steffen war Stargast des Sport-Fachsymposiums „Ich kann Gold“ in Berlin. Dort ging es vor allem um die Förderung von Spitzen-Athleten durch die Wirtschaft in Deutschland. „Ich glaube, dass man in Deutschland generell ein Bewusstsein entwickeln muss, ob man Leistungssportler fördern will oder nicht. Wenn das so ist, müssen viele Parameter umgestellt werde“, sagte Steffen. Im Ausland gebe es den Beruf Sportler bereits, in Deutschland leider nicht.