Hürden-Star Cindy Roleder Hürden-Star Cindy Roleder: Nach EM-Bronze steht die Hochzeit an

Berlin - Das dumpfe Donnergrollen im Hintergrund passte hervorragend zu der Szenerie. Just in dem Moment, in dem sich Cindy Roleder an diesem späten Donnerstagabend im Berliner Olympiastadion mit Europas besten Hürdensprinterinnen ein spannungsgeladenes Duell um die EM-Medaillen liefern wollte, steuerte der Himmel den passenden Sound bei und steigerte die fast greifbare Dramatik noch.
12,77 Sekunden, nachdem sich die Hallenserin aus ihren Startblock katapultiert hatte, mit ihren raumgreifenden Schritten die zehn Hindernisse überquert und schließlich mit weit vorgebeugten Oberkörper ins Ziel gestürmt war, stand fest: Cindy Roleder hat sie, die so herbei gesehnte Medaille. Hinter der Weißrussin Elvira Herman (12,67) und der Wattenscheiderin Pamela Dutkiewicz (12,72) hatte sich die SV-Athletin Rang drei gesichert.
Cindy Roleder beweist bei Europameisterschaft mentale Stärke
Nach 100 Metern Schwerstarbeit fiel es der Titelverteidigerin leicht, sich bei der Heim-EM auch über die bronzene Färbung zu freuen. „Ein Traum ist das“, sagte sie anschließend und lächelte glückselig. „Nach dem letzten Jahr mit der Riesenverletzung bin ich jetzt zurück mit der Medaille in der Hand, und das zu Hause in Berlin. Es gibt nichts schöneres, als sich hier eine Medaille abzuholen.“ Vor den frenetischen Zuschauern im Hexenkessel hatte die 28-Jährige mentale Stärke bewiesen.
Dabei hätte es auch anders kommen können. Nach Fehlstart und Disqualifikation zuletzt bei den deutschen Meisterschaften war Cindy Roleders EM-Auftritt schließlich ein Kaltstart. Bei dem Saisonhöhepunkt nahm sie direkt neben Pamela Dutkiewicz den Kampf gegen die 84 Zentimeter hohen Hürden auf. Ihr Kopf-an-Kopf-Rennen, das hatten die Organisatoren schon im Vorfeld gehofft, sollte die Massen elektrisieren.
Deshalb war die Entscheidung parallel zu dem hochkarätigen Speerwurf der Männer als krönender Abschluss des dritten Wettkampftages angesetzt worden. Und auch wenn sich den Sieg die starke Weißrussin Herman sicherte, so erwies sich diese Überlegung doch als goldrichtig - die über 33.000 Zuschauer im Stadion waren aus dem Häuschen.
Cindy Roleder und Pamela Dutkiewicz: Gemeinsamer Jubel im Ziel
Der Stern von Dutkiewicz war 2017 aufgegangen. Also zu dem Zeitpunkt, als Cindy Roleder ein entzündeter Ischiasnerv die Saison vergällte. Bei der WM letztes Jahr in London wurde die quirlige Wattenscheiderin mit dem Trommelschritt Dritte.
Diesmal freuten sich die Zwei im Ziel gemeinsam. Dutkiewicz, die in der Öffentlichkeit gern auch mal über Tabuthemen wie das Abnehmen plaudert und mit ihrem Darling-Image kokettiert sowie die immer fokussiert und beherrscht wirkende Roleder.
Auch auf die erstaunlichen Wetterkapriolen reagierte diese ziemlich abgeklärt. Schon vor dem Finale seien sie gewarnt worden: Unwettergefahr. „Davon darf man sich aber nicht irritieren lassen“, sagte sie, das sei nun mal so bei einer Freiluftsportart, da müsse man immer damit rechnen, dass der Regen einem zusetzt. Dass der Luftstrom innerhalb eines Laufes dreht und aus Gegen- plötzlich Rückenwind wird, erlebt aber auch sie nicht alle Tage. „Ein bisschen ist mir das zum Verhängnis geworden“, gab sie dann auch zu. „Ich war zu nah dran an den Hürden, habe auch zwei, drei, vier mitgenommen.“
Erfolg made in Halle: Cindy Roleder und Wolfgang Kühne sind ein starkes Team
Und trotzdem hat sich Cindy Roleder ihre Medaille gesichert. Und damit ihre Erfolgsserie unter Halles Trainer Wolfgang Kühne fortgesetzt, unter dem sie bereits zu WM-Silber (2015) sowie EM-Gold im Freien (2016) und in der Halle (2017) gesprintet war. Einladungen zu den großen Meetings weltweit scheinen ihr damit künftig sicher.
Übrigens: Dass auch für ihr privates Glück bereits - in Form von Ringen - die Goldspur gelegt ist, lassen die EM-Ereignisse erahnen. Innig umarmte Cindy Roleder nach dem Rennen ihren Freund. Noch in diesem Jahr ist die Hochzeit geplant. (mz)