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Ex-Weltmeister gegen Bundestrainer Handball-WM: Christian Prokop steht für Kader-Auswahl in der Kritik

08.01.2019, 16:04
Handball-Bundestrainer Christian Prokop ist vor der WM nicht unumstritten.
Handball-Bundestrainer Christian Prokop ist vor der WM nicht unumstritten. dpa

Berlin - Die Handball-WM hat noch nicht einmal begonnen, da sieht sich Bundestrainer Christian Prokop schon mit neuer Kritik konfrontiert. Die kommt von ehemaligen Nationalspielern.

Christian Schwarzer hat den Verzicht auf Rechtsaußen Tobias Reichmann für die Heim-WM kritisiert. „Aus meiner Sicht hätte er mit seiner Klasse und seiner Erfahrung mit gemusst“, schreibt der ehemalige Welt- und Europameister in der Sport1-Kolumne.

Handball-WM: Deutschland geht auf Rechtsaußen Risiko

Prokop hatte Reichmann und Rückraumspieler Tim Suton aus seinem 18er-Kader gestrichen. Während des am Donnerstag beginnenden Turniers kann Prokop aber bis zu drei Wechsel vornehmen.

„Mit Patrick Groetzki ist nun nur noch ein nomineller Rechtsaußen im Kader. Fabian Wiede und Steffen Weinhold können diese Position zwar auch ausfüllen, jedoch nicht so, wie es ein Groetzki oder Reichmann können“, so Schwarzer.

Christian Prokop in der Kritik: Spielmacher Martin Strobel spielt nur in der zweiten Liga

Der 49-Jährige sieht zudem ein Problem auf der Position des Spielmachers. Dort habe man „mit Martin Strobel eine sehr spielintelligente Rückraummitte, die aktuell nur in der zweiten Liga tätig ist“. Daher sei es fraglich, „ob das für Weltmeisterschaftsniveau und das Mitspielen um die Medaillen reicht“.

Der Handball-Weltverband IHF hat den Modus für die WM in Deutschland und Dänemark geändert. Die 24 Mannschaften spielen in der Vorrunde in vier Sechsergruppen. Die ersten drei Teams jeder Gruppe erreichen die Hauptrunde, die in zwei Sechsergruppen ausgetragen wird. Der jeweils Erste und Zweite der beiden Hauptrundengruppen ziehen ins Halbfinale ein. Die Sieger der beiden Vorschlussrundenspiele kämpfen um Gold, die Verlierer um Bronze. Der Weltmeister hat am Ende zehn Spiele absolviert.

Der frühere Handball-Weltmeister Michael Kraus hat Prokop zudem für die Wahl seiner Torhüter kritisiert. Im Interview der „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstag) äußerte der 35-Jährige sein Unverständnis darüber, dass Prokop in seinem 16 Spieler umfassenden WM-Aufgebot auf Keeper Johannes Bitter verzichtet.

„Und nicht nur mich wundert das. Spieler und Trainer anderer Nationen haben mich gefragt: Warum nominiert Deutschland nicht seine besten Spieler?“, sagte Bitters Vereinskollege vom TVB Stuttgart. „Auch ich finde, dass nach dem Leistungsprinzip aufgestellt werden sollte. Zumal Jogi auch ein Teamplayer ist.“

Handball-Weltmeister Michael Kraus hätte Johannes Bitter im Tor nominiert

Bitter steht zwar im erweiterten 28er-Kader für das Turnier vom 10. bis 27. Januar. Stammtorhüter der DHB-Auswahl sind aber seit längerer Zeit Andreas Wolff und Silvio Heinevetter, die auch beim WM-Eröffnungsspiel am Donnerstag in Berlin gegen Korea das deutsche Tor hüten werden.

Kraus meinte, dass es ein offenes Geheimnis sei, „dass Wolff und Heinevetter nicht die besten Kameraden sind.“ Kraus hatte den Sprung in den 28er-Kader verpasst. Bitter könnte dagegen noch nachnominiert werden, sollte sich einer der Torhüter verletzen.

Kraus und Bitter waren 2007 gemeinsam in Deutschland Weltmeister geworden. Dass der WM-Erfolg damals keinen nachhaltigeren Effekt gehabt habe, liegt ihrer Meinung nach am Deutschen Handballbund (DHB).

„Damals wurde nicht verstanden, die Persönlichkeiten der einzelnen Spieler in den Vordergrund zu stellen und zu nutzen. Das wäre viel nachhaltiger gewesen“, sagte Bitter. Es habe damals „ein schlüssiges Konzept, eine Kampagne“ gefehlt, meinte Kraus. (sid/dpa/red/mz)