Handball Handball: Verletzter Roggisch unterstützt DHB-Team

Leipzig/dpa - Oliver Roggisch hat es geschafft: Der Kapitän der Handball-Nationalmannschaft ist inzwischen bekannt genug, dass er im sozialen Netzwerk kopiert wird. «Fake profil!!! Profilname Oli Rogg. Bitte melden!» warnte er jüngst auf Facebook vor einem Nachahmer.
Sein Auftritt als Anführer des Teams, das bei der WM in Spanien zu Jahresbeginn unerwartet Fünfter geworden war, hat dem Auswahl-Senior einen ungemeinen Popularitätsschub verpasst. Doch derzeit möchte der falsche «The Rogg» wohl kaum mit dem Original tauschen - ein Innenbandanriss im linken Knie setzt den Kreisläufer und Abwehrchef für mindestens vier Wochen außer Gefecht.
Sein Ausfall macht nicht nur den Rhein-Neckar Löwen im Saisonendspurt sorgen. Auch in der Nationalmannschaft wird der 34-jährige Recke schmerzlich vermisst werden, wenn es an diesem Donnerstag in Brünn und am Sonntag im ostwestfälischen Halle jeweils gegen Tschechien um wenigstens drei Punkte für die Qualifikation zur EM 2014 in Dänemark geht. «Sicher wäre Oli mit seiner Erfahrung in solchen Spielen eine ganz wichtige Säule», urteilte Bundestrainer Martin Heuberger.
Der Schutterwälder stand nun vor der Abreise aus der Sportschule Kaiserau am Mittwoch vor der misslichen Situation, auch noch Roggischs Ersatzmann Felix Danner ersetzen zu müssen. Der Melsunger kann wegen einer Schulterverletzung nicht spielen. Daher saß der als Rerserveakteur vorgesehene Christian Dissinger mit im Mannschaftsbus.
Von der rein sportlichen Seite ist der Bundestrainer überzeugt davon, den Ausfall Roggischs im Zentrum der Abwehr annähernd kompensieren zu können. Er vertraue Stefan Kneer aus Magdeburg und dem Berliner Sven-Sören Christophersen an der Seite des abwehrstarken Spielmachers Michael Haaß. «Ich denke, dass wir das hinbekommen, den Oli halbwegs zu ersetzt», sagte Martin Heuberger. Der verletzte Roggisch hatte gar noch eine weitere Variante parat. «Patrick Wiencek hat auch gezeigt, dass er in der Mitte decken kann», betonte Roggisch und fügte an: «Außerdem können wir auch mit der 5:1 offensiv decken.»
Doch obwohl sich alle Beteiligten bemühen, seinen Ausfall herunterzuspielen, wiegt er schwer. Denn bei der WM hat Roggisch sich auf einem sportlich neuen Niveau präsentiert. Statt wie früher oft unkontrolliert an der Torraumlinie hin- und herzuflippern, um möglichst überall gleichzeitig zu sein, hatte er wie ein Fels in der Brandung die Abwehr im Griff. Der einstige Zeitstrafenkönig hat in der bisherigen Bundesliga-Saison noch keine Rote Karte gesehen - in der vorigen Spielzeit waren es insgesamt vier.
Und auch als Kapitän der DHB-Auswahl ging Roggisch voran. Damit aber seinem Team der Motivator nicht vollkommen fehlt, will er wenigstens beim Rückspiel als Antreiber und Daumendrücker helfen. «Ich werde in Halle dabei sein», kündigte Roggisch an und sprach den Auswahlkollegen sein Vertrauen aus: «Ich glaube, dass die Mannschaft das auch ohne mich hinbekommt. Ich hoffe, dass wir zu Hause gewinnen und in Tschechien einen Punkt holen.»
Nur wer in den beiden Spielen die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen wird, blieb bis zuletzt offen. «Die Kapitänsfrage ist für mich so wichtig, als wenn in China ein Sack Reis umfällt», sagte Bundestrainer Martin Heuberger.
Tor: Silvio Heinevetter (Füchse Berlin), Carsten Lichtlein (TBV Lemgo) -
Feld: Stefan Kneer (SC Magdeburg), Christian Dissinger (Kadetten Schaffhausen/Schweiz), Patrick Wiencek (THW Kiel), Tobias Reichmann (HSG Wetzlar), Christoph Theuerkauf (HBW Balingen-Weilstetten), Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Steffen Weinhold (SG Flensburg-Handewitt), Martin Strobel (TBV Lemgo), Kevin Schmidt (HSG Wetzlar), Steffen Fäth (HSG Wetzlar), Michael Haaß (Frisch Auf Göppingen), Adrian Pfahl (VfL Gummersbach), Dominik Klein (THW Kiel), Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin)