Von Aue deklassiert Von Aue deklassiert: 0:4 - Auflösungserscheinungen beim HFC

Aue - „Halle ist kaputt!“ Vieltausendfach stimmten die Aue-Fans am Freitagabend zehn Minuten vor dem Abpfiff des Drittliga-Duells mit dem Halleschen FC jene so zutreffend höhnische Einschätzung des Gesehenen an. 0:4 (0:1) ging der HFC im beschaulichen Lößnitztal unter. Und wer die desaströse Vorstellung der Mannschaft von Trainer Stefan Böger beobachtet hatte, dem musste angst und bange werden.
Inzwischen ist eines klar: Diese Schlappe, die den Tiefpunkt einer Serie von nun fünf sieglosen Spielen bildete, brachte den Abstiegskampf zurück nach Halle. Bedenklicher noch: Wer bei einer Mannschaft, die zuvor nur 26 Tore geschossen hatte, so unter die Räder kommt, zeigt Auflösungserscheinungen.
Zumal eine höhere Niederlage möglich war. Und so ging Trainer Böger hart ins Gericht mit seinem Team: „Ich bin etwas sprachlos. Die Art und Weise der Niederlage stimmt mich nachdenklich. In dieser Verfassung holen wir keine 45 Punkte.“
Fans boykottieren Spielbeginn
„Jetzt ist Zeit, macht euch bereit für unsere Hämmer“, forderte der Stadionsprecher vor dem Anpfiff, und artig folgte der Hymnen-Singsang von den drei noch funktionstüchtigen Tribünen, von der „BSG Wismut Aue“ und - etwas widersprüchlich - der „neuen Fußball-Macht“. Die schickt sich mittlerweile an, sich als FC Erzgebirge zurück in die zweite Liga zu wühlen.
Die Fans des Halleschen FC verpassten dieses traditionelle Schauspiel größtenteils. Sie rückten aus Protest gegen die fan-unfreundliche Anstoßzeit am frühen Freitagabend erst fünf Minuten nach dem Anpfiff des Duells an.
Und das erste, was die Vorhut der insgesamt etwa 800 HFC-Anhänger dann sah, war eine Rettungstat von Verteidiger Dominic Rau vor der eigenen Torlinie. Sie mussten zudem registrieren, dass Böger den besten Torschützen und Bald-Lauterer Osayamen Osawe auf die Bank verbannt hatte. Mike Steven Bähre bildete mit Tobias Müller eine zunächst stumpfe Doppelspitze.
Auf der anderen Seite ging es dagegen hoch her: Nach 14 Minuten erwischte Torwart Fabian Bredlow eine Freistoß-Flanke erst im zweiten Zupacken. Es brannte lichterloh. Nach 26 Minuten verpasste Nicky Adler drei Meter vor dem HFC-Kasten eine scharfe Hereingabe.
In der 34. Minute lief dann wieder einmal ein Angriff über die meist verwaiste linke HFC-Mittelfeld-Seite. Den Steilpass in die Spitze nahm der flinke Pascal Köpke unbedrängt auf und knallte dann den Ball zum 1:0 ins HFC-Gehäuse. Torwart Bredlow war hinterher restlos bedient: „Das war bodenlos. Wir waren hinten total offen und haben nicht konsequent verteidigt.“
Der HFC schwamm hinten weiter: Nur weil Köpke kurz vor der Pause das leere Tor nicht traf, blieb die Böger-Elf von weiterem, zu diesem Zeitpunkt verdienten Unheil verschont. In der Offensive produzierte sie jedenfalls pure Harmlosigkeit. Einen Torschuss gab es bis dahin nicht.
Nach etwas Pausenzoff am HFC-Fanblock, der sich entzündete, als dort einige Banner entfernt werden sollten, kam der HFC umgebaut aus der Kabine. Jetzt durfte Osawe stürmen, dafür ging der blasse Tim Kruse runter. Jonas Acquistapace kam für Marcel Baude. Nutzte nichts. Vier Minuten nach dem Neustart tankte sich Nicky Adler an Rau, der nun rechts verteidigte, vorbei, passte in die Mitte - und dort stand erneut der Sohn des Bundes-Torwarttrainers Andreas Köpke und traf zum 2:0.
Nur eine Torchance
Einmal ging dann ein Raunen durch den Talkessel: Der HFC hatte tatsächlich eine Chance (67.). Nach einer Ecke köpfte Acquistapace und zwang Aue-Torwart Martin Männel tatsächlich zur ersten Parade.
Nur zwei Minuten später ging es wieder nach hinten los. Köpke spielte im Liegen einen Ball zu Cebio Soukou, der schoss den Ball ins Zentrum, wo Mario Kvesic zur Freude der Mehrzahl der 8 100 Zuschauer ganz einfach das 3:0 erzielte. Und zum Abschluss war schließlich in der 74. Minute erneut Köpke dran. Er tanzte Marco Engelhardt aus und schoss trocken zum 4:0 ein.
Es folgten Gesänge von „Einer geht noch rein“ und inbrünstiges „Oh, wie ist das schön...“. Kein Wunder angesichts dessen, dass der Hallesche FC der bis dahin schwächsten Offensiv-Mannschaft der dritten Liga ein nie dagewesenes Tor-Spektakel ermöglicht hatte.
Und wenn es etwas Positives an der Pleite gab, dann, dass die HFC-Spieler am Ende in der Selbstkritik kein Blatt vor den Mund nahmen. „Vielleicht war es gut, dass wir so drastisch auf die Fresse bekommen haben. Dadurch wird jeder wieder wach“, meinte Sören Bertram. Und Stefan Kleineheismann ergänzte mit Blick auf die Fans: „Wir können uns nur entschuldigen.“ (mz)