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Ein Boss unter Feuer Torsten Ziegners erste Pressekonferenz als HFC-Trainer

Von Christoph Karpe 18.05.2018, 06:00
Offen und gut gelaunt: Torsten Ziegner bei seiner Vorstellung als HFC-Trainer
Offen und gut gelaunt: Torsten Ziegner bei seiner Vorstellung als HFC-Trainer Eckehard Schulz

Halle - Der Medienauflauf ist für hallesche Verhältnisse gewaltig. Der Grund dafür: Torsten Ziegner stellt sich erstmals der Öffentlichkeit vor.

Wochenlang, seit seiner Verpflichtung Anfang April, hatte der neue Trainer des Halleschen FC alle Interview-Anfragen abgeblockt. Eine sympathische Geste der Fairness und des Respekts gegenüber Kollege Rico Schmitt.

Es gehört sich einfach nicht, große Visionen in die Welt zu posaunen, wenn die alte Arbeit noch nicht beendet ist.

Torsten Ziegner ist beim HFC der neue Boss

Nun aber schlenderte er äußerlich entspannt in den Presseraum des Erdgas Sportparks. Das Polo-Shirt war in den beinahe richtigen Farben gewählt: rot mit hellgrau. Auf der Brust prangte: „Boss“.

Das Label der Marke kann durchaus als Indiz gelten. Ich bin der, der künftig an der Saale das Sagen hat - sportlich vor allem.

Präsident Schädlich war vom Engagement Ziegners begeistert

HFC-Präsident Michael Schädlich hatte sich von den charakterlichen Zügen des Trainers vom FSV Zwickau berichten lassen. Kurz nachdem sich Ziegner mit den Westsachsen nicht auf einen neuen Vertrag hatte einigen können, klingelte er durch und stieß auf Interesse.

Es kam zu Treffen. Schädlich war beeindruckt und berichtete später sinngemäß: Wenn man mit diesem Trainer in einem Zimmer sei, müsse man aufpassen, dass die eigene Jacke nicht Feuer fängt. So brenne der Mann für Fußball.

HFC-Trainer Ziegner: Ich will die Leute mitnehmen

Konfrontiert mit dieser Aussage grinst Ziegner. „Wir haben uns unterhalten, vielleicht ist ihm dabei warm geworden“, sagt er und beschreibt seine Art: „Ich will einfach die Leute mitnehmen - egal ob Spieler oder Präsidenten.“

Dabei blickt er offen in die ihm unbekannten Gesichter, als wolle er sagen: Euch auch.

HFC-Trainer Ziegner zeigt sich als Geradeaus-Typ

Längst hatte er da schon seine Prämissen erläutert: „Ich bin als Mensch und Trainer ein Geradeaus-Typ. Ich bin authentisch und zum Anfassen. Ich werde nicht in der Gegend herumstolzieren“, sagt der 40-Jährige.

Prompt bietet er allen im Raum das Du an. Direkter, unkomplizierter geht es nicht. Der Mann sammelt sofort Pluspunkte und stellt nur eine Forderung, was er vom Umgang mit all seinen Partnern erwarte: Loyal, ehrlich, geradeaus - so möchte er kommunizieren.

Beidseits gleiches Level, so das Prinzip des zwischenmenschlichen Zusammenseins am Arbeitsplatz.

Ziegner soll dem HFC die Graue Maus austreiben

Aber natürlich redet Torsten Ziegner nicht nur über sich, sondern vor allem über die Zukunft des HFC, dessen Weg er stets verfolgt hat: „Als Spieler mit Jena habe ich nur eine Saison gegen Halle gekickt. Da war der HFC für uns genauso doof wie Magdeburg und Rostock“, sagt er ehrlich.

In jüngerer Vergangenheit hatte sich der Klub stets das Graue-Maus-Kostüm übergestreift. Gleichermaßen wurden Sponsoren wie Fans verprellt. Ziegner ist nun der Hoffnungsträger, dass alles besser werde.

Zieger: Ich stehe für Erfolg

Wobei ein Satz seines Vorgängers seine allgemeine Gültigkeit behält: „Der Kitt ist der Erfolg“, hatte Rico Schmitt einst gesagt, als es mal wieder nicht so lief. Ziegner betont nun: „Ich stehe für Erfolg.“

Dann raubt er Träumern sofort eine aufwabernde Illusion. Die von künftigem Zauberfußball der Mannschaft in rot-weiß. Mit dem „kleinen Wort schön“ sei das so eine Sache. Attraktivität des Spiels sei natürlich erstrebenswert. Aber was, wenn das Personal doch eher zu solidem Mauer-Handwerk taugt, als zusätzlich noch eine Stuckverzierung anbringen zu können?

Torsten Ziegner warnt - wohl kein Zauberfußball beim HFC

Ziegner ahnt, dass ein Kader, der mit einem um 800.000 Euro geschrumpften Profi-Etat gebaut wird, nicht vorrangig zaubern wird. „Ich tausche gern Schönheit gegen Erfolg ein. Ich lasse das spielen, was der Kader zulässt.“ Klare Ansage.

Aber überhaupt: Die Personalplanung sei schon sehr weit fortgeschritten. Und im totalen Umbruch, der damit einhergeht - 16 Spieler verließen bekanntlich den Verein - sieht er eher eine Chance, denn ein Wagnis.

Ziegner will HFC-Team vom Kopf auf die Beine stellen

„Bei aller Qualität, die der HFC zuletzt im Kader hatte - irgendetwas hat immer gefehlt.“ Deshalb sei es nötig, alles auf den Kopf und ein Team auf die Beine zu stellen, das nicht nur fußballerische Qualität besitze, „sondern in dem auch die Charaktere ausgewogen sind“.

Nicht nur bei der Mannschaft. Ziegner holte sich mit Michael Hiemisch (Auerbach) und Torwart-Coach Marian Unger (Plauen) eigene Vertraute an die Seite.

Ziegner sucht für den HFC noch einen Knipser

Und dann spricht er davon, dass er unbedingt noch einen treffsicheren Stürmer suche. Er betont, wie wichtig es ihm sei, einen gestandenen Außenverteidiger wie Fabian Baumgärtel doch noch zum Bleiben zu bewegen.

Zumal der „keine überzogenen Vorstellungen gestellt hatte und nicht mit einem Sack voll Geld heimgehen wollte“. Und dann entwickelt er erste Vorstellungen, wo er welchen Spieler einsetzen könnte. Er schwärmt von jungen Wilden wie Braydon Manu.

Ziegners Familie bleibt in Jena

Eines wird er jedoch nicht - und da gleicht er seinen Vorgängern: vollständig nach Halle ziehen. Das wäre seinen Kindern, die in Jena das Gymnasium besuchen, nicht zuzumuten, sie aus ihrem Umfeld zu reißen.

Und dann verrät er, dass er ab dem 3. Juni mit seiner Frau in den Kreta-Urlaub fliegt. Eine Woche Auszeit. Gelingt es ihm da, runterzutouren? Schwer vorstellbar. Wenn Ziegner auf der griechischen Insel weilt, besteht dort - laut Schädlich - erhöhte Brandgefahr. (mz)