Verteidiger des Halleschen FC trifft erstmals als Profi Torprämie für Niklas Landgraf? „Natürlich nicht“
Fußball-Drittligist Hallescher FC feiert einen perfekten Start ins die zweite Saisonhälfte. Vor allem auch dank Niklas Landgraf, dem etwas gelingt, was selbst seinen Trainer überrascht.

Halle/MZ. - Man kennt diese Bilder ja aus dem großen Fußball: Stürmerstars wie Kane oder Haaland schießen mal wieder drei Tore in einem Spiel, und neben einer üppigen Trefferprämie gibt es als haptisches Andenken noch den Spielball geschenkt. Mit dem posiert es sich in den Sozialen Medien einfach besser als mit einem Bündel Geldscheine. Am Samstag, nach dem 3:1-Sieg des Halleschen FC gegen den FC Ingolstadt, kam Niklas Landgraf mit dem Spielball in den Kabinentrakt des Leuna-Chemie-Stadions spaziert – und musste sich erklären.
Landgraf hatte zum Auftakt in die zweite Saisonhälfte der dritten Liga sein erstes Pflichtspieltor seit fast neun Jahren erzielt, sogar sein erstes als Profi überhaupt – und schnappte deshalb als Andenken den Ball? „Nein, nein, nein. Der lag noch draußen und war ich war der Letzte, wir wollen keine Bälle einbüßen“, wiegelte der Verteidiger lachend ab. Landgraf, eben ganz der Musterprofi.
Letztes Tor im März 2015 - als A-Jugendlicher
Seit Juli 2017 spielt der 27-Jährige für Halle und verrichtet seinen Job in der Defensive mit unauffälliger Konstanz – und immer dort, wo er gerade gebraucht wird. Ob mal vor der Abwehr als Sechser, als linker Verteidiger oder, wie es die Regel ist und nun auch gegen Aufstiegsanwärter Ingolstadt der Fall war, in der Defensivzentrale: Landgraf liefert verlässlich.
Dass er nun aber auch noch als Torschütze in Erscheinung trat, überraschte selbst seinen Trainer. „Auch bei den Torschussübungen im Training ist das selten zu sehen“, sagte Sreto Ristic gut gelaunt über Landgrafs frühen Treffer (4.) zum 1:0. In einem Pflichtspiel hatte dieser letztmals im März 2015 als A-Jugendspieler für Dynamo Dresden getroffen.
An diesem frostigen Samstagnachmittag sollte es allerdings so weit sein, der Verteidiger seinen Torlos-Bann brechen: Nach einer kurz ausgeführten Ecke und Flanke von Besar Halimi schoss Landgraf, diesmal Kapitän, den Ball aus zehn Metern aus der Drehung mit seinem schwächeren rechten Fuß ins Eck – und feixte nach dem Abpfiff: „Mit links hätte ich den auch bestimmt wieder in den Fangzaun gedroschen.“ Der blieb diesmal jedoch verschont.
Neu-Torwart Schulze überzeugt
Und auch in seiner Kernaufgabe, dem Verhindern von Gegentoren, machte Landgraf einen guten Job. Er bildete zusammen mit Winterzugang Brian Behrendt die Abwehrzentrale, die nur einmal überrumpelt wurde. Wenige Minuten nach der Führung traf Yannick Deichmann zum 1:1 (11.), weil die HFC-Defensive bei einer der vielen Hereingaben die Orientierung verlor, Deichmann völlig frei zum Nachschuss kam.
Was in der ersten Saisonhälfte noch die Regel gewesen ist, ein defensiv extrem anfälliges Halle, sollte diesmal eine Ausnahme bleiben. Was vor allem auch den starken Einständen des neuen Abwehrchef s Behrendt (32) und Torwarts Philipp Schulze lag. Der 20-Jährige, ausgeliehen vom Bundesligisten VfL Wolfsburg, machte einen sehr sicheren Eindruck.
So bildeten die meisten der Ingolstädter Hereingabe nach Flanken oder Einwürfen keine echte Gefahr. „Wir haben leidenschaftlich verteidigt. Das war bislang nicht unsere Sahnedisziplin, aber wir haben aus der Vergangenheit gelernt“, lobte Ristic, der mit Flügelstürmer Tarsis Bonga auch den dritten Winterzugang von Anfang an spielen ließ, weshalb Kapitän Jonas Nietfeld erst einmal nur auf der Bank saß. Dort nahm auch der nach seiner Hodenkrebserkrankung wieder genesene Niklas Kreuzer Platz, zum Einsatz kam er aber noch nicht.
Halimi überragt mit Doppelpack
Kreuzer sah von draußen, dass der HFC vor allem in der ersten Halbzeit auch offensiv zu überzeugen wusste. Nach dem Ausgleich war es der herausragende Spielgestalter Halimi, der sich zweimal per Doppelpass mit Timur Gayret in den Strafraum der Gäste kombinierte und doppelt traf – erst mit einem überlegten Schlenzer (16.) zum 2:1, kurz vor der Pause grätschend zum 3:1 (45.).
Nach dem Seitenwechsel stand der HFC mit dem Vorsprung im Rücken weiterhin sicher, Schulze musste nur noch einmal eingreifen. So bejubelte Halle zum Start der zweiten Saisonhälfte und einer englischen Woche, Dienstag geht es nach Duisburg, Freitag kommt Mannheim, drei wichtige Punkte. „Das gibt Auftrieb“, sagte Ristic.
Blieb nur eine Frage offen: Hat Landgraf eigentlich eine Torprämie in seinem Vertrag? Er lachte: „Natürlich nicht.“