Toni Leistner Toni Leistner: Er will doch nur spielen

Halle/MZ - Steven Ruprechts lauter Ruf über den Platz hatte etwas niedlich Kindliches. „Ich möchte mit Leistner in einer Mannschaft spielen“, ließ der Innenverteidiger seinen Trainer Sven Köhler wissen, als der die Profis des Halleschen FC gestern für ein Trainingsspielchen in Teams aufteilte. Kurz zuvor hatte Leistner, ebenfalls Innenverteidiger, eine Flanke von Toni Lindenhahn per Direktabnahme in die Maschen gejagt. Ganz im Stile eines Torjägers.
Ruprechts Wunsch wurde tatsächlich erhört. Und gut möglich, dass sich ein gemeinsamer Einsatz bald auch in einem Punktspiel wiederholt - wenn auch etwas anders, als man das eigentlich erwarten durfte.
Leistner, der Ende Januar vom Zweitligisten Dynamo Dresden an die Saale gekommen ist, ist derzeit nur die Nummer drei in der Innenverteidigung. Und Sven Köhler plant dort zurzeit keinen Umbau: „Steven Ruprecht und Kristian Kojola haben ihre Aufgabe bisher ordentlich gemacht.“ Und das Wort „ordentlich“ kann man im Sprachgebrauch des Übungsleiters durchaus als gut bis sehr gut übersetzen.
Im Klartext: Köhler will nach zuletzt zwei Siegen in der Liga im Abwehrzentrum keine neue Baustelle aufmachen. Zumindest für die Partie am kommenden Sonnabend bei Preußen Münster.
Doch das Trainingsspielchen gestern dürfte Toni Leistner dennoch Hoffnung machen. Denn dabei testete Trainer Köhler den 22 Jahre alten Neuzugang erstmals nicht in der Abwehr, sondern im defensiven Mittelfeld. Ein Hinweis?
Leistner oder Zeiger?
Im Spiel gegen Babelsberg 03 am vergangenen Sonnabend kassierte nämlich Anton Müller, der zuletzt als Ersatz für den verletzten Kapitän Maik Wagefeld im defensiven Mittelfeld spielte, seine fünfte Gelbe Karte. Er ist in Münster gesperrt. Eine neue „Sechs“ wird demnach gesucht. Und da kommt nun offenbar auch Leistner ins Spiel. Köhler testete den 1,90-Meter-Mann bewusst in der Stammelf-Gruppe - neben Marco Hartmann. Und Leistner zeigte dort sowohl Zweikampfstärke nach hinten, als auch offensive Gefahr nach vorn - siehe die Flanke von Toni Lindenhahn.
Sven Köhler gibt zu, zwischen der Leistner-Variante und dem zweiten Kandidaten, Philipp Zeiger, hin- und hergerissen zu sein. „Ich muss mir erst generell klar darüber werden, wie wir das machen“, sagte der Trainer gestern. Sicher ist nur, dass Toni Lindenhahn, der gegen Darmstadt ebenfalls als „Sechser“ zum Einsatz kam, derzeit nicht für die zentrale Position infrage kommt. „Er gewinnt seine Zweikämpfe nicht“, stellte Köhler klar. Leistner hingegen zeige eine „ordentliche Spieleröffnung“. Co-Trainer Dieter Strozniak fügt dem hinzu: „Und er wird nicht nervös am Ball.“ Beides unerlässliche Eigenschaften für die Position.
Konkurrenzkampf verschärft
Leistner selbst wartet die Entwicklung geduldig ab, auch wenn sich sein Wechsel aus Dresden bisher für ihn nicht bezahlt gemacht hat. Bei Dynamo war er Bankdrücker bei einem Zweitliga-Verein, nun ist er es beim drittklassigen HFC. Ansprüche stellt er dennoch nicht, denn Leistner weiß seine Situation richtig einzuordnen. „Es ist natürlich blöd, dass ich die Vorbereitung nicht mitmachen konnte.“ Und Köhler fügt beschwichtigend hinzu: „Toni hat das Pech gehabt, dass er gekommen ist, als nicht mehr die Zeit war, etwas auszuprobieren. Er wird seine Chance bekommen.“
Für Steven Ruprecht hat Toni Leistner indes auch als Ergänzungsspieler bereits seine Spuren im Team hinterlassen. „Ich glaube, man sieht in jedem Spiel“, erläutert er, „dass Toni mich und Kristian anspornt.“ Und genau diesen Konkurrenzkampf wollte der HFC mit der Personalie auch entfachen.
Steven Ruprecht, der sich mit Leistner in Unterhaching ein Zimmer teilte, wünscht sich für den Neuling einen Einsatz - wenn auch nicht ganz uneigennützig am liebsten im Mittelfeld: „Ganz ehrlich“, so der 25-Jährige, „Toni hat es definitiv verdient, dass er demnächst spielt.“
Und dann stellt er mit einer Mischung aus Ernst und Spaß fest: „Am Ende sind zwei Dinge wichtig: Erstens, dass ich auf dem Platz stehe. Und Zweitens: Dass die anderen Zehn alles geben. Namen sind da egal.“