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Vor Heimspiel gegen Regensburg Schon 23 Gegentore: Wie HFC-Torwart Müller mit der frustrierenden Situation umgeht

Torhüter Sven Müller hat schon 23 Gegentreffer kassiert, musste in jedem Spiel hinter sich greifen. Wie sich das gegen Jahn Regensburg ändern soll.

Von Fabian Wölfling 21.10.2023, 08:00
Sven Müller musste bisher in jedem Spiel hinter sich greifen.
Sven Müller musste bisher in jedem Spiel hinter sich greifen. (Foto: Imago/Lobeca)

Halle/MZ - Torhütern werden gern, mit Verweis etwa auf Vulkan-Titan Oliver Kahn, sonderliche bis wahnsinnige Wesenszüge zugeschrieben. Oft zurecht. Sven Müller, Stammkraft im Tor des Halleschen FC, entspricht solchen Klischees aber nicht. Der 27-Jährige ist ein ruhiger Zeitgenosse, neben und auch auf dem Fußballplatz.

Und doch schlummert auch im Keeper des Drittligisten etwas Manisches. Exzessiv betreibt er Spielanalysen per Video, schlägt sich die Nächte um die Ohren. Wenn dann auch noch das unerbittliche Schicksal eines Torhüters zuschlägt, wird es richtig heftig. Fehler der letzten Bastion bedeuten schließlich fast immer Gegentore.

Sven Müller hat mit dem HFC bereits 23 Gegentore kassiert

Beim insgesamt erschreckenden 1:4 gegen Münster patzte Müller zuletzt zweimal. Beim 0:1 wehrte er einen Fernschuss ungenügend ab, beim 0:2 kam er zu spät aus seinem Tor. Er nahm die Niederlage deshalb öffentlich komplett auf seine Schultern. „Die Tage danach waren nicht so geil“, sagt er nun, wieder aufgeräumt vor dem Heimspiel gegen Jahn Regensburg am Samstag (14 Uhr/Magenta Sport).

Müller will für Verlässlichkeit stehen, ein sicherer Rückhalt sein. Oft ist er das auch. Dass der HFC in zehn Spielen bereits 23 Gegentore kassiert hat, noch keine Partie zu Null beendet hat, ist nur zu kleinen Teilen dem gebürtigem Kölner anzulasten. Die Fehler gegen Münster waren aber eindeutig.

Wie gelingt ihm die alternativlose Aufarbeitung? Schließlich ist für Torhüter der Zweifel tödlich. „Ich habe es mir oft angeschaut“, sagt Müller. Natürlich. Da ist er manisch. Irgendwann griff dann aber seine Freundin ein. „Sie hat mich an die Playstation geschickt, da habe ich mit meinen Jungs gezockt. Das hat mich aufgebaut.“

Der Kopf ist befreit von Gedanken an die Fehler. Ein erster Schritt. Aber noch kein ausreichender. Schon gegen Regensburg, den Zweiten, müssen weitere Schritte, positive Veränderungen im HFC-Spiel her. Nach ordentlichem Start zeigte der Trend mit nur einem Punkt aus fünf Spielen klar nach unten. Indiskutable 13 Gegentore kassierten die Rot-Weißen in der Zeit, Sie stehen auf dem vorletzten Tabellenplatz.

„Die ganze Situation ist frustrierend“, sagt Müller, der im Sommer nach einem Jahr in Dresden zum HFC zurückgekehrt ist. „In vielen Spielen wäre mehr möglich gewesen. Aber wäre hilft nichts. Wir sind uns der Situation bewusst, es geht nicht nur um uns, sondern um den Verein, die Menschen, die hinter ihm stehen. Dafür wollen wir am Samstag alles raushauen.“

HFC-Torwart Sven Müller: „Drei Punkte sind wichtiger als die weiße Weste“

Wobei „alles raushauen“ nicht totale Offensive bedeutet. Im Gegenteil: Der Sicherheitsgedanke wird einen größeren Raum einnehmen. Trainer Sreto Ristic wird, so ließ er durchblicken, die Defensive mit Abräumer Enrique Lofolomo personell aufwerten.

Eine derart verstärkte Abwehrmauer soll der Gegentorflut ein Ende setzen und Schlussmann Müller die ersehnte erste weiße Weste bescheren. „Es ist natürlich Thema in der Mannschaft, dass wir besser, kompakter stehen müssen, um die Null zu halten“, sagt er. Wobei „die Null“ nicht das oberste Ziel für den Torhüter ist. „Wenn wir 2:1 gewinnen, ist das auch okay. Drei Punkte sind wichtiger als die weiße Weste.“

Felix Gebhardt kommt Jahn Regensburg zurück nach Halle

Punkte, 22 sind es schon, und weiße Westen gab es für sein Gegenüber am Samstag schon viele. Felix Gebhardt, in der vergangenen Saison als Leihspieler noch Stammkeeper des HFC, hütet nun das Regensburger Tor. Und das bisher sehr erfolgreich. Mit nur neun Gegentreffern stellt der Zweitliga-Absteiger die beste Abwehr der Liga. Viermal blieb der U21-Nationalspieler Gebhardt ohne Einschlag in seinem Kasten.