Nietfeld und Kreuzer werden zwei Spiele fehlen Noch ohne Punkte: Reichen Quantität und Qualität im HFC-Kader?
In Freiburg leisten sich die Erfahrenen in der Abwehr Patzer und werden nun fehlen. Es stellt sich die Frage: Reichen Quantität und Qualität im HFC-Kader?

Halle/MZ - Die personellen Planspiele dürften schon in der Nacht und damit ein gutes Stück fern der Heimat begonnen haben. In Darmstadt unterbrach der Tross des Halleschen FC die Rückfahrt aus Freiburg, nächtigte auch dort. So sollten die Spielerbeine vor dem Heimspiel gegen den VfB Oldenburg am Freitagabend (19 Uhr/MagentaSport) nicht übermäßig belastet werden.
Die Regenerationszeit bleibt aber kurz und die Aufgabe ist aus diversen zusätzlichen Gründen fordernd. Nach dem 0:2 beim SC Freiburg II am Dienstagabend steht der HFC nach drei Spielen in der dritten Fußballliga mit null Punkten und 2:7-Toren am Tabellenende. So sieht ein Fehlstart aus. In den Sozialen Netzwerken brach sich daher der Fanfrust schon wieder vielstimmig Bahn.
Was zeigt: Die rot-weiße Lage ist früh in der Saison bereits angespannt. Gegen den ebenfalls noch sieglosen Aufsteiger Oldenburg muss ein Erfolg her, sonst droht echte Krisenstimmung. Der Druck ist also groß. „Wir versuchen das gerade zu bügeln, was wir heute liegengelassen haben“, kündigte Trainer André Meyer nach der Niederlage im Breisgau an. Aber: „Ohne die Erfahrenen wird es eine Aufgabe, die Mannschaft zusammenzustellen.“
Womit ein weiterer Grund benannt war, der die Mission Befreiungsschlag verkompliziert. Jonas Nietfeld in der sechsten und Niklas Kreuzer in der 34. Minute flogen in Freiburg jeweils nach schlechtem Abwehrverhalten und Notbremsen als letzter Torverhinderungsoption vom Platz. Die beiden Kapitäne werden zwei Spiele gesperrt fehlen. „Das nervt extrem“, sagte Kreuzer am Mittwoch nach der Rückkehr.
Weil Louis Samson nach muskulären Beschwerden noch nicht wieder fit ist, stehen gegen Oldenburg gleich drei erfahrene Defensivakteure nicht zur Verfügung. Was die Planspiele erforderlich macht. Für Kreuzer dürfte Leon Damer auf der rechten Außenbahn spielen. Noch relativ einfach. Weil der HFC-Kader knapp bemessen ist, muss dann aber im großen Stil improvisiert werden. Für Samson spielte bereits Verteidiger Sören Reddemann auf der Sechs. Der muss nun aber Nietfeld ersetzen. Oder Meyer wirft den jungen Seymour Fünger im wegweisenden Spiel ins kalte Startelf-Wasser. Rückt Reddemann zurück, bleibt als Option im Mittelfeld nur noch Aaron Herzog. Dann gäbe es aber eine Doppelsechs ohne Abräumer. Riskant.
Die geringe Quantität im Kaders hat sich, wie befürchtet, schnell als Problem erwiesen. Aber auch hinter der Qualität gibt es immer größere Fragezeichen.
Nach dem Umbruch sind Technik und Tempo da. Aber der neuformierte HFC, der ja laut Verein „jung und wild“ sein soll, ist bisher in jedem Spiel auf neue Art an seine Grenzen gestoßen. Gegen die Zwickauer Kämpfer fehlte Mut, gegen die abgezockten Dresdner Durchschlagskraft. In Freiburg gab es nun in der Defensive folgenschwere Patzer. Also genau in dem Mannschaftsteil, der laut Sportchef Ralf Minge das „erfahrene Fundament“ sein soll. Ohne Nietfeld und Kreuzer kämpften die Rot-Weißen tapfer, aber final erfolglos um Punkte.
Vor dem schwarzen Dienstagabend in Freiburg hatte der HFC-Vorstand den Druck auf Sportchef Minge und Trainer Meyer bei der Stürmersuche erhöht. 15.000 Euro Monatsgehalt sollen für einen erfahrenen Zielspieler noch drin sein. Immer mehr zeigt sich aber: Das mutige Projekt, hauptsächlich auf spielstarke, aber unerfahrene Talente zu setzen, droht ohne Führungsspieler-Verstärkungen auch für die Defensive zu scheitern. Geld scheint für weitere Transfers aber nicht mehr da zu sein.