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Marvin Ajani Marvin Ajani: Vom Rechtsverteidiger zum Mittelfeld-Antreiber

Von Christoph Karpe 12.10.2016, 16:42
Marvin Ajani (l.) hängt in Köln im Sprintduell seinen Gegenspieler Cedric Mimbala ab.
Marvin Ajani (l.) hängt in Köln im Sprintduell seinen Gegenspieler Cedric Mimbala ab. Hebestreit

Halle (Saale) - Die meisten der Fußballer-Kollegen sind beim Schmuddelwetter längst in die kuschelig warme Kabine am Erdgas Sportpark verschwunden. Nur eine kleine Gruppe ist nicht zu bremsen. Auf dem Trainingsplatz des Halleschen FC hat sich Selim Aydemir an diesem Mittwochvormittag drei Metall-Dummys als Abwehrmauer platziert. Er hat Lust, noch ein paar Freistöße zu üben, Keeper Fabian Bredlow im Tor die Treffer zu verhindern. Und Marvin Ajani ist von diebischer Freude beseelt, eventuelle Abpraller in Mittelstürmer-Manier dann doch noch zu versenken.

Steiler Aufstieg für Ajani

Als das Trio später doch den Mitspielern in die Kabinen folgt, muss es an Trainer Rico Schmitt vorbei, der Gefallen an solchen kleinen Sondereinheiten hat - schließlich ist das Toreschießen nun nicht gerade die große Stärke seines Drittliga-Teams. Schmitt gefällt aber noch etwas anderes: „Da“, sagt er und nickt in Richtung Ajani, „der Marvin lächelt immer.“ Der gerade 23-Jährige läuft tatsächlich breit grinsend an ihm vorbei.

Die Fröhlichkeit ist nicht nur ein angeborener Charakterzug des jungen Mannes, sie ist auch gerade äußeres Zeichen seiner Zufriedenheit. Marvin Ajani befindet sich einfach im Wohlfühl-Modus. Was zuvorderst mit seiner Situation beim Halleschen FC zu tun hat.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell in der dritten Liga zu Einsätzen komme, dass ich wirklich gleich gebraucht werde. Ich hatte damit gerechnet, mich länger gedulden zu müssen“, sagt Ajani leicht erstaunt über seinen unerwartet steilen Aufstieg von einem Regionalliga-Kicker für die Zweite von Fortuna Düsseldorf zu einer beinahe festen Größe im Drittliga-Team.

Drei Mal hat er inzwischen durchgespielt, vier Mal wurde er ein- oder ausgewechselt. Zuletzt kam er beim 1:1 in Köln in der ersten Halbzeit für den angeschlagenen Kapitän Klaus Gjasula.

HFC-Scouts haben sehr gut hingeschaut

Was besonders bemerkenswert ist, da Gjasula ein Antreiber im Mittelfeld und der Kopf der Mannschaft ist. Ausgerechnet der einst als Rechtsverteidiger geholte Ajani, der als Stratege gänzlich Unerfahrene, durfte also das Kapitäns-Double geben.

„Ich hatte mich für ihn entschieden, weil der eine ähnliche Größe wie Klaus und ein Auge für Mitspieler hat, viel Schnelligkeit und Dynamik mitbringt und einen Pass in die tödliche Zone spielen kann. Marvin hat richtig viel Potenzial“, sagt Trainer Schmitt und lobt für diesen Einkauf auch die Scouting-Abteilung. „Da haben erst Gerd Schädlich und dann Stefan Böger sehr gut hingeschaut.“

Kein Platz in der Abwehr beim HFC

Nur: Die sahen einen Rechtsverteidiger. Und in der Abwehr wird Marvin Ajani gerade beim HFC so gar nicht gebraucht. Rechts verteidigt Tobias Schilk, der hat Florian Brügmann, den „Mister Zuverlässig“ nur deshalb verdrängt, weil der mal kurzzeitig gesundheitlich passen musste. Brügmann hat aber durchaus Stammspieler-Qualität. Für Ajani ist also auf seiner angestammten Position überhaupt kein Platz. Also wurde er zur Offensiv-Waffe umfunktioniert.

„Ich habe früher auch schon mal weiter vorn gespielt, das kann ich also auch“, sagt Ajani. Gleich zum Saisonstart probierte Rico Schmitt Ajani als Offensivkraft auf der rechten Seite aus und wechselte ihn in Erfurt 19 Minuten vor Schluss ein. Was sich als Volltreffer erwies. Er legte Andre Wallenborn den Treffer zum 3:0-Endstand auf. Nach einem Konter, was seine ganze besondere Stärke ist. „Das Umschaltspiel liegt ihm besonders, da kann er seine ganze Schnelligkeit ausspielen“, sagt der Coach.

Gegen Zwickau von Beginn an?

Weil am Samstag im Spiel gegen Aufsteiger FSV Zwickau aber vorrangig der HFC das Spiel machen wird, ist noch nicht sicher, dass Marvin Ajani von Beginn an mitmischen darf. Natürlich würde er das gern, keine Frage. „Mal sehen, was der Trainer entscheidet“, sagt Ajani, der in der Innenstadt einen Single-Haushalt führt, ganz so bescheiden, wie es sich gehört.

Vincent-Louis Stenzel erhielt am Mittwoch Besuch in der Sportklinik - und dazu ein Bild mit Genesungswünschen von Mitspielern und Fans als Geschenk. Der Mittelfeldspieler, der am heutigen Donnerstag 20 Jahre alt wird, hatte sich im HFC-Jubiläumsspiel gegen Borussia Dortmund am 23. August die Kreuzbänder und das Außenband gerissen. Letzteres ist inzwischen nach der Operation gut verheilt. In zwei Wochen soll die nächste OP am vorderen Kreuzband erfolgen. Dann geht es für Stenzel in die lange Rehabilitation.

Rico Schmitt wird anhand der Besetzung des Gegners im Mittelfeld abwägen, ob Ajani wieder das Gjasula-Double geben kann. Fest steht nämlich, dass der Kapitän noch immer nicht vollständig fit ist. „Ich spüre immer noch etwas“, sagte Gjasula am Mittwoch und deutete auf die gezerrten Bauchmuskeln an seiner linken Seite.

Er hatte mit der Gruppe der Angeschlagenen trainieren müssen- mit Fabian Franke, Toni Lindenhahn, Petar Sliskovic und Dorian Diring.

Weitere Infos zum Halleschen FC im Netz unter www.mz.de/hfc (mz)