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„Uns fehlt vorne das gewisse Etwas“ HFC-Trainer Zimmermann hinterfragt Offensivqualität seines Teams

Der HFC kassiert gegen ein limitiertes Chemnitz die erste Heimniederlage. Wieder einmal wird die Offensive dem eigenen Anspruch nicht gerecht. Was macht Hoffnung?

Von Tobias Grosse 08.12.2024, 18:00
Jan Löhmannsröben kommt einen Schritt zu spät, Chemnitz' Jongmin Seo trifft in der Nachsipelzeit zum 0:1.
Jan Löhmannsröben kommt einen Schritt zu spät, Chemnitz' Jongmin Seo trifft in der Nachsipelzeit zum 0:1. (Foto: Objektfoto)

Halle/MZ. - Aus der Kabine des Chemnitzer FC dröhnte am Samstagabend Wolfgang Petrys Gassenhauer „Wahnsinn“. Und es war ja wirklich der Wahnsinn, dass der CFC, dessen eigener Trainer Benjamin Duda später gestand, dass man im Spiel mit dem Ball „gar keinen Plan“ habe, gerade das Regionalliga-Fußballspiel beim Halleschen FC mit 1:0 gewonnen hatte. Chemnitz schoss den Ball seltener aufs Tor als im Spielaufbau unbedrängt ins Aus, traf den HFC aber in Person des starken Flügeldribblers Jongmin Seo in der Nachspielzeit (90.+2) ins Herz.

Halle kassierte die erste Heimniederlage in dieser Saison, der Rückstand auf Tabellenführer Lok Leipzig, wenige Stunden zuvor mit 2:0 erfolgreich gegen Altglienicke, beträgt nun wieder acht Punkte.

Ende zweier Serien

Ja, der Rückschlag sei groß, sagte Mark Zimmermann danach – Halles Trainer meinte damit aber nicht den größer gewordenen Abstand auf Lok, sondern das Ende der Serien. Jener im Leuna-Chemie-Stadion, wo der HFC bis dato siebenmal gewonnen, zweimal die Punkte geteilt hatte. Und jener der vergangenen beiden Monate, in denen sein Kader in neun Pflichtspielen nicht verloren, achtmal gewonnen hatte. „Wir waren ja nichts anderes mehr gewohnt, aber Niederlagen gehören halt auch dazu“, sagte Zimmermann.

Der HFC ist in den Wochen seit Oktober zumindest punktetechnisch dem durch Sportchef Daniel Meyer formulierten Anspruch, die beste Mannschaft der Liga sein zu wollen, gerecht geworden. Die vielen Siege haben aber immer wieder auch ein bisschen darüber hinweggetäuscht, dass es einen Makel gibt, den das Personal schon seit Saisonbeginn begleitet. Der stach nach der Niederlage gegen Chemnitz in der Erörterung des Warums wieder einmal heraus. „Uns fehlt vorne das gewisse Etwas“, nannte es Zimmermann.

Kaum Chancen, schlechte Verwertung

Der HFC steht nach dem ersten Rückrundenspiel bei 28 Treffern in 18 Partien. Ein ordentlicher Wert, mehr nicht. Und die Hälfte der Tore ist ja auch noch direkt oder infolge von Standardsituationen entstanden, die gegen Chemnitz, mit neun Gegentoren die beste Abwehr der Liga, nicht so gefährlich geworden sind, „um die Tür zu öffnen“, so Zimmermann.

Also musste sich der Absteiger auf seine offensiven Qualitäten aus dem Spiel heraus verlassen – dort liegt seit Monaten die Krux. Halle vermag es kaum, sich hochkarätige Chancen herauszuspielen. Und wenn doch, hapert es an der Abschlussqualität.

Beides war gegen den CFC zu beobachten. In der ersten Halbzeit fand der HFC kaum Lücken, und als er sich einmal über die rechte Seite durchspielte, schaffte es Max Kulke, das Spielgerät aus fünf Metern drei Meter über den Kasten zu jagen. Später titschte ein Schuss von Joe-Joe Richardson noch auf die Latte, mehr Angriffskraft brachte Halle nicht auf den Rasen.

Noch ein Spiel in 2024

In der zweiten Hälfte gelang das zwar besser, der HFC dominierte mitunter, schnürte den CFC ein. Doch große Chancen gab es außer einem Außenpfostentreffer von Joker Anthony Roczen nicht – Flanken oder letzte Pässe gerieten zu ungenau. „Kaltschnäuzigkeit und Ruhe“, vermisste Zimmermann.

Chemnitz dagegen traf kurz vor Schluss nach einem einfachen langen Schlag, weil Seo den Ball sensationell herunter nahm und Halles Keeper Luca Bendel ihn nicht entscheidend ablenken konnte. Es war eine Art Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Tor – ein Stilmittel, das dem HFC bei der aufwendigen Suche nach der Tür in jeder Abwehrwand abgeht, auch weil der stets bemühte Cyrill Akono auf der Mittelstürmerposition maximal unglücklich wirkt. Auch von Kulke und Richardson eine Reihe dahinter geht zu wenig Gefahr aus.

Zimmermann muss nach dem letzten Spiel 2024 in Plauen am Samstag in der Winterpause Lösungen finden. Große Hoffnungen ruhen auf Jonas Nietfeld, der nach seinem Kreuzbandriss zurückerwartet wird, als Stürmer eingeplant ist. Und darauf, dass Roczen mal verletzungsfrei bleibt. Ein Zugang ist vorerst nicht geplant.

Es ist durchaus ein Poker. Denn aktuell wird die Offensive des HFC dem eigenen hohen Klubanspruch nicht gerecht. „Das ist irgendwann dann eine Qualitätsfrage“, sagte auch Zimmermann.