Trainer braucht noch Assistenten Mit Video: Diesen Fußball will Mark Zimmermann beim HFC spielen lassen
Mark Zimmermann soll den Neuanfang beim Halleschen FC gestalten. Warum sich der Verein für die Jenaer Fußball-Ikone entschieden hat.
Halle/MZ - Ein arbeitsloser Trainer gerät schnell in Vergessenheit, verschwindet vom Radar. Mark Zimmermann musste das in den vergangenen Monaten lernen. Eine Saison war der Fußballlehrer, zuvor fast drei Jahrzehnte als Spieler und Trainer ohne Pause im hektischen Profigeschäft unterwegs, nach dem Ende seiner Zeit bei der Reserve des 1. FC Köln ohne Anstellung. Die Folge: „Das Jahr war sehr ruhig“, blickte Zimmermann zurück. Irgendwann auch zu ruhig, das klang da bei ihm durch.
Freudig erzählte der 50-Jährige daher am Dienstagmittag davon, dass es seit diesem Montag mit der Ruhe vorbei ist. Da sickerte durch, dass Zimmermann zurück im Geschäft ist, beim Halleschen FC nach dem Drittligaabstieg als Trainer den Neuanfang entscheidend gestalten soll. „Ganz viele Leute haben sich gemeldet, mir gratuliert, Glück gewünscht“, erzählte Zimmermann. „Auch aus Jena gab es nicht eine negative Nachricht.“
HFC-Trainer Mark Zimmermann ist zum Fan des 1. FC Köln geworden
Bei Carl Zeiss, ein ewiger Rivale des HFC, ist „Zimme“ eine Ikone, war Spieler und Aufstiegstrainer. Hemmungen, in Halle anzuheuern, sich in Klamotten mit dem rot-weißen Wappen zu schmeißen, hatte der Trainer nicht. „Ich habe 24 Jahre in Jena verbracht, in unterschiedlichen Funktionen, das ist klar. Ich habe aber auch zu Köln eine hohe Bindung aufgebaut, bin in den vier Jahren dort zum Fan des 1. FC Köln geworden. Jetzt startet der Weg beim HFC und ich werde mich hier genauso einbringen wie zuvor in Jena und Köln.“
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Daher wird er auch sein Leben als Nomade im VW-Bus, dort lebte der Vater eines erwachsenen Sohnes in den zurückliegenden, ruhigen Monaten, aufgeben, fest nach Halle ziehen. „Ich habe nicht vor zu pendeln, will mich hier einleben, das ist für mich die Basis.“
Die Aufgabe, die vor dem Thüringer liegt, ist enorm. Nach zwölf Jahren in der dritten Liga startet der HFC in der Regionalliga quasi bei Null. Eine komplett neue Mannschaft muss zusammengestellt und von Zimmermann, der einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat, zu einer Einheit geformt werden. Zugleich ist die Erwartungshaltung hoch, als Absteiger wird der HFC als Favorit in die Saison gehen. Bei Misserfolgen scheint Unruhe programmiert.
HFC-Sportchef Daniel Meyer: „Wir werden Mark bedingungslos unterstützen“
Das weiß Daniel Meyer, als Sportchef der zweite zentrale Gestalter des Neuanfangs. „Wir müssen davon ausgehen, dass es am Anfang hakt. Unsere Aufgabe ist es, dass wir dann zusammenstehen“, sagte der, auch in Richtung der Anhängerschaft. „Wir werden Mark bedingungslos unterstützen. Denn ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir mit ihm einen super Trainer haben, für die Aufgaben, die vor uns liegen.“
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Zimmermann, der keiner ist, der mit flotten Sprüche auffällt, bei seiner Vorstellung aber zunehmend auftaute, etwa vom Karnevalsvirus erzählte, der ihn in Köln ergriffen hat, galt schon seit knapp zwei Wochen als Favorit auf den Trainerposten beim HFC. Er konnte sich unter anderem gegen den ehemaligen Babelsberg-Coach Markus Zschiesche durchsetzen. „Mark vereint alles auf sich, was wir suchen. Er hat nachgewiesen, dass er Spieler entwickeln kann, hat ein Gefühl für den Fußball-Osten und weiß, wie man den Aufstieg in die dritte Liga schafft. Das ist auf Strecke unser Ziel“, begründete Sportchef Meyer.
Die ersten Schritte auf diesem beschwerlichen Weg – der HFC müsste in den kommenden zwei Jahren als Meister auch noch die Relegation überstehen, um aufzusteigen – wird Zimmermann mitgestalten. „Wir wollen sehr mutigen, sehr aggressiven, laufintensiven Fußball spielen, wollen Dominanz und Kontrolle auf den Platz bringen“, skizziert er seine fußballerischen Vorstellungen.
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Die bisherigen Kaderentscheidungen, diverse Spieler mit Vergangenheit im HFC-Nachwuchs wurden verpflichtet, gefallen ihm. „Ich arbeite gern mit Spielern, die sich mit einem Klub identifizieren, ich habe das als Spieler selbst erlebt. Mit dem Plan, auf Spieler zu setzen, die hier Wurzeln haben, den nächsten Schritt machen wollen, identifiziere ich mich voll.“
Kann Mark Zimmermann Niklas Landgraf von einem Verbleib beim HFC überzeugen?
Bisher stehen acht Profis unter Vertrag, bis zum Trainingsauftakt am 17. Juni sollen es um die 20 sein. Mit Niklas Kastenhofer und Joscha Wosz sind die Verpflichtungen zweier weiterer Eigengewächse nach MZ-Informationen bereits perfekt. Nun geht es darum, Führungsspieler zu finden oder zu binden. Niklas Landgraf, Jonas Nietfeld oder Tom Baumgart warteten auf Klarheit in der Trainerfrage. Mit ihnen, Zimmermann nennt zuvorderst Landgraf, will der neue Coach nun sprechen, versuchen, sie von einem Verbleib zu überzeugen. Zudem will er gemeinsam mit Meyer den Spielermarkt sondieren, eigene Namen einbringen.
Manfred Starke könnte einer sein. Der routinierte Offensivspieler ist nach Abgang bei 1860 München ohne Vertrag, Zimmermann kennt ihn aus Jena. Interesse verneinte er nicht. „Bis jetzt hatten wir aber keinen Kontakt“, sagte er.
Offen ist, wie das Trainerteam rund um Chef Zimmermann aussieht. Die Positionen des Assistenz- und Torwartcoachs müssen noch besetzt werden. „Das ist mit die dringlichste Aufgabe“, betonte Meyer. Auch hier hofft er, wie bei den Halte-Kandidaten um Landgraf, auf zeitnahe Klarheit.