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Hallescher FC Hallescher FC: Wechselt Osayamen Osawe in der Winterpause?

Von Daniel George 08.12.2015, 21:36
Osayamen Osawe bejubelt einen Treffer.
Osayamen Osawe bejubelt einen Treffer. Archiv/Eckehard Schulz Lizenz

Halle - Nur fünf Minuten vergehen, schon antwortet Christopher Adedeji auf die Kurznachricht. Ob er Zeit für ein Telefonat hat? Ein paar Fragen zur Zukunft seines Klienten - Osayamen Osawe, dem Topstürmer des Halleschen FC - sollen gestellt werden. „Kein Problem“, schreibt der Spielerberater, schiebt dann aber hinterher: „Ich bin noch auf dem Flughafen, gerade erst aus Italien zurückgekommen. Ich melde mich.“

Ein Meeting kommt dazwischen, es wird spät. Christopher Adedeji entschuldigt sich, verweist auf den nächsten Tag als Gesprächstermin. Er hat wie immer viel zu tun. Doch für dieses Gespräch nimmt er sich dann doch gerne eine halbe Stunde Zeit. Denn: „Dieser Lärm um Yamen“, sagt Adedeji auf Englisch, „muss aufhören.“

Paradebeispiel der Philosophie

Er könnte auch auf Deutsch sprechen, kann sich in dieser für ihn fremden Sprache grundlegend verständigen. Seine Freundin lebt in Jena, das Paar hat ein kleines Kind. Doch „auf Englisch“, sagt der belgische Spielerberater aus der englischen Industriestadt Manchester, „kann ich meinen Standpunkt besser deutlich machen.“

Er sorgt sich ein bisschen um seinen 22 Jahre alten Stürmer, über den in den vergangenen Wochen viel diskutiert wurde. „Yamen ist ein junger Spieler, für ihn ist das nicht leicht, wenn ständig über seine Zukunft gesprochen wird. Er ist mental zwar sehr stark, aber es wäre nur menschlich, wenn ihn das beeinflusst.“

Mit seinen acht Treffern gehört der Engländer in dieser Saison zu den besten Drittliga-Torjägern, zwei Tore hat er außerdem vorbereitet. Höherklassige Vereine haben Ambitionen bekundet, den schnellen Stürmer zu verpflichten. Sein Vertrag beim HFC läuft am Saisonende aus. Aber: „Im Moment“, sagt Berater Adedeji, „spielt er mit vollem Einsatz für Halle. Wir sind nicht auf der Suche nach einem neuen Verein. Yamen möchte sich auf den Fußball konzentrieren.“

Deshalb verweist der Stürmer bei Fragen zu seiner Zukunft auch immer auf seinen Berater. Auf einen Mann also, für den Osawe ein Paradebeispiel ist: Spieler aus unterklassigen Ligen sichten, sie beraten und auf dem Weg nach oben begleiten - das ist seine Philosophie. Deshalb war der 47-Jährige in den vergangenen Tagen auch in Italien, um sich den dortigen Drittliga-Fußball anzuschauen.

Osawe wechselte im Sommer 2014 aus der fünften englischen Liga nach Halle. „Niemand hat damals an ihn geglaubt, in Rostock haben sie uns wieder weggeschickt. Aber wir haben weiter gekämpft und den Leuten bewiesen, dass sie falsch gelegen haben“, sagt Adedeji mit stolzer Stimme. Auch die Anfangszeit in Halle sei nicht leicht gewesen.

Nun wechselt er doch kurz ins Deutsche. Ein Wort hat sich in seinem Kopf zementiert. „Seine Ballannahme“, meint Adedeji, „immer wieder haben die Leute gesagt, seine Ballannahme sei zu schlecht.“ Viele hätten an Osawe gezweifelt. Aber: „Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass er ruhig bleiben soll - das wird schon. Und jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass meine Prognose wahr geworden ist.“

„Sag niemals nie“

Doch wie geht es denn nun weiter mit dem Topstürmer des HFC? Adedeji möchte nichts ausschließen, seinen Standpunkt aber ein für allemal klar machen. Ein Verbleib in Halle über das Saisonende hinaus? „Man soll niemals nie sagen. Und klar ist: Wenn Yamen in der nächsten Saison in der dritten Liga spielt, dann in Halle.“

Ein Verbleib wäre bei Angeboten höherklassiger Klubs nahezu utopisch. Aber auch das würde Adedeji so nie sagen. „Wir haben großen Respekt vor dem HFC. Hier hat sich Yamen zu dem Spieler entwickelt, der er heute ist.“

Aus diesem Grund würde er sich auch nicht querstellen, würde Halle den Engländer im Winter verkaufen wollen. „Der HFC hätte sich eine Ablöse für Yamen verdient.“ Berater und Spieler wären gesprächsbereit.

Doch ein Winter-Wechsel ist zwischen beiden noch kein Thema. Osawe soll sich auf die verbleibenden zwei Partien des Spieljahres konzentrieren. Und Christopher Adedeji? Der war gestern Vormittag wieder einmal auf dem Weg zum Flughafen. Diesmal ging es nach England. Den nächsten Osawe finden. (mz)

Christopher Adedeji (links) mit seinem früheren Klienten Orlando Smeekes (Ex-Jena)
Christopher Adedeji (links) mit seinem früheren Klienten Orlando Smeekes (Ex-Jena)
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