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Fabian Baumgärtel Hallescher FC: Warum sich Fabian Baumgärtel für Halle entschieden hat

Von Christoph Karpe 28.07.2016, 20:50
Neuzugang Fabian Baumgärtel beim ersten Training des HFC in der neuen Saison im Erdgas Sportpark in Halle
Neuzugang Fabian Baumgärtel beim ersten Training des HFC in der neuen Saison im Erdgas Sportpark in Halle Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Noch nie hat er für einen Ost-Klub gespielt - wie ist er dann ausgerechnet beim Halleschen FC gelandet? Schließlich war er in der Sommerpause deutschlandweit einer der begehrtesten Außenverteidiger im Drittliga-Bereich. Fabian Baumgärtel schildert das detailliert: „Vor dem letzten Spieltag hat mich Sportdirektor Stefan Böger kontaktiert und gefragt, ob ich mir einen Wechsel zum HFC vorstellen könne. Man hätte mich gern im neuen Team“, erzählt der Linksverteidiger mit Stammplatzgarantie.

Baumgärtel war unsicher. Doch dann stiegen seine Stuttgarter Kickers unter filmreif dramatischen Umständen am letzten Spieltag der Saison ab - Wehen schoss im Klassenerhalt-Fernduell ein Tor in der Nachspielzeit, was gegen die Schwaben den Ausschlag gab. Halle freute es. Als nächster aus der Leitung der Rot-Weißen meldete sich Trainer Rico Schmitt und bekräftigte das Interesse.

"Schmitt ist ein Top-Coach"

Fabian Baumgärtel holte sich Meinungen ein. Von Klaus Gjasula, mit dem er bei den Kickers ein halbes Jahr gemeinsam gespielt hatte, über den Trainer. Dessen Urteil über seinen ehemaligen Chef in Offenbach: Schmitt ist ein Top-Coach.

Dann befragte Fabian Baumgärtel seinen alten Kumpel Stefan Kleineheismann über Halle. Mit dem Innenverteidiger hatte der Bamberger schon bei Greuther Fürth in Jugendmannschaften zusammen gekickt und immer noch Kontakt. „Er sagte mir, dass es sich hier, entgegen des vielleicht außerhalb nicht so guten Rufs, von der Lebensqualität her prima aushalten lässt und der HFC ein wirklich toller Verein ist, bei dem alles in geregelten Bahnen verläuft.“

Möblierte Wohnung in der Innenstadt

Fabian Baumgärtel sieht die Vorab-Informationen mittlerweile in allen Bereichen bestätigt. In der „schön ruhigen“ Innenstadt hat er gerade, weil ein passendes Häuschen für seine kleine Familie auf die Schnelle nicht zu finden war, eine möblierte Wohnung übernommen. Im Verein sieht er sich wertgeschätzt, die Mannschaft passt. „Halle hatte mir von allen Mitbewerbern das beste Angebot gemacht - und ich hatte Angebote von vielen Klubs. Ich habe außerdem unterschrieben, weil ich spürte, hier soll etwas mit Perspektive aufgebaut werden“, sagt er.

Der 27-Jährige fühlt sich wohl auf seiner ersten Station im Osten. „Außerdem sind es über die Autobahn nur gut zwei Fahrstunden bis Bamberg.“ Dort leben seine Lieben.

Der Familienvater legt auch Wert auf bestmögliche Rahmenbedingungen für seinen Job. Er hat da so seine Erfahrungen gemacht. In Fürth ausgebildet, kam er in der Aufstiegssaison 2011/12 nicht am Rivalen Heinrich Schmidtgal vorbei. Um Spielpraxis zu sammeln, wurde er nach Aachen geschickt. Die Alemannia stürzte in die Insolvenz, in Fürth war Mike Büskens inzwischen als Trainer gefeuert worden, der Neue wollte Baumgärtel nicht mehr zurück. Aus einem neuerlichen Leihgeschäft zu den Kickers nach Stuttgart wurde später ein festes Engagement in Schwaben.

Chaos bei den Kickers

Fabian Baumgärtel fühlte sich dort wohl. Mit Freundin Nadine, seinem nun einjährigen Sohn Lenn und den drei Hunden - ein Labrador, zwei Jack-Russel-Terrier - hatte er sich ein Nest gebaut. Doch nach dem knapp verpassten Zweitliga-Aufstieg brach in der vergangenen Saison das Chaos bei den Kickers aus.

Die sportliche Leitung schoss gegeneinander, Trainer Horst Steffen wurde erst in die Aufstellungen hineingeredet, dann wurde er gefeuert. Tomislav Stipic bekam den Scherbenhaufen nicht mehr gekittet, der Abstieg war die Folge - und Fabian Baumgärtel, zuletzt Kapitän der Mannschaft, wollte nach 128 Spielen für die Blauen „einfach nur noch weg. Es ist traurig, was da zuletzt gelaufen ist.“

Perspektive zweite Liga

Jetzt schaut er hoffnungsvoll in die Zukunft: „Wir haben eine Mannschaft mit viel Potenzial und sind in der Breite richtig gut aufgestellt.“ Der langgediente Profi kann das einschätzen. Mit dem Halleschen FC würde er gern das Ziel zweite Liga angehen - diese Perspektive hatten ihm Böger und Schmitt aufgezeigt.

Und als ehrgeiziger Profi, der sehr bewusst mit seinem Körper umgeht und der noch nie schwer verletzt war, ist das ein erstrebenswertes Ziel. „Ich will meine Zeit als Profi optimal nutzen“, sagt Baumgärtel, der nach dem Abitur ein BWL-Studium abgebrochen hat, um sich ganz auf den Fußballer-Beruf zu konzentrieren. „Später, mit Mitte 30, kann ich mir vorstellen, dann noch einmal Sportpsychologie zu studieren“, verrät Baumgärtel.

Weit weg - zunächst steht für ihn in Erfurt sein erstes Ost-Derby an. 

Fabian Baumgärtel ist präzise in der Spieleröffnung.
Fabian Baumgärtel ist präzise in der Spieleröffnung.
Schulz