Brüder-WG Hallescher FC: Warum HFC-Profi Florian und Lok-Leipzig-Spieler Felix Brügmann zusammen wohnen

Halle (Saale - Florian Brügmann wusste, wen er sich da ins Haus holt. „Meine Mutter hat mich gewarnt“, sagt der Fußballer des Halleschen FC, der als Ordnungsfanatiker gilt. Wasserflecken nach dem Duschen auf den Armaturen? Die kleinsten Krümel auf dem Tisch? Der Horror für Brügmann.
Aber: „Ich muss zugeben, dass er sich wirklich Mühe gibt“, sagt der 25-Jährige nun. „Bislang“, scherzt Brügmann, „musste ich noch nicht viel sanktionieren.“
Sein neuer Mitbewohner sitzt in einem Restaurant am Marktplatz neben ihm und schmunzelt so vor sich hin. „Als ich das erste Mal die Wohnung betreten habe, wurden mir alle Regeln gleich ausführlich näher gebracht“, sagt der zwei Jahre jüngere Blondschopf. „Irgendwann“, meint er, „macht Flo bestimmt ein Hotel auf.“
Spielerberater für den Bruder
Das wäre dann eine Option, um nach der Fußball-Karriere den Lebensunterhalt zu verdienen. Doch bei seinem jetzigen Gast verzichtet Florian Brügmann auf die Mieteinnahmen. Ganz freiwillig. Denn es handelt sich nicht um irgendjemanden, sondern um Felix Brügmann, seinen kleinen Bruder.
Besser gesagt: Einen seiner zwei kleinen Brüder. Da gibt es schließlich noch Frederik. Der ist 21 Jahre alt und kickt beim Heimatverein der Brügmanns, dem SSV Güster in Schleswig-Holstein. Trainiert wird der Sechstligist von Vater Uwe. Schon immer quasi. Im Nachwuchs war Mutter Petra sogar mal Co-Trainerin ihres Mannes. Florian und Felix wurden von den Eltern über den Platz gejagt.
„Das war die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte“, flachst Florian Brügmann, der von der G- bis zur C-Jugend mit seinem Bruder in einer Mannschaft spielte.
Während Florian später ins Jugendinternat des FC Hansa Rostock wechselte und dort zum Reinlichkeitsliebhaber wurde, kickte Felix später ein Jahr in der zweiten Mannschaft des Hamburger SV.
In der vergangenen Saison schnürte er für den Hamburger Oberligisten Altona 93 die Schuhe, verpasste den Aufstieg nur knapp. „Es war klar, dass er den nächsten Schritt machen wollte“, erzählt Florian Brügmann, der kurzerhand eigenverantwortlich als Berater fungiert. Der HFC-Profi rief beim Regionalliga-Aufsteiger 1. FC Lok Leipzig an und stellte seinen Bruder vor.
Im Februar absolvierte Felix in Leipzig sein erstes Probetraining, im März noch eines. Dann war klar, dass Lok ihn verpflichten möchte. „Der einzige Transfer, den ich bislang in die Hand genommen habe, und der hat geklappt - eine starke Bilanz“, scherzt Florian Brügmann und schiebt hinterher: „Auf meine Provision habe ich verzichtet.“
Der eine, Florian, verteidigt seit drei Jahren in Liga drei für den Halleschen FC. Der andere, Felix, stürmt nun also seit dieser Saison in der Regionalliga für Lok Leipzig. In der Vorbereitung gelangen stolze 15 Tore - in einer Testpartie. „Mein bisheriger Rekord“, erzählt er. Zum Saisonauftakt am vergangenen Wochenende gegen Energie Cottbus (1:1) wurde er kurz vor Schluss eingewechselt. Sein Bruder saß auf der Tribüne.
Harmonisches Verhältnis
Florian ist neben Vater Uwe der größte Förderer von Felix. „Wir treiben uns gegenseitig an“, sagt der kleine Bruder. „Dabei gehen wir kritisch miteinander um“, ergänzt der ältere. Das war schon in ihrer Kindheit so. Unter dem eigenen Vater zu spielen, war nicht immer leicht. Aber: „Wir sind ja nicht aus Zucker“, sagt Florian Brügmann. „Das Schlimmste ist doch, wenn du immer den Hintern gepudert bekommst.“ Und das war bei den Brüdern Brügmann garantiert nicht der Fall. Auf dem kleinen Platz ihres Dorfvereins haben sie sich alles erarbeitet - gemeinsam.
Nun wohnt Felix bei Florian, bis er eine eigene Wohnung in Leipzig gefunden hat. Und im Grunde hält er sich gerne an die Regeln. Er wischt die Armaturen ab, er saugt die Krümel auf. „Wir haben ein sehr harmonisches Verhältnis“, sagt er. Sein große Bruder denkt kurz nach - und nickt. „Kann man so stehen lassen“, meint Florian.