Hallescher FC Hallescher FC: Mouaya: "Ich kann Abstiegskampf"

Halle (Saale) - Patrick Mouaya musste erst einmal durchschnaufen. Den Schweiß abwischen, die Fußballschuhe mit bequemen Latschen tauschen und den Reißverschluss der Trainingsjacke schließen. Bei den derzeit kühlen Temperaturen am frühen Abend kann sich ein Sportler schnell erkälten. Erst recht nach zweieinhalb intensiven Stunden Training. Denn Coach Sven Köhler nahm die Kicker des Fußball-Drittligisten Hallescher FC am Dienstag richtig ran. Erst mehr als zwei Stunden Sprints und athletischer Leistungstest in der Sporthalle und am Nachmittag besagte zweieinhalb Stunden mit vielen Basisübungen des Fußballs. Köhler zieht in der sportlichen Krise merklich die Zügel an.
Dienstältester HFC-Spieler
„Heute war es schon ein wenig anstrengend. Da weiß jeder, was er gemacht hat“, sagt Mouaya. Der kongolesische Nationalspieler ist in seinem sechsten Jahr bei den Rot-Weißen und damit aktuell der dienstälteste Spieler im Kader. Im Moment muss er sich allerdings mit einer Reservistenrolle abfinden. Nur vier Einsätze über 90 Minuten und zwei Einwechslungen stehen auf seiner Habenseite. Doch Mouaya legt auf Details wert: „Als ich gegen Fortuna Köln kam, lagen wir 0:2 hinten und haben kein Gegentor mehr kassiert. Dann kam das 1:1 in Duisburg und das 4:0 in Unterhaching. Da habe ich überall nicht viel falsch gemacht. Und das weiß auch der Trainer“, sagt er.
Trotzdem musste er wieder auf die Bank, weil Trainer Köhler merkte, dass keine Ruhe in seine Innenverteidigung einkehrte. Er experimentierte deshalb. Mit der zusätzlichen Verpflichtung von Florian Krebs und dem Einsatz des etatmäßigen Mittelfeldspielers Marco Engelhardt in der Abwehr ist die Zahl der Innenverteidiger beim HFC auf fünf gestiegen.
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Es ist gut möglich, dass Manager Ralph Kühne und Trainer Köhler das Personal in diesem Mannschaftsteil in der Winterpause reduzieren müssen, um Geld für die Rückkehr verletzter Spieler, die jetzt von der Berufsgenossenschaft bezahlt werden, frei zu bekommen. Oder um Nachverpflichtungen vorzunehmen, wenn es mit der Rückkehr der Langzeitverletzten wie Björn Ziegenbein und Selim Aydemir nicht klappen sollte. Fakt ist: Werden alle gesund, ist der Kader zu groß. Da stehen jetzt schon alle Spieler auf dem Prüfstand.
„Wenn der Manager mich konkret anspricht, dann muss ich mir natürlich auch Gedanken machen“, sagt Mouaya. „Aber ich habe noch einen Vertrag bis 2016. Und Abfindungen zahlt der HFC bestimmt nicht. Ich könnte mir eher vorstellen, dass der Verein dann Spieler anspricht, deren Verträge im Sommer 2015 ohnehin auslaufen.“ Mouaya bringt auch Pluspunkte für sich ins Spiel. „Beim HFC habe ich alles durch. Ich war Stammspieler. Ich war Langzeitverletzter, der zurückgekommen ist. Ich kenne die Rolle als Einwechsler. Und ich kann Abstiegskampf“, zählt er auf. „In der letzten Saison stand ich in der kritischen Phase nach der Winterpause von Beginn an wieder in der Stammelf und habe fast alle Partien bis zum Sommer bestritten. Ich habe meinen Teil zum Klassenerhalt geleistet“, erklärt er selbstbewusst.
Rückkehr zu alter Qualität
Der Routinier, der von seiner Familie getrennt lebt, an jedem freien Tag aber zwischen Bremen und Halle pendelt, ist überzeugt, dass der HFC auch diese Krise überstehen wird. „In den sechs Jahren, die ich jetzt hier bin, hatten wir noch nie eine Verletztenmisere wie in dieser Saison. Fünf Langzeitverletzte, dazu noch vier oder fünf Stammspieler, die später in die Saison eingestiegen sind und ein Sören Bertram, dem das Pech an den Hacken klebt. Wir haben wahrscheinlich in 17 Spielen mit 15 verschiedenen Formationen gespielt. Das verkraftet vielleicht Bayern München mit einem Riesenkader, aber nicht der HFC“, sagt Mouaya.
Und wie kriegt der HFC die Kurve? „Wenn wir zu der Qualität zurückkehren, die uns im Frühjahr ausgezeichnet hat“, sagt Mouaya. „Da haben wir hinten auch immer mal Tore kassiert. Aber wir waren in der Lage, vorn mindestens eins mehr zu schießen.“
Doch solche Durchschlagskraft ist aktuell nicht ansatzweise erkennbar. Es gilt als sicher, dass der HFC in den Angriff investieren wird - und dafür aussortiert. Nicht nur in der Abwehr. (mz)