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Hallescher FC Hallescher FC: Marco Engelhardt - das Musterbeispiel

Von Daniel George 16.12.2015, 21:34
Zieht nicht zurück: HFC-Innenverteidiger Marco Engelhardt (Mitte)
Zieht nicht zurück: HFC-Innenverteidiger Marco Engelhardt (Mitte) Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Marco Engelhardt hat da ein Ritual. Immer, wenn Osayamen Osawe nach den Partien des Halleschen FC zum Interview gebeten wird, mischt sich der Abwehrboss kurz ein. Schmunzelnd weist er seinen englischen Mitspieler dann daraufhin, er könnte seine Gespräche doch auch auf Deutsch führen. Zumindest solle er es versuchen. Das hat etwas mit Weiterentwicklung zu tun - und ist für den jungen Osawe jedes Mal ein kleiner Denkanstoß.

Schneller in den Blickpunkt

Es ist eine immer wiederkehrende Szene, die Marco Engelhardts Rolle beim Drittligisten vorzüglich beschreibt: Der 35 Jahre alte Routinier ist für viele seiner Kollege so etwas wie der große Bruder. Führungsfigur und Ratgeber. „Ein Musterbeispiel an Professionalität“, wie Stefan Böger ihn nennt. „Die anderen orientieren sich an ihm“, sagt der Trainer des HFC über seinen Abwehrchef.

Marco Engelhardt ist sich dessen bewusst. Er weiß, dass seine Meinung gefragt ist - auf und abseits des Platzes. Schließlich ist er beim HFC einer von vier Akteuren jenseits der 30 Jahre. „Als ich noch ein junger Spieler war, war das genau andersherum“, erinnert er sich, „damals gab es vielleicht drei, vier junge Leute und der Rest waren erfahrene Spieler.“

Das Geschäft habe sich verändert, seitdem er vor 16 Jahren bei Rot-Weiß Erfurt seinen erste Profivertrag unterschrieben hat. Engelhardt musste sich damals nach oben kämpfen, ging Schritt für Schritt. Erst in die zweite Liga nach Karlsruhe, später in Liga eins nach Nürnberg und Kaiserslautern. „Heutzutage rücken Talente vor allem in der dritten Liga viel schneller in den Blickpunkt“, meint er. „Die Erst- oder Zweitligavereine haben alle Angst, den nächsten Mario Götze zu verpassen.“

Das wäre zum einen Chance, zum anderen aber auch Gefahr. „Da kann man sich als Talent auch drauf ausruhen“, meint Engelhardt „aber diese Herangehensweise wäre verkehrt. Man muss einfach das Bewusstsein haben, die dritte Liga als Sprungbrett zu nehmen. Als Fußballer hast du nur ein bestimmtes Karrierefenster. Sechs oder sieben Jahre dritte Liga zu spielen, wird nicht reichen, um danach davon leben zu können. Man muss die Eigeninitiative mitbringen, sich täglich verbessern zu wollen.“

Osayamen Osawe, 22 Jahre alt, und Sören Bertram, 24 Jahre alt, haben das beim HFC in den vergangenen Monaten getan und mit ihren starken Auftritten das Interesse höherklassiger Klubs geweckt. Für Engelhardt ein gutes Beispiel, was junge Kicker mit der richtigen Einstellung erreichen können: „Man muss ja ehrlich sagen, dass Yamen vor einem Jahr noch erhebliche Defizite hatte, was sein Spiel am Ball betrifft. Da hat er sich aber enorm verbessert und jetzt bieten sich ihm dadurch Möglichkeiten.“

Was er dem jungen Stürmer raten würde? „Schwer zu sagen“, meint Engelhardt, „das muss er für sich entscheiden, wo die Reise hingehen soll. Aber der Schritt muss in jedem Fall wohl überlegt sein. Da ist das Geld vielleicht gar nicht so entscheidend, sondern viel eher die Frage, wo er die besten Chancen hat, zu spielen und sich weiterzuentwickeln.“

Trainerfrage spielt große Rolle

Engelhardt selbst hat seine Entwicklung als Profi nahezu abgeschlossen. Trotz seiner 35 Jahre gehört er auch in dieser Saison zu den Dauerbrennern des HFC. Sein Körper spielt mit, weil er ihn vorbildlich pflegt. Nur zwei Drittligapartien hat der Routinier bislang verpasst - weil er gesperrt war. Darüber, wie es mit ihm beim HFC weitergeht, macht sich der Innenverteidiger noch keine detaillierten Gedanken. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. „Stand jetzt möchte ich noch ein Jahr spielen“, sagt er, „aber dafür müssen verschiedene Dinge geklärt sein.“

An erster Stelle stünde bei seinen Überlegungen die Trainerfrage: „Wenn Stefan Böger beim HFC bleibt und weiterhin mit mir arbeiten möchte, wäre das erst einmal die Voraussetzung für mich, um mir darüber Gedanken zu machen“, sagt Marco Engelhardt. (mz)