1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Hallescher FC
  6. >
  7. Hallescher FC: Hallescher FC: Keeper Bredlow lässt Kritiker verstummen

Hallescher FC Hallescher FC: Keeper Bredlow lässt Kritiker verstummen

Von Daniel George 27.09.2015, 20:04
HFC-Torwart Fabian Bredlow während des offiziellen Fototermins seines neuen Arbeitgebers in Halle.
HFC-Torwart Fabian Bredlow während des offiziellen Fototermins seines neuen Arbeitgebers in Halle. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Buddy spürte beim Sonntagsspaziergang, dass sein Herrchen noch grübelte. Zwei Gegentore hatte Fabian Bredlow am Freitagabend beim 0:2 im Mainzer Stadion am Bruchweg kassiert. Bei beiden war der Keeper des Halleschen FC machtlos. Doch: „Wenn du solche Tore kassierst, ist es schwer abzuschalten“, erklärte der 20-Jährige gestern, „du hinterfragst das stundenlang, kannst schlecht schlafen.“ Was da hilft? „Ich gehe mit meinem Hund spazieren. Das hilft eigentlich immer.“

Eltern behalten Recht

Spätestens als Fabian Bredlow seine französische Bulldogge Sonntagvormittag mit einigen Artgenossen durch Berlin-Grunewald tollen sah, hatte er das Grübeln dann doch vergessen. Seit neun Monaten begleitet Buddy, passenderweise das englische Wort für Kumpel, den Torhüter nun schon. Geboren wurde er in Österreich, wo Bredlow in der vergangenen Saison beim Zweitligisten Liefering spielte.

Seit Sommer lebt Buddy mit Bredlow und dessen Freundin in Halle - und fühlt sich dort genau wie sein Herrchen inzwischen sehr wohl. Denn Fabian Bredlow ist der große Gewinner der vergangenen Wochen beim HFC. Dreimal hintereinander spielte er zu Null, ehe es gegen Erfurt (2:1) und Mainz (0:2) wieder Gegentore setzte. Doch auch in diesen beiden Partien überzeugte der junge Torhüter. „Ohne ihn hätten wir höher verloren“, sagte Jörg Sitte, Vizepräsident des HFC, nach der Pleite bei der Mainzer U 23, „er war unser bester Mann“.

Der HFC hat es geschafft, nach dem Abgang von Niklas Lomb, mindestens gleichwertigen Ersatz für die Position zwischen den Pfosten zu finden. Seitdem Bredlow, zwei Jahre jünger als der letztjährige Keeper, Mitte August von Ex-Trainer Sven Köhler als neue Nummer eins ins Tor gestellt wurde, überzeugt er mit starken Paraden und guter Spieleröffnung.

Die Torhüter-Schule von RB Leipzig, wo der gebürtige Berliner ab seinem 17. Lebensjahr ausgebildet wurde, genießt einen guten Ruf. Drei bis vier Trainer arbeiteten dort täglich mit ihm und seinen Kollegen. Unzählige Videos wurden analysiert, die Einheiten immer wieder angepasst. Alles mit dem Ziel: „Der Torhüter muss quasi wie früher ein Libero agieren.“

Die Arbeit zahlte sich aus. Wie auch der Gang in Österreichs zweite Liga, um Spielpraxis zu sammeln. Bredlow meint im Blick zurück: „Die letzten Jahre waren super lehrreich für mich.“

Dennoch sorgte seine Vergangenheit bei den RB-Klubs für einen schweren Start beim HFC. Fabian Bredlow wurde von einigen Anhängern angefeindet. Die machten mit verunglimpfenden Bannern und Gesängen Stimmung gegen ihn. Nicht leicht für einen jungen Mann, der in einer neuen Stadt am Anfang seiner Profi-Laufbahn steht.

„Hätte ich das alles in mich reingefressen, wäre es schlimm gewesen“, sagt Bredlow heute, „aber ich habe viel mit meiner Familie darüber gesprochen. Meine Eltern haben mir geraten, mich durchzubeißen und gesagt, dass sich das einpendeln wird.“

Sie hatten Recht. Ihr Sohn, der deutsche U-20-Nationalspieler wird dank starker Leistungen und seiner bodenständigen Art inzwischen mehr als nur respektiert von den Fans. „Ich denke, dass sie verstanden haben, dass ich das gleiche Ziel habe wie sie: Ich möchte mit dem HFC erfolgreich sein.“

Unterstützung statt Missgunst

Bei dieser Mission wird Bredlow, beim HFC bis zum 30. Juni 2017 unter Vertrag, nicht nur von seiner Familie unterstützt, sondern auch von dem Mann, den er als Stammkeeper verdrängt hat: Lukas Königshofer „verhält sich immer positiv mir gegenüber“, verrät Bredlow über seinen sechs Jahre älteren Konkurrenten. „Er ist sehr kollegial - ein super Typ!“ Unterstützung statt Missgunst - bei Auswärtsfahrten spielen die beiden auf der Playstation sogar im gleichen Team.

So saß Fabian Bredlow an diesem Sonntagnachmittag also bei seinen Eltern in Berlin und genoss den freien Tag nach zwei englischen Wochen. Sein Vater, der ihn früher selbst trainiert hat, kochte. Hund Buddy entspannte. Und Fabian Bredlow hatte bei allem Ehrgeiz endgültig keinen Grund zum Grübeln mehr. (mz)