2:2 bei Viktoria Köln Kapitän Nietfeld geht voran: HFC belohnt sich für tolle Moral
Beim Auswärtsspiel bei Viktoria Köln hat die Mannschaft viele Hürden zu überwinden. Wie am Ende aber doch der erste Punktgewinn in der Fremde gelingt.

Halle (Saale)/Köln/MZ - Blindes Verständnis mit Co-Chef Niklas Kreuzer? Die Frage nahm Jonas Nietfeld mit einem Schmunzeln auf. „Es war nicht damit zu rechnen, dass ich aus dem Spiel heraus vorn bin. Deshalb war das natürlich nicht einstudiert“, sagte der Kapitän des Halleschen FC über jene Szene, die die Auswärtsfahrt des Fußball-Drittligisten zu Viktoria Köln am Samstag durch den ersten Punkt in der Fremde doch noch zu einem Teilerfolg werden ließ.
Es lief die 89. Spielminute: Der HFC, mit 1:2 im Rückstand, warf noch einmal alles nach vorn. Auch den einstigen Stürmer Nietfeld, der von Trainer André Meyer in der Schlussphase auf seine alte Position beordert wurde. Das hatten die Kölner nicht auf dem Schirm: Kreuzer flankte aus dem rechten Halbfeld an den langen Pfosten auf Nietfeld, der köpfte zum viel umjubelten Ausgleich ein. Danach: Euphorie und Glückstaumel in rot-weiß im verregneten Kölner Sportpark Höhenberg: „Wir freuen uns über diesen Punktgewinn. Der Mut und die Moral wurden belohnt“, sagte Meyer hochzufrieden.
Doch der Reihe nach: So gut die Partie für die Rot-Weißen endete, so schlecht hatte sie begonnen. Nach nur fünf Minuten lief Meyers Mannschaft bereits einem Rückstand hinterher. Tom Zimmerschied ließ sich auf dem linken Flügel zu einfach von Kölns Patrick Koronkiewicz ausspielen, der eine Flanke auf den Elfmeterpunkt schlug. Die wiederum konnten weder Nietfeld noch der am kurzen Pfosten postierte Sören Reddemann wegverteidigen. Simon Handle, am Samstag mit 1,70 Meter kleinster Spieler auf dem Platz, köpfte unter die Latte zur frühen 1:0-Heimführung ein.
Hallescher FC läuft gegen Viktoria Köln meist nur hinterher
Probleme hatte die HFC-Mannschaft nicht nur bei dem schnellen Rückschlag, sondern auch ganz generell - im Spiel gegen den Ball. Sie lief besonders in den ersten 20 Minuten fast nur hinterher. „Wir hatten keinen richtigen Zugriff und sind überhaupt nicht dazu gekommen, ihr Spiel zu unterbinden“, sagte Meyer. Offensiv war der HFC bemüht, Lösungen gegen die gut gestaffelte Viktoria zu finden, im Zentrum war aber kein Durchkommen.
Als Stürmer Dominik Steczyk, der am Samstag erstmals von Anfang an dabei war und seine bislang guten Leistungen bestätigte, das doch einmal gelang, hatte der HFC Pech. Kölns Kapitän Moritz Fritz bedrängte Steczyk, hielt den Polen am Trikot und traf ihn schließlich im Strafraum am Fuß. Die Pfeife von Schiedsrichter Felix Bickel blieb aber stumm.
Die beste Chance in der ersten Halbzeit hatte der HFC acht Minuten später nach einer Kreuzer-Ecke. Nietfeld setzte einen Kopfball-Aufsetzer knapp links vorbei (24.). Aus dem Spiel heraus gelang aber zu wenig. Weshalb sich Meyer entschied, die zweite Halbzeit mit einer Umstellung anzugehen.
HFC nach taktischen Umstellungen deutlich besser im Spiel
Tunay Deniz kam für Leon Damer und sollte als Zehner und Anspieler zwischen den Ketten mehr Torgefahr und gleichzeitig Zugriff auf das Viktoria-Passspiel bringen. Timur Gayret rückte dafür auf die rechte Außenbahn. Die Rochade ging gut auf.
Zwar kam die Viktoria durch einen von Koronkiewicz sicher verwandelten Foulelfmeter zum zweiten Treffer (66.). HFC-Mittelfeldmann Aljaz Casar, der am Höhenberg ebenfalls sein Startelfdebüt feierte, war zuvor viel zu ungestüm in den Zweikampf mit Hamza Saghiri gegangen, grätschte den auf regennassem Rasen im Strafraum um.
Dass der HFC danach trotzdem nicht aufsteckte, war der wichtigste Lerneffekt vom Samstag. Deniz traf mit einem satten Schuss zum Anschlusstreffer (71.). Assistgeber Steczyk hatte den Ball gegen mehrere Kölner Verteidiger gut abgeschirmt. Weil dessen Körner dann aber verbraucht waren, wurde er durch Seymour Fünger ersetzt. Nietfeld übernahm die Rolle als Zielspieler im Sturm dann bekanntlich erfolgreich mit dem Kopfball eine Minute vor Schluss. „Die Mannschaft ist überzeugt von ihrer Qualität“, lobte Meyer, die Fortsetzung der guten Leistungen nach dem 5:1 gegen Verl.
Am Samstag kommt nun Tabellenführer SV Elversberg. „Wir wollen unsere Serie von drei ungeschlagenen Spielen fortsetzen“, sagten Kreuzer und Nietfeld unisono. Gern auch wie zuletzt mit Tor-Co-Produktionen und blindem Verständnis.