„Elversberg kommt zum richtigen Zeitpunkt“ Fünf Gründe, die dem HFC gegen den Spitzenreiter Mut machen
Mit Aufsteiger Elversberg gastiert am Sonnabend das aktuelle Top-Team der Liga in Halle. Warum das Team von André Meyer Grund für Mut hat.

Halle (Saale)/MZ - Der Kollege vom MDR hatte am Donnerstag für die obligatorische Spieltagskonferenz eine spezielle Statistik ausgegraben und brachte sie an den Mann. In den vergangenen acht Jahren habe der Hallesche FC sechs Mal im heimischen Stadion gegen einen jeweiligen Tabellenführer der dritten Fußball-Liga gekickt - und nie verloren. In jenen sechs Spielen gab es drei Siege (vergangene Saison 3:2 gegen Magdeburg) und drei Unentschieden.
Was er davon halte, wurde André Meyer gefragt. Erst mal „nicht viel“, so die Antwort des HFC-Trainers, weil er generell auf den Wert von Erhebungen aus der Vergangenheit wenig gebe, da sich Zeiten nun mal ändern. Doch allein schon, dass diese positive Bilanz ausgegraben wurde, ist auch ein Indiz für die aktuelle Stimmung rings um die rot-weiße Mannschaft.
Am Samstag (14 Uhr im Liveticker) gastiert mit Überraschungsspitzenreiter SV Elversberg mal wieder ein aktuelles Top-Team im Leuna-Chemie-Stadion. Doch Sorge ob des beeindruckenden Laufs des Aufsteigers aus dem Saarland macht sich im rot-weißen Lager gerade niemand.
„Wir sind voller Selbbewusstsein zu sagen, dass wir mit jeder Mannschaft auf Augenhöhe agieren können“, sagte Andrè Meyer. Dabei liegt der HFC durch den Stolperstart mit drei Niederlagen mit lediglich acht Zählern auf dem 15. Tabellenrang immer noch unweit der Abstiegszone. Elversberg hat elf Zähler mehr.
Doch mittlerweile ist die Brust breiter, was diverse Ursachen hat:
1. Inzwischen besser eingespielte Abläufe
Auch wenn es bei der Verteidigung von Kontern noch Defizite gibt, weil der Gegner manches Mal nicht konsequent genug gestört wird, greifen die offensiven Mechanismen immer besser. „Wir haben uns Qualität erarbeitet“, sagt Meyer.
2. Gewachsene Entschlossenheit bei Abschlüssen
Wurde zu Saisonbeginn noch ab und an ein Schnörkel zuviel gedreht, womit der Zug zum Tor verlorenging, agiert der HFC jetzt in der Offensive zielstrebiger, sucht schneller den Abschluss. Meyer brachte das Beispiel von Elias Löder aus dem jüngsten Köln-Spiel: „Er wird eingewechselt und setzt dann gleich ein Zeichen, weil er aus 20 Metern abzieht“, so der Coach über einen Versuch, der ihm gefallen hat, obwohl der Ball nicht einschlug. Meyer umschreibt es mit „gierig sein“.
3. Gute Wechselvarianten bringen Impulse
Diejenigen Spieler, die von der Bank kommen, machen den HFC unberechenbarer. In den letzten beiden Spielen - 5:1 gegen Verl, 2:2 in Köln - gab es drei Joker-Tore. „Auch die Transfers haben uns mehr Möglichkeiten gegeben, taktisch zu reagieren und frische Impulse für den Rhythmus zu geben“, so Meyer und betont: „Niemand hegt Groll, wenn er mal nicht von Beginn an spielt, alle sehen sich als Teil. Das spricht für den Kader“, sagt er. So kann er mittlerweile immer personell regieren, wenn er glaubt, es brauche frischen Wind.
4. Starke Kondition als Trumpf im Endspurt
Die zweite Hälfte gehört zumeist den Rot-Weißen: Von den 13 Toren wurden elf im zweiten Durchgang geschossen. „Wir zerren immer an den Ketten und das zahlt sich aus, wenn der Gegner müde wird“, so Meyer.
5. Stetig gewachsenes Selbstbewusstsein
Nur eine Niederlage in den letzten fünf Spielen - 1:3 bei Top-Team 1860 München, zwei Siege, zwei Remis - haben das Vertrauen in die eigene Stärke wachsen lassen. „Wir haben gerade richtig Selbstbewusstsein. Elversberg kommt zum richtigen Zeitpunkt, und wir werden alles daran setzen, ihnen ein Bein zu stellen“, betont der Trainer.
Und wo steht seine Mannschaft in ihrer Entwicklung - gemäß seinen Vorstellungen? Ließe sich das prozentual bewerten? Sind es jetzt vielleicht 70 Prozent? Da geht Meyer nicht darauf ein. „Wir sind jedenfalls noch nicht an dem Punkt, an dem wir stagnieren“, sagt er und hofft, dass der möglichst gar nicht erst eintritt. Er sagt aber auch: „Wir loten unsere Grenzen aus. Bis jetzt sehe ich keine nach oben.“
Heißt: Das Duell mit dem eingespielten Gegner, der jeden Aufsteiger der letzten Jahre an personeller Klasse übertrifft, wird der nächste Gradmesser für die Entwicklung. Meyer und sein Team sind jedenfalls fest gewillt, die Ungeschlagen-Serie gegen Spitzenreiter fortzusetzen. Auch wenn jene schöne Statistik bis dato gar nicht bekannt war.