Nachwuchsleistungs-Zentrum Hallescher FC: Die Talentsuche wird für den HFC teuer

Halle (Saale) - Wohin soll es mit dem Halleschen FC gehen? Das will der Vorstand des Drittligisten am Sonnabend auf der Mitgliederversammlung diskutieren. Präsident Michael Schädlich ließ im Vorfeld seine Sicht erkennen. „Wir werden nicht mit Brachialgewalt die zweite Liga ansteuern“, sagte er. Oberste Prämisse sei, den Profifußball, also die dritte Liga, für Halle zu erhalten.
HFC: Dickes Minus wird auf der Mitgliederversammlung erwartet
Kein Wunder, denn die aktuellen Zahlen, die der 63-Jährige in der Erdgas Arena verkünden wird, sind nicht rosig sondern im sechsstelligen Minusbereich.
Bei der künftigen Ausrichtung will der rot-weiße Klub auch deshalb weniger auf vermeintliche Stars, sondern verstärkt auf die Nachwuchs-Ausbildung setzen. „Wir brauchen mehr Spieler aus der eigenen Schule. Jungs, die wie Toni Lindenhahn und Tom Müller als Identifikationsfiguren taugen“, sagt Schädlich. Allein: Aktuell sind Teenager mit Drittliga-Perspektive im Verein rar gesät. Schädlichs Hoffnung: „Wir versprechen uns einen deutlichen Schub, wenn das Nachwuchsleistungs-Zentrum in der Südstadt in zwei bis drei Jahren fertig ist.“
HFC erwartet einen Schub durch das Nachwuchsleistungs-Zentrum
Das Projekt ist ambitioniert: drei Rasenplätze, zwei davon mit Flutlicht, zwei Kunstrasenplätze, zwei kleinere Kunstrasen-Trainingsflächen, ein Beachvolleyball-Feld, einen Umkleide- und Sanitärtrakt mit 14 Kabinen, mit Physiotherapie und Sauna. Die Kosten belaufen sich auf 11,8 Millionen Euro. Finanziert wird das Leistungszentrum aus dem Fluthilfe-Fonds. Betriebskosten jährlich etwa 450.000 Euro, 350.000 soll der HFC aufbringen. Nicht einfach zu stemmen. Etwa 250.000 Euro kostet das bisherige Zentrum am Sandanger.
Die Preise für junge Talente explodieren
Doch nicht nur die Nebenkosten steigen. Auch künftige Spieler, wenn der HFC dann einmal ein zertifiziertes Leistungszentrum haben sollte, werden teuer. Ab dem 1. Januar verschärfen nämlich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und der DFB die Regelungen zur Ausbildungsentschädigung bei Vereinswechseln von Talenten zwischen NLZ.
Ein Beispiel: Ein 18-Jähriger sieht im Leistungszentrum eines Bundesligisten keine Perspektive mehr auf die Bundesliga und möchte zu den A-Junioren des Halleschen FC ins NLZ wechseln. Dann könnte RBL zunächst für drei Internatsjahre 45.000 Euro verlangen. 15.000 pro Jahr. Dazu käme eine neu festgeschriebene Ausbildungsentschädigung von 10.500 Euro - auch pro Saison. 55-500 Euro für einen Spieler aus einer Top-Talenteschmiede? Dies könnte sich der rot-weiße Klub gar nicht leisten.
Teure Talentsuche: Schon ab der U12 wird eine Ablösesumme fällig
In vergangenen Jahren hatte der HFC gerade in der A-Jugend stets eine große Fluktuation. Müsste er den Kader - dann als NLZ - mit zehn Neuen auffüllen, die nicht einmal in einem Luxus-Zentrum mit drei Sternen trainiert hätten, kämen insgesamt 60.000 Euro an Kosten auf den Club zu. 6.000 Euro sind nämlich der Mindestbetrag, den ein Verein mit einem gewöhnlichen NLZ verlangen könnte.
Die Kosten explodieren. Denn die DFL und der DFB wollen, dass ab dem 1. Januar 2018 schon ab der U 12 bezahlt wird. 4.500 Euro pro Spieler/in, 4 000 Euro in den Altersklasse U 14 bis U 17. Da könnten locker im Jahr sechsstelligen Summen nötig sein, um gut ausgebildete Talente in sein NLZ zu holen. Oder man bedient sich bei kleinen Vereinen. Dort allerdings benötigt man pures Glück, um eine von Großklubs wie RB Leipzig übersehene Perle zu sichten.
Nachwuchs-Leistungszentren: Zehn Drittligisten haben eins mit Sterne-Status
55 Zentren gibt es deutschlandweit. Von den Drittligisten haben zehn Klubs eines mit Sterne-Status. Dabei sind aus dem Osten der Republik der 1. FC Magdeburg, Carl Zeiss Jena, Rot-Weiß Erfurt, Hansa Rostock und der Chemnitzer FC. Sie punkten unter anderem durch die Anbindung an die Sportschulen.
In diese Reihe möchte der HFC nun mit seinem Objekt aufrutschen. Ist das Nachwuchszentrum fertig, folgt die Zertifizierung durch die vom DFB beauftragte Agentur Double Pass aus Belgien.
Wann die Prüfer in Halle erscheinen, begutachten und dann bis zu drei Sterne vergeben, ist natürlich noch offen. Womöglich erst ein Jahr nach Fertigstellung. Also frühstens 2021. Dann wird der Spieler-Verschiebebahnhof. Immerhin: Pro Stern zahlt der DFB 100.000 Euro Jahr. Das Nachwuchsleistungs-Zentrum benötigt also auch finanziellen Unterbau. Aktuell müsste der HFC nichts für Spieler zahlen - bekommt aber auch nichts . (mz)