Hallescher FC Hallescher FC: Die Doppelsechs ist gestorben

Halle (Saale)/MZ. - Schon die Antwort samt Gesichtsausdruck verrieten das ganze Dilemma. „Da ist alles offen“, meinte Sven Köhler, nachdem er auf die Sechser-Position vor der Abwehr angesprochen worden war. Das Personalpuzzle auf dem neuralgischen Punkt vor der Abwehr hat den Trainer des Halleschen FC mittlerweile ermüdet. Was auch immer er an Besetzungsmöglichkeiten probiert hat - nichts passte wirklich zusammen. Zuletzt beim so dürftigen Pokalauftritt gegen den VfL Halle funktionierte auch der wohl letzte Schachzug nicht. Niklas Brandt bestach mit einer unterirdischen Leistung und disqualifizierte sich so für einen Einsatz in der Startelf am Sonnabend im Spiel der dritten Fußball-Liga beim zuletzt starken MSV Duisburg. Jetzt setzt Köhler auf die Variante mit Pierre Becken, der erstmals von Beginn an vor den Innenverteidigern agieren soll. Und das auch noch als Solist.
Köhler lässt Doppel-Sechs sterben
Denn obwohl Sven Köhler weiß, dass beim „gefühlten Zweitligisten zuerst die Defensive sicher stehen muss“, wirft er in Ermangelung von qualitativ hochwertigen Sechsern und angesichts der Gelb-Sperre von Philipp Zeiger seine eigentliche Lieblingstaktik komplett aus dem Programm: Er lässt die Doppel-Sechs sterben. Und eine Wiederbelebung ist erst einmal nicht vorgesehen. Es sei denn, Maik Wagefeld meldet sich in einer solchen Verfassung zurück, dass er die Rolle wieder ausfüllen kann.
Doch nach drei Wochen Training mit der Mannschaft ist der eigentliche Kapitän laut Köhler „noch nicht so weit“, dass er in den Kader zurückkehren könnte. Also modelt der Trainer in seiner Not das taktische Konzept um. Die Variante mit den zwei Stürmern, die er zuletzt im Pokal auch nur mit mäßigem Erfolg getestet hat, wird nun erstmals im Punktspiel praktiziert. Daraus macht er auch keinen Hehl. „Wer im Training zugeschaut hat, weiß, dass wir mit Timo Furuholm und Pierre Merkel im Angriff spielen“, sagt Köhler und tritt vor der Hauptschwäche seiner Mannschaft sozusagen die Flucht nach vorn an.
"Wir müssen als Team auftreten"
Dabei ist die wichtigste Maßgabe für Duisburg diese: „Wir müssen vor der sicherlich großen Kulisse als Team auftreten und uns untereinander helfen, damit wir in der Defensive kompakt sind. Das ist Schritt eins und die Grundvoraussetzung. Erst dann gelingt uns vielleicht Schritt zwei, das filigranere Passspiel in die Spitze“, sagt Köhler.
Einer, der die darbende Kreativität wiederbeleben könnte, ist Björn Ziegenbein. Nach fast einem halben Jahr Verletzungspause, Rehabilitation in Donaustauf und nun dreiwöchigem scharfen Training mit der Mannschaft steht der 27-Jährige für Einsätze wieder bereit. „Er ist deutlich weiter als Maik Wagefeld. Deshalb fährt er mit nach Duisburg. Doch ein Einsatz von Beginn an kommt wohl noch zu früh“, sagt Sven Köhler, der auf der rechten Außenbahn auf Tony Schmidt setzt. „Der ist ein Kämpfer und Wühler, so einen brauche ich“, sagt der Coach.
Ziegenbein dagegen war schon vor seinem Sehnenriss nicht gerade bekannt für kompromisslose Duelle auf Grasnarben-Höhe. „Ich bin erst einmal froh, wieder dabei zu sein“, sagt Techniker Ziegenbein, dessen Rückkehr angesichts der verletzungsbedingten Ausfälle von Toni Lindenhahn und Robert Schick bis zum Jahresende zur rechten Zeit kommt.
Noch fünf Spiele bis zur Winterpause
Fünf Spiele hat der Hallesche FC noch bis zur Winterpause zu bestreiten. Die Gegner nach Duisburg: Preußen Münster, Burghausen, Erfurt und zum Abschluss am 21. Dezember geht es zu RB Leipzig in die WM-Arena.
Sechs von den möglichen 15 Punkten sollen dabei mindestens an die Rot-Weißen gehen. „Dann wären wir im Plan“, meint der Trainer - wohl wissend, dass für die Umsetzung der defensiven Punkteprognose die neue, auf dem Aufstellungstableau offensivere Taktik funktionieren muss. Ansonsten wird die Abstiegsnot doch noch akut.
Das Spiel beim MSV wird vom WDR via Livestream im Internet gezeigt.