1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Hallescher FC
  6. >
  7. Hallescher FC: Hallescher FC: Abschied im Frust

Hallescher FC Hallescher FC: Abschied im Frust

Von Thomas Düll 24.05.2013, 20:34
Steven Ruprechts Verhältnis zum Verein ist nicht gut.
Steven Ruprechts Verhältnis zum Verein ist nicht gut. Worbser Lizenz

Halle/MZ - Jürgen Rittenauer sitzt in diesen Tagen oft im Garten seiner Freundin Cellina in Stuttgart. Während man dann mit ihm spricht, tollen zwei Hündinnen zwischen seinen Beinen, am Telefon hört man im Hintergrund Vögel zwitschern. Rittenauer wirkt entspannt. Und er sagt: „Es ist schön, wieder zu Hause im Süden zu sein.“ Dabei täuscht dieses idyllische Bild über seinen Gemütszustand hinweg.

In Rittenauer rumort es. Mehr noch: Der bisherige Ersatztorwart des Halleschen FC ist sauer auf seinen bisherigen Arbeitgeber, sauer über die die Umstände seines Abschieds. „Bereits seit dem Winter“, sagt Rittenauer, „habe ich von Trainer Sven Köhler absolut nichts gefühlt.“ Was er meint: kein Vertrauen, keine Motivation. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein personeller Umbruch in einer Fußball-Mannschaft auch Unzufriedene und Aussortierte hinterlässt. Und das ist im Fall des HFC nicht nur Rittenauer. Auch Steven Ruprecht und Sören Eismann verlassen den Verein mit einem bitteren Beigeschmack.

„Ich habe schon häufiger gesagt: Der Trainer und ich sind keine besten Freunde“, sagt Ruprecht rückblickend. Trotzdem hätte er sich einen anderen Abgang gewünscht. Knackpunkt war, dass ihm der Verein nur einen neuen Vertrag mit Gehaltseinbußen angeboten hat. Und genau zum Zeitpunkt, als er nachverhandeln wollte, flog Ruprecht auch noch aus dem Kader. Für ihn kein Zufall. „Da habe ich mir gedacht: Alles klar. Ich wusste, der Trainer plant nicht mit mir.“ Manager Ralph Kühne bestätigt den Eindruck: „Wenn ich eine Nachbesserung machen soll, dann nur wenn der Trainer zu 100 Prozent auf ihn vertraut.“ Das war nicht der Fall - und Ruprecht musste gehen.

Rittenauer wartete vier Jahre

Es ist eben diese Vertrauensfrage, der Umgang miteinander, was die Ausgemusterten so ärgert. Auch Jürgen Rittenauer ist sauer darüber. Vier Jahre lang war er die loyale, stille Nummer zwei im Schatten von Stammtorwart Darko Horvat. Als sich dessen Abschied ankündigte, warf Rittenauer im Februar und März Pfeiffer’sches Drüsenfieber zurück. Und statt Rückendeckung und aufbauenden Worten, bemängelt er, habe er nur Hinhalte-Parolen gehört. „Ich wollte kein Versprechen oder eine Garantie auf den Platz als Nummer eins im Tor“, so der 27-Jährige. Aber eines hätte er sich doch gewünscht. „Eine Aussage wie: ‚Du bist ja nicht umsonst seit fast vier Jahren hier. Von dem, was ich von dir kenne, hast du mein Vertrauen.‘“ Nichts sei gekommen.

Und es kam noch schlimmer. Während er und Torwart Nummer drei, Franco Flückiger, nur Einjahresverträge vorgelegt bekamen, bekam Rittenauer hinter den Kulissen mit, dass der Verein längerfristige Planungen mit einem neuen Torwart betrieb. Tatsächlich wurde schließlich Dominik Kisiel vom Regionalligisten Berliner AK für drei Jahre verpflichtet. Und in einer Pressemitteilung sagte Manager Kühne: „Wir trauen es Dominik absolut zu, Darko würdig zu beerben.“

Rittenauer nahm eine Botschaft daraus mit: Ein ebenbürtiger Dreikampf war nicht vorgesehen. Auch wenn Manager Kühne das zurückweist: „Ich hätte auch jemanden aus der zweiten Liga holen können, dann wäre die Rollenverteilung klarer gewesen.“ Doch Vertrauen, so argumentiert Rittenauer, sieht eben anders aus: „Wenn jetzt das Bild entsteht, dass der Verein mir so eine große Chance bietet und ich von einem Konkurrenzkampf weglaufe, dann kann ich nur müde lächeln.“

Eismann erfuhr es aus der Presse

Bleibt der Dritte im Bunde der Frustrierten: Sören Eismann. Und auch ihm geht es vor allem um die Stilfrage beim Abschied. Dass er nach einem Innenbandanriss nie wieder zu alter Form zurückfand, dass er nach seiner Rückkehr viele Fehler machte, all das ist unstrittig. „In der Summe“, sagt Ralph Kühne, „waren das zu viele Fehler in dieser Saison.“ Doch dass Eismann die Entscheidung gegen ihn aus der Presse erfahren musste, macht ihn wütend. „Wo das Problem liegt im Verein, dass keiner mit den Spielern redet, das weiß ich auch nicht“, sagt er sichtlich enttäuscht. Und Kühne gibt sich einsichtig: „Das kann ich nachvollziehen.“ Man habe sich bei Eismann entschuldigt. „Das war niemals unsere Absicht.“

Für Eismann ist das ein schwacher Trost. Die Entscheidung des HFC gegen ihn hat er akzeptiert. Wenn ein Verein einen großen Umbruch wolle, müssen die Spieler damit umgehen, ist seine Meinung. Nur wie Jürgen Rittenauer und Steven Ruprecht bleibt eines unbefriedigend: die Frage des Stils.