DFB-Pokal HFC gegen Braunschweig DFB-Pokal HFC gegen Braunschweig: Ersehntes Lebenszeichen

Halle (Saale) - Für den braven Weg hatte Sören Bertram keine Zeit. Ein kurzer Blick auf den Platz, wo sich seine Mannschaft gerade in der Braunschweiger Hälfte eingenistet hatte. Und schon eilte der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler des Halleschen FC zu seiner lang ersehnten Einwechslung. Nicht wie üblich an der Seitenlinie entlang, sondern abkürzend über das Feld. Noch im Lauf schmiss er sein grünes Leibchen ab. „Ich wollte unbedingt noch etwas bewegen“, erklärte Bertram später. Eine Viertelstunde blieb ihm noch. „Aber die Zeit war leider zu knapp.“
Unglücklich musste sich der Hallesche FC dem Zweitligisten aus Braunschweig am Samstagnachmittag in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 0:1 geschlagen geben. Nach dem Schlusspfiff lagen niedergeschlagene Gastgeber überall auf dem Platz, die Gesichter in den Armen vergraben. Doch aller Ernüchterung zum Trotz: Dieses Spiel könnte für den weiteren Saisonverlauf ganz wichtig gewesen sein.
Zum ersten Mal in dieser Saison zeigte die Mannschaft in einem Pflichtspiel, dass sie lebt. Und das lag nicht unwesentlich an Sven Köhler. Der Trainer bewies den Mut, mit überraschenden Veränderungen neues Feuer zu entfachen. Sommerzugang Fabian Bredlow ersetzte Stammkeeper Lukas Königshofer. „Die anderen Wechsel waren dem geschuldet, dass wir zwei Spiele verloren haben und mich die Spieler, die aufgelaufen sind, in der Trainingswoche am meisten überzeugt haben.“
„Geisteskranker“ Gefühlsausbruch
Anders herum: Der schlechte Saisonstart forderte Konsequenzen. Die prominentesten Opfer hießen Tim Kruse und Sören Bertram. Der Kapitän und der Flügeltechniker kamen erst eine Viertelstunde vor Schluss ins Spiel – und traten dementsprechend angespornt auf, genau wie ihre Mannschaftskollegen. „Für uns war es einfacher als in einem Ligaspiel, wo du weißt, es geht um drei Punkte“, sagte Bertram über den couragierten Auftritt des Drittligisten. „Wir hatten nichts zu verlieren, das hat man gesehen.“
Der HFC nervte den Zweitligisten im Spielaufbau, erlaubte gefährliche Möglichkeiten äußerst selten. Im Angriff kombinierte und rannte Halle den Gegner vor 9 549 Zuschauern im Erdgas Sportpark - darunter 1 648 Gäste-Fans - phasenweise schwindelig. Chance um Chance, Abschluss um Abschluss - nur eines fehlte auch im dritten Saisonspiel: ein Tor. „Wir haben sehr viel richtig gemacht, nur das Entscheidende nicht“, bilanzierte ein sichtlich enttäuschter Florian Brügmann im Kabinentrakt.
Über die Seite des ansonsten so starken Linksverteidigers war das Tor des Tages gefallen. Braunschweigs Jan Hochscheidt stand völlig frei und passte den Ball in der 67. Minute flach in den Strafraum, am langen Pfosten schob der eingewechselte Hendrick Zuck ein. Was dann folgte, war „geisteskrank“, wie Torsten Lieberknecht seinen plötzlichen Gefühlsausbruch charakterisierte.
Nach dem Führungstreffer sprintete der Braunschweiger Trainer 15 Meter auf den Platz. Sekunden später erschrak er über sich selbst, entschuldigte sich umgehend beim Unparteiischen. Doch seine Aktion hatte einen Grund: „Natürlich freuen sich die Jungs, aber sie verlieren dann auch immer ein Stück weit die Konzentration. Das hatten wir vorher angesprochen, aber sie haben mir nicht zugehört.“ Der Jubel dauerte ihm zu lange – auch angesichts des Spielverlaufs.
HFC taktisch wie kämpferisch stark
Denn ehrlich gesagt: Seine Mannschaft hatte sich den Führungstreffer nicht wirklich verdient. Und nach dem Tor hätte Halle ausgleichen können. Sören Bertram scheiterte mit der besten von vielen Chancen aus vier Metern an Eintracht-Keeper Rafal Gikiewicz. Der HFC wirbelte offensiv in seinem 4-2-3-1-System, defensiv standen zwei Viererketten vorbildlich diszipliniert.
Aber über Taktik wollte sich Sven Köhler nach dem Pokal-Aus nicht unterhalten. Viel wichtiger war ihm die Leidenschaft. „Wir haben mit einer unheimlich hohen Bereitschaft gespielt. Entscheidend ist immer, mit welcher Körpersprache du auf dem Platz stehst.“
Oder im Fall von Sören Bertram: auf den Platz rennst. (mz)