Daniel Ziebig beim HFC Daniel Ziebig beim HFC: Das kleine Schwarze vom Chef
halle (Saale)/MZ - So ganz hat sich Daniel Ziebig noch nicht an sein neues Spielzeug gewöhnt. Als der Kapitän des Halleschen FC gestern Nachmittag den Schlüssel in die Tür seines Mini-Coopers steckt, heult die Alarmanlage los. Erst nach ein paar Versuchen schafft es der 31-Jährige, das ohrenbetäubende Geräusch abzustellen. Ziebig zwängt sich in das kleine Auto, öffnet das Schiebedach und schaut heraus. „160 macht der auf der Autobahn“, verkündet er stolz. Schwarz-matt lackiert, weiße Felgen, helle Ledersitze, Baujahr 1997, knapp 100 000 Kilometer auf dem Buckel.
Der Mini ist seit ein paar Tagen der ganze Stolz des Abwehrspielers. Auffällig an dem kleinen Gefährt sind die Verzierungen. Überall ist die Nummer 26 zu lesen. Auf der Motohaube, an den Felgen, am Armaturenbrett und am Handschuhfach. Die 26 ist die Rückennummer des verletzten Maik Wagefeld. „Ich habe meinen Audi verkauft und brauchte schnell ein anderes Auto. Wage wollte den Mini sowieso loswerden. Also habe ich ihn genommen“, erklärt Ziebig. Nur die 26 kommt weg. „Ich werde die 17 drauflackieren lassen. Das ist meine Zahl und nächste Saison will ich auch die Rückennummer 17 wieder haben“, verrät Ziebig. Nicht nur die Kapitänsbinde, jetzt auch das Auto.
Dynamo-Zeit verbindet
Seit August ist Daniel Ziebig Spielführer des Drittligisten, da sich Maik Wagefeld, der eigentliche Kapitän, an der Achillessehne verletzt hatte. Konkurrenzdenken oder Streit gab es zwischen den beiden nicht. „Wir stehen da drüber“, sagt Ziebig. Eher im Gegenteil sogar. Wagefeld und seine derzeitige Vertretung Ziebig sind dicke Freunde. „Seit ich 14 Jahre alt war, kenne ich Wage“, sagt der Kapitän ganz stolz, „Wir haben uns in Dresden kennengelernt - seitdem sind wir befreundet.“
Die beiden trafen sich bei Dynamo Dresden zum ersten Mal - dort war jedoch keiner der beiden der Chef. Aber die Freundschaft entwickelte sich. Bei Auswärtsspielen teilten sie sich sogar das Hotelzimmer. Selbst als sie bei verschiedenen Klubs kickten, blieben sie in Kontakt. „Wir haben uns ab und an gesehen und öfter telefoniert“, so Ziebig. Wagefeld war es dann auch, der ihn vor etwas mehr als einem Jahr nach Halle holte. „Ohne Wage wäre ich nicht beim HFC. Das habe ich ihm zu verdanken“, sagt Ziebig heute.
Und wie das bei guten Freunden üblich ist, greift man sich im Notfall auch mal unter die Arme. Zum Beispiel, als Ziebig seinen neuen Flitzer bei Wagefeld zu Hause abholte. Dort war die Muskelkraft der beiden gefragt. „Die Batterie des Mini war leer und wir sollten mindestens 20 Minuten fahren, dass sie sich wieder auflädt“, sagt Ziebig. Das allerdings ging ziemlich nach hinten los. „Auf einmal ging gar nichts mehr. Da standen wir nun und uns blieb nichts anderes übrig, als ihn in die nächste Werkstatt zu schieben“, lachte er.
Ziebig hofft auf Wagefeld-Comeback
Und die Zukunft? Glaubt er, dass Maik Wagefeld noch einmal zurückkommt? „Wenn das in seinem Alter noch einmal klappt, wäre das sensationell. Und dann ist er auch wieder Kapitän.“ Bis dahin behält Ziebig, der gute Freund des Maik Wagefeld, dieses Amt. Und das Auto.
Der Mini soll übrigens nicht das einzige Gefährt bleiben. Im Sommer, sagt Ziebig, soll noch ein Geländewagen dazukommen. Den kleinen schwarzen Flitzer mit der schrillen Alarmanlage will er aber trotzdem behalten. „Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, ist der perfekt“, sagt er. Dann schließt Daniel Ziebig das Schiebedach, lässt den Motor an, dreht noch ein paar Runden um den Parkplatz und düst davon.