Christian Tiffert in Halle Christian Tiffert in Halle: Mit Ehrgeiz zum HFC zum Kassler zur Oma

Halle (Saale) - Wolfgang Tiffert war zu zeitig. „Sind die Spieler schon da?“, fragte der 81-Jährige in der Hoffnung, sich alsbald das HFC-Training anschauen zu können. Mehr noch: Er wollte vor allem seinen Enkel begrüßen, dessen schwarzen Mini Countryman er auf dem Parkplatz am Erdgas Sportpark ausgemacht hatte.
Doch die Übungseinheit der Drittliga-Profis des Halleschen FC war erst für den Dienstagnachmittag terminiert. Der Gesuchte, nämlich Christian Tiffert, hatte gerade anderes zu tun.
Er saß zu jenem Zeitpunkt oben im Büro von Sportchef Ralf Heskamp, hatte wie angekündigt seinen Vertrag beim HFC unterschrieben und scherzte mit Vorstand Jürgen Fox, der sich diesen für den Klub ziemlich bedeutenden Akt nicht entgehen lassen wollte. Weil aber draußen zunächst nicht passierte, rauschte Wolfgang Tiffert davon. „Ich werde aber jetzt öfter mal zum Training kommen“, sagte er noch.
Christian Tiffert: Offener und sympathischer Auftritt beim HFC
Wenig später saß Christian Tiffert dann als neuer HFC-Spieler im Presseraum. Fast 37 Jahre alt, aber deswegen noch längst nicht fußballmüde. „Ich bin zwar keiner mehr, der die Außenbahn hoch und runter rennt. Aber ich bin topfit, kerngesund. Ich traue mir zu, helfen zu können“, sagte der Zugang vom Zweitligisten Erzgebirge Aue. Der Blick offen, die Worte sympathisch dezent.
„Ich bin Realist. Ich komme in eine intakte, gute Mannschaft. Ich fordere nichts ein, möchte nicht anderes behandelt werden, bloß weil ich mal ein paar Bundesliga-Spiele gemacht habe“, sagte Christian Tiffert. „Ich kann mich nur einbringen“, meinte er.
Warum er aus Aue geflüchtet war, darüber sprach er nicht. Aber der Opa: „Der Trainer wollte ihn nicht mehr und hat ihn nach einer kurzen Verletzungszeit von 14 Tagen nicht mehr aufgestellt. Immer mit der Begründung, Christian sei nicht fit. Was nicht stimmte“, erzählte Wolfgang Tiffert schon tags zuvor, wo zum Wechsel nur die Unterschrift gefehlt hatte.
War Christian Tiffert in Aue gebrandmarkt?
„Als er eine Aussprache mit Coach Daniel Meyer und dem Präsidenten über seine unbefriedigende Situation wollte, war er beim Trainer gebrandmarkt. Also wollte er weg, weil er spielen möchte“, erzählte Wolfgang Tiffert seine Sicht.
Begrüßt hatte er den „verlorenen“ Enkel schon telefonisch. „Ich hab ihm gesagt: willkommen zu Hause.“ Nicht nur, weil Christian vor 20 Jahren in der HFC-Jugend seine Karriere begonnen hatte. Sondern vor allem, weil Halles Fußball und der Name Tiffert zusammengehören wie der Markt und das Händeldenkmal.
Wolfgang Tiffert, spielte einst zu Zeiten des legendären Otto Werkmeister beim HFC. Auch seine Söhne Hans-Jürgen, der Vater von Christian, und Steffen sind im Fußball der Saalestadt bekannte Gesichter. HFC, Einheit, Empor, Post, Nietleben und die ESG - in zahlreichen Vereinen haben die Brüder Fußstapfen hinterlassen.
Familie Tiffert hat in Halles Fußball ihre Fußstapfen hinterlassen
Ebenso ihre Söhne. Jan Tiffert, Christians Cousin, kickt in Dölau, sein älterer Bruder Matthias, war nicht nur Turner an der KJS sondern ebenso HFC- und ESG-Spieler. Christians Brüder wiederum, Markus und Thomas, spielten im Nachwuchs auch für den rotweißen Klub. Und nicht zuletzt war Opa Wolfgang Chef der Eisenbahner-Kicker und auch lange Jahre Boss des städtischen Fußball-Verbandes.
„Alle bei den Tifferts hatten Talent, Christian hat nur die größte Karriere hingelegt“, sagte Wolfgang. „Weil ich Glück hatte“, meinte der Enkel lächelnd. „Ich bin einst nur bei TeBe Berlin gelandet, weil die meinen Kumpel wollten und einen Begleiter suchten, damit er nicht einsam ist. Dann hatte ich wohl mehr Talent“, so Christian Tiffert.
Christian Tiffert: HFC-Debüt schon gegen Jena?
Am Sonnabend, wenn der HFC gegen Jena spielt, dann werden die Tifferts in fast kompletter „Clan“-Stärke auf der Tribüne Christians Comeback in Halle feiern wollen. „Wir sind alle glücklich“, sagte Opa Wolfgang und verriet: „Ich habe ihm angeboten, wenn er zwischen den Trainingseinheiten Hunger hat, dann kann er gern zu uns kommen. Die Oma kocht ihm dann sein Leibgericht Kassler und Grüne Bohnen.“
Und einmal euphorisch: „Ich glaube, wenn der HFC mit Christian aufsteigt, dann wird ihm der Oberbürgermeister ein Denkmal bauen.“ Wie Bernd Wiegand zu dieser Vision steht, ist noch offen.
Christian Tiffert meinte derweil: „Das kann eine richtig gute Sache werden.“ Mit ihm und dem HFC. Womöglich mit dem Aufstieg? „Die Chance ist da, aber es gibt keinen Druck. Niemand hat den HFC so richtig auf dem Zettel“, sagte er und erwähnte: „Ich bin erst einmal aufgestiegen in meiner Karriere.“ Mit Aue. (mz)
