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Abschied vom HFC Abschied vom HFC: Daniel Ziebig: "Bis zum bitteren Ende"

Von Daniel George 08.07.2015, 08:22
Die letzte Aktion von Daniel Ziebig im HFC-Trikot: Nach dem Landespokalsieg überschüttete er Akaki Gogia (r.) mit Bier.
Die letzte Aktion von Daniel Ziebig im HFC-Trikot: Nach dem Landespokalsieg überschüttete er Akaki Gogia (r.) mit Bier. Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Ehe er antwortet, nippt Daniel Ziebig kurz an seinem halbvollen Wasserglas. Oder ist es doch halbleer? „Ich hoffe schon, dass ich noch ein oder zwei Jahre spielen kann“, sagt der 32 Jahre alte Fußballprofi, „aber man muss auch realistisch sein. Und ich bin ein Mensch, der immer einen Schritt vorausdenkt.“

Zurzeit erscheinen seine Zukunftsaussichten in einem dunklen Licht: Der ehemalige Profi des Halleschen FC muss sich mit dem Karriereende beschäftigen.

Knorpelschaden dritten Grades

Als Ziebig sich am letzten Spieltag der vergangenen Saison in Osnabrück kurz vor Schluss das Knie verdrehte, stand bereits fest, dass er den HFC verlassen wird. Der Verein wollte seinen Vertrag nach zwei Spielzeiten nicht mehr verlängern. „Es ist nie schön, wenn der Verein mit einem Spieler nicht weitermachen will“, meint Ziebig, „aber so ist das Geschäft.“ Doch die Verletzung am letzten Spieltag sollte weitreichende Folgen haben: Wie genaue Untersuchungen ergaben, hat sich der 1,82 Meter große Linksverteidiger einen Knorpelschaden dritten Grades im rechten Knie zugezogen. Zur Einordnung: Ein Schaden vierten Grades würde einen vollständigen Knorpeldefekt bedeuten. Ob und wann er wieder fit wird? „Das ist momentan noch nicht absehbar“, erklärt der ehemalige Erst-und Zweitliga-Kicker. Doch er versichert: „Ich werde alles dafür tun, um weiter zu spielen. So will ich meine Karriere nicht beenden.“

Ziebig bleibt vorerst in Halle

Vom HFC hat sich Daniel Ziebig, gebürtig aus Elsterwerda, zwar verabschiedet. Aber nicht aus Halle. Auch an diesem sonnigen Dienstag sitzt er in einem Restaurant in der Innenstadt. Weil seine Freundin in der Saalestadt wohnt, bleibt auch er. Bis ein Angebot kommt. Doch aufgrund seiner Verletzung haben sich einige Chancen vorerst zerschlagen: Die Regionalligisten Elversberg und Amberg waren interessiert. Zu beiden Trainern - Michael Wiesinger in Elversberg und Timo Rost in Amberg - pflegt Ziebig gute Kontakte. Doch: „Wenn sie von der Verletzung hören, gehen viele Vereine erst einmal auf Abstand.“

Daniel Ziebig klingt, als könne er das sogar verstehen. Er wirkt gefasst. „Als ich mit 22 meinen ersten Kreuzbandriss hatte, ist für mich noch eine Welt zusammengebrochen“, erinnert er sich, „aber im Alter sieht man das besonnener.“ Verletzungen gehören dazu. Zweimal hat es den 32-Jährigen in seiner Profikarriere zuvor schon schwer erwischt: ein Kreuzbandriss rechts und einer links. Nun der Knorpelschaden. Die Moral im Blick zurück: „Jeder sollte froh sein, wenn er gesund ist und die Zeit genießen, in der er ohne Probleme Fußball spielen kann.“

Energie als Zukunftsoption

Daniel Ziebig wäre gern wieder in dieser Situation. Doch momentan absolviert er seine Reha parallel in Halle und Berlin, wo er sich von seinem Vertrauensarzt behandeln lässt. Neben den medizinischen Aspekten dienen die Abstecher in die Hauptstadt auch einem anderen Zweck: „Es ist gut, mal rauszukommen und sich abzulenken. An manchen Tagen ist man ja etwas deprimierter drauf. Aber ich versuche, damit umzugehen und im Kopf nicht zu frustrieren.“

Auch den Kontakt zu einigen ehemaligen Mitspielern hält Ziebig aufrecht. Zum nach England gewechselten Andy Gogia zum Beispiel. Oder zu den aktuellen HFC-Profis Max Jansen, Sascha Pfeffer, Dominic Rau und Sören Bertram. „Der Verein hat alle Möglichkeiten, um in der dritten Liga oben mitzuspielen“, meint Daniel Ziebig.

Ob er selbst noch einmal auf dem Niveau kicken wird, bleibt abzuwarten. Abgeschlossen hat er mit seinem Leben als Fußballprofi jedenfalls noch nicht. Und deshalb kann er sich auch noch nicht vollends auf Planungen für die Zeit nach der aktiven Karrieren konzentrieren. Denn: „Entweder mache ich etwas richtig, oder ich mache es gar nicht. “

Gastronomie als Option

Aber erste Überlegungen gibt es. Ziebig ist gelernter Koch. Ins Gastronomiegewerbe einzusteigen, wäre eine Option. Die andere ein Trainerschein. Oder noch besser: im Sponsoren- und Marketingbereich arbeiten. Das würde ihm gefallen. Er spricht schließlich gern von Visionen, ist wortgewandt, kann Menschen überzeugen. Und der FC Energie Cottbus, für den der Linksverteidiger in der Blüte seiner Karriere auflief, hat bereits Interesse an einer Anstellung Ziebigs signalisiert. Aber: „Darüber sprechen wir, wenn es so weit ist.“

Geht es nach ihm, ist es längst nicht so weit. Daniel Ziebig gibt nicht auf. „Ich war mein ganzes Leben lang ein Kämpfer“, sagt er, „und ich kämpfe auch jetzt bis zum bitteren Ende.“ (mz)