A-Jugend des HFC A-Jugend des HFC: Trainer Daniel Meyer: Mit Gespür und Ambitionen

Halle (Saale) - Die ersten Nachfragen noch vor dem Erdgas Sportpark bringen schnell Klarheit: „Es ist schon so, dass ich es mir vorstellen kann und es mir auch zutraue, Trainer eines Männer-Profi-Teams zu sein. Das ist meine Grundambition. Aber aktuell stellt sich die Frage nicht.“ Daniel Meyer, seines Zeichens Trainer der A-Jugend des Halleschen FC, ist da ganz Realist. Auch wenn er mit seinem Team überaus erfolgreich ist und zudem die für den Top-Job nötige Qualifikation als Fußball-Lehrer mitbringt: Künftiger Trainer des Drittligisten wird er nicht. Und auch Stefan Böger, der Noch-Coach und künftige Sportchef sieht den 36-Jährigen nicht als seinen Nachfolger. Er hält ihn für zu unerfahren. Die bis dato unendliche Suche konzentriert sich auf Kandidaten außerhalb von Halle. Endet sie am Donnerstag? Am Mittwoch jedenfalls hat Top-Kandidat Rico Schmitt seinen Vertrag mit Kickers Offenbach aufgelöst. Der Weg wäre frei.
Punkt hinter dem Spitzenreiter
Meyer hat das ganze Treiben aufmerksam verfolgt. Eingemischt hat er sich nicht. Etwa mit dem Hinweis, dass einstige A-Jugend-Trainer durchaus schon bewiesen haben, dass sie auch gestandene Profis zum Erfolg treiben können. Julian Nagelsmann in Hoffenheim und Thomas Tuchel einst in Mainz wurden direkt vom Jugend- zum Bundesliga-Cheftrainer befördert. Martin Schmidt (Mainz), Andre Schubert (Gladbach) und Viktor Skripnik (Bremen) stiegen aus den Reserve-Teams auf. Und Hertha-Trainer Pal Dardai hat als Jugendtrainer der Berliner interimsmäßig Ungarns Nationalmannschaft übernommen.
Meyer hat zwar seine Profi-Visionen, redet aber liebend gern über die Gegenwart. Wobei die auch mit einer Vision zu tun hat. Dem Bundesliga-Aufstieg seiner A-Junioren. Die liefern sich als Tabellen-Dritter einen Dreikampf an der Regionalliga-Spitze mit Union Berlin (1.) und Dynamo Dresden (2.) - einen Punkt liegen die Klubs beieinander. „Immer, wenn ich Präsident Michael Schädlich treffe, erinnert er mich an das Bundesliga-Ziel“, sagt der Mann, dessen Vertrag bis Sommer 2017 gilt.
Für den Trainer gleicht diese Konstellation, diese Möglichkeit einem Wunder. Er macht dies an einer Devotionalie fest. Einem Schal der SG Reppichau, der in seinem Arbeitszimmer hängt. „Bei diesem Landesklasse-Team haben wir vor der Saison einen der ersten Tests bestritten. Es war gruselig. Überhaupt nichts klappte. Die Jungs wussten mit dem Ball nichts anzufangen“, erzählt Daniel Meyer. Das Spiel wurde zwar 2:1 gewonnen, doch den Trainer beschlichen damals Abstiegssorgen, was die bevorstehende Saison betraf. Jetzt herrscht eitel Sonnen-Schein. „Wir sind zwar keine Mannschaft, die einen Gegner aus den Schuhen spielt, aber unsere kompakte und wuchtige Spielweise passt zu uns. Niemand hat Lust, gegen uns zu spielen.“ Da geht es schonmal rustikal-geradlinig lang nach vorn. „Ein Jahrhundert-Talent haben wir nicht dabei, aber viele gute und entwicklungsfähige Spieler“, sagt der Trainer. Spieler wie etwa Lukas Stagge, der in dieser Saison drei Drittliga-Einsätze bekam. Zuletzt trainierte gar ein Quintett aus der A-Jugend mit den HFC-Profis mit.
Daniel Meyer hat es vorgemacht, wie es geht, Talente für Höheres zu präparieren. Bis letzten Sommer trainierte er die A-Jugend von Energie Cottbus in der Bundesliga, war in der Lausitz Chef des Nachwuchsleistungszentrums. Doch vieles ging dort drunter und drüber. „Ich habe, angefangen mit Pele Wollitz, dort in den Jahren sechs bis acht Cheftrainer erlebt und etwa vier Manager“, erzählt Meyer. Die Turbulenzen hielten ihn nicht davon ab, seinen Job erstklassig zu machen. „Stefan Böger kenne ich, weil einige meiner Spieler unter ihm in der DFB-Auswahl kickten. Acht meiner einstigen Energie-Schützlinge sind jetzt Profis“, sagt er stolz.
Aber warum ging er dann nach Halle: „Zugegeben: Regionalliga-A-Junioren war nicht mein sportlicher Anspruch. Aber hier fühle ich mich wertgeschätzt“, sagt Meyer. Und außerdem ist es eine Reise zurück in die Vergangenheit. „Ich bin in Halles Paul-Suhr-Straße aufgewachsen“, sagt er. „Als kleines Kind war ich mit meinem Vater schon im alten Wabbel-Stadion.“ Dann zogen die Eltern nach Berlin. Fünf Jahre war Meyer da alt. Und aus ihm wurde ein waschechter Hauptstädter. Seine Fußballer-Karriere musste er zeitig abbrechen. „Ich war zwar schnell, aber meine Knie waren nicht stabil“, sagt er und berichtet von elf Operationen an beiden Knien zwischen dem 17. und 22. Lebensjahr. Dann wurde er Männer-Trainer beim FC Strausberg, stieg in drei Jahren bis in die Oberliga auf. Und nebenbei studierte er. Nicht Sport, sondern Jura - inklusive Abschluss mit dem zweiten Staatsexamen. „Ich glaubte nicht so recht daran, dass ich mich einmal vom Job als Fußball-Trainer ernähren könnte“, sagt der verheiratete Vater einer Tochter.
Auserwählt unter 100 Bewerbern
Doch dann kam zeitgleich mit dem Abschluss das Angebot aus Cottbus. Und weil es nun nach vorn ging, zahlte er dann aus eigener Tasche jene 13.000 Euro, die die Fußball-Lehrer-Ausbildung kostete. Den Abschluss machte er gemeinsam mit Ex-Profis wie Thorsten Frings oder auch Steffen Baumgart. „Es war der größte Befreiungsschlag, es geschafft zu haben“, sagt Meyer und meint die Aufnahme zum Lehrgang. Er zählte zu den 24 Auserwählten von etwa 100 Bewerbern. „In den Kurs muss man durch ein Nadelöhr.“
Und wie stellt er sich seine Zukunft bim Halleschen FC vor: Daniel Meyer redet vom Projekt des Nachwuchszentrums auf der Silberhöhe, von der Anerkennung Halles als DFB-Nachwuchsleistungszentrum. Noch seien da ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Geht alles gut, könnte es Ende des Jahres den Status geben. Daniel Meyer findet das alles ziemlich spannend, er erzählt mit leuchtenden Augen. Ambitionen als Männer-Coach sind ihm in diesem Moment nicht anzumerken. (mz)