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Brisanz in Ziegners Wohnzimmer 3. Liga Jena gegen HFC: Was in dem Traditionsduell auf dem Spiel steht

Von Christoph Lesk 22.11.2019, 07:28
HFC-Trainer Torsten Ziegner hat mit Abwehrchef Sebastian Mai seinen verlängerten Arm zurück.
HFC-Trainer Torsten Ziegner hat mit Abwehrchef Sebastian Mai seinen verlängerten Arm zurück. Imago/Schroedter

Halle (Saale) - Zehn Jahre hatte Torsten Ziegner das Trikot der Profimannschaft des FC Carl Zeiss Jena getragen. 2005 und 2006 war er jeweils mit den Thüringern aufgestiegen, hatte den Durchmarsch aus der viertklassigen Oberliga in die zweite Bundesliga geschafft. Schöne Erinnerungen. Doch die ließen den Trainer des Halleschen FC vor dem Spiel in der dritten Fußball-Liga am Freitagabend in seinem „Wohnzimmer“ kalt.

Lediglich durch die Spielstätte sei das Duell für ihn etwas Spezielles, erklärte er. „Der Rasen, auf dem wir Freitag spielen werden, ist fünf Minuten Fußweg von meinem Zuhause entfernt“, sagte der 42-Jährige voller Vorfreude. „Ich fahre jeden Tag daran vorbei und sehe das Stadion. Es ist etwas Besonderes, dass man das Spiel unmittelbar vor der Haustür hat.“

Ziegner und der HFC stehen in Jena unter Druck

Und bei Ziegners Heimspiel in der Fremde soll nach zuletzt zwei 0:1-Niederlagen in Magdeburg und daheim gegen 1860 München wieder gejubelt werden. Muss es irgendwie sogar. Stolpert der HFC auch beim Tabellenletzten, verbieten sich Aufstiegspläne. Um frischen Schwung aufzunehmen, kam Ziegner diesmal die Länderspielpause gerade recht. „Wir konnten die Pause nutzen, weil wir an Details arbeiten konnten. Das hat uns gut getan.“ Schließlich war sein HFC vom Wege abgekommen, weil die Profis verkrampft daher kamen. Von den letzten sieben Spielen wurde nur eines gewonnen. Die Tabellenführung ist längst futsch. „Wir haben viel zu viele Dinge nicht so gemacht, wie wir das können“, meinte Ziegner.

Als Möglichkeit zur Wiedergutmachung sollte die Partie im „Paradies“ gerade recht kommen. Jena holte nur einen Sieg aus 15 Partien, bis zum rettenden 16. Rang fehlen zehn Punkte. Halle geht als klarer Favorit in das Traditions-Duell. Doch Ziegner warnte: „Jena ist inzwischen in der Lage, 90 Minuten lang Gas geben zu können. Vorher sind sie kräftemäßig immer eingebrochen. Es hat sich einiges geändert.“

Jenaer Aufschwung durch Ex-HFC-Trainer Rico Schmitt

Diese Veränderung hat mit Rico Schmitt zu tun. Der ehemalige HFC-Coach (April 2016 bis Juni 2018) und Vorgänger von Ziegner hat bei den Thüringern seit Anfang Oktober das Sagen. Unter seiner Leitung kam der FCC am 14. Spieltag gegen Rostock (3:1) zum lang ersehnten ersten Saisonsieg. Danach folgte ein Remis bei Aufsteiger Viktoria Köln. In beiden Partien glänzte Kilian Pagliuca, bis Sommer für ein Jahr ebenfalls in Halle.

Am Freitagabend treffen Rico Schmitt und Torsten Ziegner zum fünften Mal als Trainer aufeinander, mit 2:1-Siegen führt der aktuelle HFC-Coach. Schmitt und Ziegner haben etwas gemeinsam: Beide feierten jeweils 26 Drittliga-Siege mit dem Halleschen FC. Ziegner brauchte dafür nur 53 Partien, bei Schmitt waren es 81. Entsprechend ist der Punkteschnitt des aktuellen Coaches mit 1,72 deutlich besser als der seines Vorgängers (1,31).

Die Jenaer hätten zuletzt viel Wert auf die Stabilität in der Defensive gelegt, lautete Ziegners Urteil. „Wir werden wieder auf ein massives Bollwerk treffen. Dafür müssen wir Lösungen finden.“ Daran führt kein Weg vorbei, wenn mit einem Sieg die Euphorie wiederbelebt werden soll.

HFC will bis zur Winterpause wieder zu den Aufstiegsrängen

Vier Duelle stehen in der Hinrunde noch an. Mit einem Schnitt von zwei Punkten pro Partie, so die Faustregel der Ambitionierten, steige man auf. Die Rot-Weißen haben aktuell 25 Zähler (1,67 Punkte im Schnitt) gesammelt. Bis zur Winterpause (20. Spieltag) müssten 15 Punkte erobert werden, um die Aufstiegs-Rechnung ausgleichen zu können. Hieße: Der HFC müsste alle fünf Spiele gewinnen.

Klingt unrealistisch. Deshalb dient vorerst die abgelaufene Saison als Maßstab. Da stand der HFC zur Halbzeit mit 33 Punkten da. Heißt: acht Punkte müssen jetzt in vier Spielen her - elf in fünf Spielen, um die Ausbeute zur Winterpause des Vorjahres (36) noch zu erreichen. „Das ist eine schöne Herausforderung“, erklärte Ziegner. Und die beginnt in seinem alten Wohnzimmer. Auch wenn er die Brisanz kleinredet. (mz)