Zieht der DFB-Präsident Konsequenzen? Zieht der DFB-Präsident Konsequenzen?: Kritik an Reinhard Grindel wird immer lauter

Frankfurt (Main) - Reinhard Grindel kam durch einen Nebeneingang und verschwand durch die Hintertür. Der schwer angeschlagene Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verlor bei der feierlichen Eröffnung der Hall of Fame kein Wort zu den immer neuen Negativschlagzeilen und Putsch-Gerüchten. Er wirkte resigniert, fast apathisch. Die Frage nach dem Rücktritt des 57-Jährigen scheint nur noch eine der Zeit zu sein.
Zu den Berichten über der Öffentlichkeit und angeblich auch Teilen des DFB-Präsidiums verschwiegene Zusatzeinnahmen in Höhe 78.000 Euro kamen zu Wochenbeginn Schlagzeilen über eine geschenkte Luxusuhr aus fragwürdiger Quelle. Das Entscheidende: Jemand aus Grindels unmittelbarem Umfeld streut seit Wochen Informationen, um den DFB-Präsidenten in die Ecke zu treiben. Rückhalt spürt der frühere Bundestagsabgeordnete kaum noch.
Reinhard Grindel schweigt zu Anschuldigungen
DFB-Vizepräsident Reinhard Rauball flüchtete sich am Montagabend in bittere Ironie. Auf die bohrenden Fragen zu Grindel hin berichtete der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) lieber ungefragt von seinem Treffen mit Schlagerstar Heino („Bei Heino ist keine kritische Situation, der hört auf.“) - erst erneute Nachfragen entlockten dem Juristen vier knappe Sätze, die aber nicht im Ansatz wie flammendes Plädoyer für Grindel klangen.
„Was ich zu sagen habe, habe ich immer intern gesagt“, meinte Rauball, der bereits vor dem Länderspiel vor knapp zwei Wochen in Wolfsburg deutliche Kritik an Grindel geübt haben soll: „Ich gebe dazu öffentlich auch keine Erklärung ab. Intern ist genau, was wir machen sollten. Mir wird viel zu viel nach Außen getragen.“
Grindel selbst äußert sich seit dem Wochenende nicht zu den Anschuldigungen, die dem Familienvater enorm zusetzen. Die 78.000 Euro, gegen die es rechtlich wenig, aber moralisch viel einzuwenden gibt, reihen sich ein in die Folge von Fehltritten, mit denen der frühere CDU-Politiker in seiner bald dreijährigen Amtszeit aufgefallen ist - oft, aber eben nicht immer selbst verschuldet. Wie so häufig hätte auch dieser vermeintliche „Skandal“ vermieden werden können, wenn Grindel anders damit umgegangen wäre.
Ein starker Nachfolger für Grindel ist nicht in Sicht
Die Medienkampagne gegen sich wird der ehemalige Journalist aber nicht mehr aufhalten können. Er wird sich in diesen Tagen die entscheidende Frage stellen, ob der Schaden für sein eigenes Image und das seines Amtes überhaupt noch zu reparieren ist. Seine Kritiker sind längst überzeugt, dass dies unmöglich ist.
Eine wie auch immer geartete Demission würde den DFB allerdings vor Probleme stellen. Ein starker Nachfolger ist weit und breit nicht in Sicht. Rauball, der sich nicht erneut zum DFL-Präsidenten wählen lassen wird, liegt mit 72 Jahren über der Altersgrenze.
DFB-Vizepräsident Rainer Koch fehlt der Rückhalt im Profibereich. Der langjährige Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm äußerte am Montag, er habe „überhaupt keine Ambitionen“, DFB-Präsident zu werden.
Grindel sitzt außerdem unabhängig von seiner Amtszeit beim DFB in den Führungsgremien der UEFA und FIFA. Vor allem in der Europäischen Fußball-Union (UEFA), betont der CDU-Politiker, sei er inzwischen als Vizepräsident äußert gut vernetzt.
Im vergangenen Herbst feierte Grindel den Zuschlag für dem EM 2024. Ob er auch die gut dotierten und prestigeträchtigen Posten, die rund eine halbe Million Euro im Jahr einbringen, räumen würde, ist offen. (sid)