1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. WM in Katar: Nach Fifa-Drohung DFB verzichtet auf bunte Armbinde

Fußball-WM Aus Angst vor gelber Karte: DFB verzichtet auf „One Love“-Kapitänsbinde

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird bei der WM in Katar auf die mehrfarbige „One Love“-Kapitänsbinde verzichten. Nachdem die Fifa für das Nutzen des Symbols mit gelben Karten drohte, sagten Deutschland und andere europäische Nationen die Aktion ab.

21.11.2022, 14:40
Mehrere europäische Teams wollten bei der WM mit einer "One Love" Armbinde spielen um auf die Situation von Schwulen und Lesben in Katar aufmerksam zu machen. 
Mehrere europäische Teams wollten bei der WM mit einer "One Love" Armbinde spielen um auf die Situation von Schwulen und Lesben in Katar aufmerksam zu machen.  Foto: IMAGO/Shutterstock

Doha/dpa/DUR – Der DFB wird bei der Fußball-WM in Katar nicht mit einer mehrfarbigen „One Love“-Kapitänsbinde spielen. Nachdem die Fifa das Zeigen verbot und mit gelben Karten drohte, sagten der DFB sowie andere europäische Fußballnationen die Aktion ab.

„Wir erleben einen beispiellosen Vorgang in der WM-Geschichte. Die von der FIFA herbeigeführte Konfrontation werden wir nicht auf dem Rücken von Manuel Neuer austragen“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Montag. Weiter teilte der Verband mit, Geldstrafen wären in Kauf genommen worden. „Wir können unsere Spieler jedoch nicht in die Situation bringen, dass sie verwarnt oder gar gezwungen werden, das Spielfeld zu verlassen.“ Der DFB sei „sehr frustriert über die FIFA-Entscheidung“.

Fifa genehmigt "One Love"-Kapitänsbinde nicht und droht mit Strafen

Bei der EM 2021 lief DFB-Kapitän Mauel Neuer noch mit einer echten Regenbogen-Kapitänsbinde auf. Schon damals hatte die Uefa ermittelt, da nicht die offizielle Binde getragen wurde, die in den 'Kit Regulations' steht. Damals gab es jedoch keine Konsequenzen.

Für die WM hatten verschiedene europäische Teams die „One Love“-Armbinde für ihre Kapitäne eingeplant. Die Fifa reagierte auf diese Pläne lange gar nicht und nun mit einer Ablehnung.

Die FIFA begründete das Verbot mit den von allen Teilnehmern anerkannten WM-Regularien. Explizit hob der Verband in einer Mitteilung vom Montag den Artikel 13.8.1 der Ausrüstungsregeln hervor: «Für FIFA Final-Wettbewerbe muss der Kapitän jeder Mannschaft eine von der FIFA gestellte Armbinde tragen.» Die FIFA unterstütze Kampagnen wie „One Love“, aber dies müsse im Rahmen der allen bekannten Regeln erfolgen.

Keine bunten Kapitäns-Binden - Welchen Einfluss hatte Katar?

Nach dpa-Informationen steht auch der Regelparagraf für (verbotene) politische Botschaften im Fokus. „Bei einem Verstoß gegen diese Bestimmung wird der Spieler und/oder das Team durch den Wettbewerbsorganisator, den nationalen Fußballverband oder die FIFA sanktioniert“, heißt es in den internationalen Regeln. Inwieweit der streng muslimische WM-Gastgeber Kater in die Entscheidung involviert war, blieb am Montagmittag offen.

Fußball-WM 2022: Alle Daten, Spiele und Ergebnisse der WM auf einen Blick

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte am Sonntag von Meinungsverschiedenheiten mit der FIFA gesprochen, aber noch geäußert: „Wir haben gesagt, wir bleiben dabei, dass wir mit der Binde auflaufen. (...) Wir haben mit langem Vorlauf die FIFA immer wieder darauf hingewiesen, dass wir mit dieser Binde auflaufen wollen, es gab keine Reaktion der FIFA dazu.“ Nach Beratungen am Montag änderten die Verbände ihre Meinung.

Die Kampagne war eine im September angekündigte gemeinsame Aktion der Teams aus Deutschland, England, den Niederlanden, Belgien, Schweiz, Wales, Frankreich, Dänemark sowie Norwegen und Schweden, die beide nicht für die WM qualifiziert sind. Die beteiligten Verbände hatten mehrfach erklärt, dass sie keine Antwort der FIFA auf ihren Plan erhalten hätten. Frankreichs Kapitän Hugo Lloris hatte frühzeitig angekündigt, die Binde nicht zu tragen.

Deutschland, England und Co. verzichten auf bunte Armbinde

Die FIFA hatte erst am Freitag eigene neue Kapitänsbinden vorgestellt - zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel. „Die teilnehmenden Mannschaften erhalten während der Spiele über die Armbinden der Mannschaftskapitäne die Möglichkeit, Botschaften zu übermitteln“, teilte der Weltverband mit. Eine Binde mit der Aufschrift „No Discrimination“ (Keine Diskriminierung) können die Teams nun auch während des kompletten Turniers anstatt, wie zuvor geplant, nur im Viertelfinale tragen. Die Botschaften hat die FIFA laut Mitteilung gemeinsam mit drei Organisationen der Vereinten Nationen erdacht.

Der erste Kapitän, der während der Endrunde offen gegen die FIFA-Vorgaben verstoßen hätte, wäre Englands Harry Kane im Spiel am Montag gegen Iran gewesen. „Wir waren bereit gewesen, Strafen zu zahlen, was normalerweise bei Verstößen gegen Kleider-Regularien der Fall wäre. Dennoch konnten wir unsere Spieler nicht in eine Situation bringen, in der sie eine Gelbe Karte bekommen könnten oder gar gezwungen werden, das Spielfeld zu verlassen“, hieß es in der von der englischen FA verbreiteten gemeinsamen Stellungnahme. Kane trug zum englischen WM-Auftakt am Montag die Binde mit „No Discrimination“.