1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. Unikum in der Fußball-Welt: Haaland-Berater Raiola gestorben

Spielervermittler Unikum in der Fußball-Welt: Haaland-Berater Raiola gestorben

Mino Raiola jobbte einst in einer Pizzeria in den Niederlanden. Dann wurde er Berater und schließlich einer der erfolgreichsten Agenten im internationalen Fußball. Nun ist er früh gestorben.

Von Manuel Schwarz, dpa 30.04.2022, 16:39
Spielerberater Mino Raiola bei einer Pressekonferenz im Jahr 2016.
Spielerberater Mino Raiola bei einer Pressekonferenz im Jahr 2016. Olivier Anrigo/EPA/dpa

Mailand - Mino Raiola war einer der ungewöhnlichsten und zugleich erfolgreichsten Spielerberater im Fußball.

Von seinen Profis wie Stürmerstar Erling Haaland von Borussia Dortmund geliebt, von Vereinen oft gefürchtet, handelte der Italiener in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten einige der größten Transferdeals aus. Nun ist Raiola im Alter von nur 54 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie bei Twitter mit; Raiolas Büro in Monaco bestätigte auf telefonische Anfrage der Deutschen Presse-Agentur die Todesnachricht.

Raiolo starb in einer Klinik in Mailand, wo er seit längerem behandelt wurde. „Mino kämpfte bis zum Schluss mit der gleichen Kraft, die er schon in Verhandlungen gezeigt hatte, um seine Spieler zu verteidigen“, hieß es in der Stellungnahme seiner Familie auf Englisch und Italienisch. „Mino war Teil im Leben von so vielen Spielern und hat ein unvergessliches Kapitel der Geschichte des modernen Fußballs geschrieben.“

Haaland-Berater

„Ruhe in Frieden. Der Beste“, schrieb Haalands Vater und Manager Alfie bei Twitter. Zusammen mit Raiola hatte er zuletzt über die Zukunft seines von internationalen Topclubs umworbenen Sohnes verhandelt - der 21-Jährige erzielte beim 3:4 seines BVB gegen Bochum gerade das zweite Tor eines Hattricks, als die Nachricht über den Tod von Raiola in dem sozialen Netzwerk verbreitet wurde.

Noch am Donnerstag hatte es Aufregung um Raiola gegeben, als Medien über den Tod des Beraters berichtet hatten. Nur kurz darauf hieß es auf dessen Twitterprofil: „Aktueller Gesundheitszustand für jene, die es interessiert: Ich bin stinksauer, dass die mich zum zweiten Mal in vier Monaten töten. Ich scheine in der Lage zu sein, aufzuerstehen.“

Der Chefarzt der Mailänder San-Raffaele-Klinik zeigte sich empört über die Meldungen, teilte aber zugleich mit, dass der Patient um seine Gesundheit kämpfe. Raiolas Vertrauter José Fortes Rodriguez sagte dem Sender NOS, dass es „schlecht aussehe“ um den Berater. Dieser war im Januar 2022 in dem Krankenhaus operiert worden.

Mächtig und gefürchtet

Raiola war einer der mächtigsten und bei Club-Bossen gefürchteten Agenten. Er vertrat unter anderem auch Stars wie Zlatan Ibrahimovic, Weltmeister Paul Pogba und den Italiener Mario Balotelli.

Ähnlich unkonventionell wie diese Spieler war auch Raiola. Er verlangte nach eigenen Angaben keine Verträge mit den Profis. „Wenn ein Zahnarzt mich bitten würde, vorher einen Zweijahresvertrag zu unterschreiben, würde ich das auch nicht machen. Wenn er denkt, er findet einen besseren, dann sollte er gehen“, sagte er einmal.

In Verhandlungen mit Vereinen konnte er ebenso unnachgiebig wie unvorhersehbar sein. Für seine Spieler - und dank der Provisionen auch für sich selbst - handelte Raiola aber regelmäßig fantastische Deals aus. Beim damaligen Rekordtransfer von Paul Pogba von Juventus Turin zu Manchester United für 105 Millionen Euro soll Raiola im Jahr 2016 Berichten zufolge rund 25 Millionen Euro kassiert haben.

Ausnahmeerscheinung

Der südlich von Neapel geborene Italiener war als Kind mit seiner Familie in die Niederlande gezogen, wo er als Fußballer nicht talentiert genug war für eine Profikarriere, später in einer Pizzeria arbeitete und ein Jura-Studium hinschmiss. „Ich finde es besser, viel Geld zu verdienen und sich einen Anwalt zu kaufen“, meinte er.

Als Spielerberater zog er einige der besten - und exzentrischsten - Profis an, die ihm meist treu folgten. Unter den oft vornehm gekleideten Managern war der untersetzte Raiola mit T-Shirt, Turnschuhen, kurzen Shorts oder Schlabberhosen und Sonnenbrille eine Ausnahmeerscheinung. „Ich kleide mich schlecht, damit mich alle unterschätzen und ich mehr Geld rausschlage“, sagte er einmal.