Ukraine, Polen und Nordirland Ukraine, Polen und Nordirland: Die deutschen EM-Gruppengegner im Teamcheck

Ukraine
Der Trainer:
Mykhaylo Fomenko (67) ist seit Dezember 2012 Nationaltrainer der Ukraine. 1979 beendete er seine aktive Karriere als Spieler, nachdem er sieben Jahre lang für Rekordmeister Dynamo Kiew aktiv war. Dort stieg Formenko 1993 ins Trainergeschäft ein, verließ den Klub aber nach weniger als einem Jahr Amtszeit. Danach ging es über Veres Rivne und ZSKA Kiew zu Metalist Charkow, wo er mit Unterbrechungen insgesamt sechs Jahre arbeitete.
Die große Trainer-Laufbahn hat der 67-Jährige nicht vorzuweisen, schließlich war er vor dem Amtsantritt in der Ukraine über anderthalb Jahre ohne Trainerjob. Zuletzt coachte er bis März 2011 den russischen Zweitliga-Klub Salyut Belgorod, eine Stadt an der ukrainisch-russischen Grenze.
Seine Bilanz als Nationaltrainer aber kann sich sehen lassen. 46 Prozent aller Spieler unter ihm wurden gewonnen. In der Qualifikation zur WM 2014 scheiterten die Ukrainer erst in den Playoffs am späteren Viertelfinalisten Frankreich. Nach einem 2:0-Hinspielerfolg, gab es in Paris eine 0:3-Pleite.
Nach 19 Punkten aus zehn Spielen in der EM-Qualifikation musste man erneut den schweren Gang in die Relegation antreten. Diesmal aber reichte der 2:0-Vorsprung auf dem Hinspiel, weil Gegner Slowenien im Rückspiel nicht über eine 1:1 hinauskam.
Der Star-Spieler:
Er könnte einer der großen Stars dieser Europameisterschaft werden: Andriy Yarmolenko. Der 26-Jährige wird seit über zwei Jahren mit diversen europäischen Spitzenklubs in Verbindung gebracht, darunter auch Borussia Dortmund und der FC Liverpool. Seit 2008 spielt er für Dynamo Kiew und soll inzwischen etwa 25 Millionen Euro wert sein.
Angesichts seiner Quote kein Wunder: In der Nationalelf gelangen dem Außenstürmer in 57 Spielen 23 Tore und 14 Torvorlagen. In der laufenden Spielzeit in der Ukraine steuerte Yarmolenko in 23 Spielen 13 Treffer und zehn Assists bei.
Yarmolenko gilt als Kämpfer und Anführer – normalerweise Attribute, die einen Defensivspieler beschreiben. Aber der Ukrainer schafft es, diese Eigenschaften mit Schnelligkeit, guter Technik und Torgefährlichkeit zu verbinden. Obwohl er gerne auf der Position des Rechtsaußen eingesetzt wird, kann er in der Offensive nahezu jede Position bekleiden.
Die Mannschaft:
Die Ukraine stellte bei der Qualifikation zur Europameisterschaft die beste Defensive aller Teilnehmer. Gerade einmal vier Gegentreffer musste die Mannschaft von Trainer Mykhaylo Fomenko in zehn Spielen hinnehmen. Gegen Top-Favorit Spanien setzte es zwei knappe 0:1-Niederlagen.
Das Problem: In den Top-Spielen gegen die Spanier, und auch in den Duellen mit den Slowaken, gelang den Ukrainern nicht ein einziger Treffer. 0:1, 0:1, 0:1 und 0:0 lauteten die Ergebnisse.
Einzig gegen Luxemburg und Weißrussland sprangen dann auch schon mal drei Treffer in einem Spiel heraus. Das alles hängt nicht direkt mit dem Personal zusammen, sondern eher mit dem System des Trainers. Schließlich spielen die bekannten Namen in der Offensive, die Defensive besteht ausschließlich aus Akteuren, die in der heimischen Liga sind.
Dort wird bekanntermaßen häufig nach folgendem System verfahren: „Hinten einheimische Abwehrrecken, vorne spielerisch starke Brasilianer“. So ähnlich sieht das auch im Nationalteam aus. Yaroslav Rakitsky, Vyacheslav Shevchuk (beide Schachtjor Donezk), Evgen Khacheridi (Dynamo Kiew) und Artem Fedetsky (Dnipro Dnipropetrowsk) machen die Defensive dicht, Andriy Yarmolenko (Dynamo Kiew) und Evgen Konoplyanka (FC Sevilla) organisieren die Offensive.
Der Historie:
Erstmals hat sich die Ukraine sportlich für eine Europameisterschaft qualifiziert. 2012 war man gemeinsam mit Polen Gastgeber und somit automatisch qualifiziert.
Fünf Spiele hat die Ukraine in ihrer Historie gegen die DFB-Auswahl bestritten - und keines davon gewinnen können. Die eindeutig wichtigsten Duelle beider Teams fanden im November 2001 statt, als man in der Relegation zur WM aufeinander traf. Nach einem 1:1 im Hinspiel in Kiew siegte Deutschland im Rückspiel deutlich mit 4:1.
Rekordspieler ist Ex-Bayern-Spieler Anatolij Tymoschtschuk mit bislang 141 Einsätzen. Bei der EM sollten noch einige dazu kommen. Der Rekordtorschütze ist allerdings nicht mehr aktiv dabei: Andrej Schewtschenko traf insgesamt 48 Mal für die Nationalelf. Der ehemalige Stürmer des AC Mailand ist nun Co-Trainer.
Polen
Der Trainer:
Adam Nawalka (56) ist seit November 2011 polnischer Nationaltrainer. Bereits 2007 und 2008 betreute er die Nationalmannschaft 20 Spiele lang als Co-Trainer und Leo Beenhakker. Danach ging es über die Mittelklasse-Klubs Katowice und Zabrze als Cheftrainer zurück zum Verband.
Nawalka spielte in seiner aktiven Karriere zehn Jahre lang für Wisla Krakau, ehe er 1989 in den USA seine aktive Karriere beendete. Als Trainer hat er sein Heimatland nie verlassen.
Mit einer Siegquote von fast 45 Prozent weist der 58-Jährige eine ordentliche Bilanz als Nationaltrainer auf. In der EM-Qualifikation gelang mit einem 2:0-Sieg über Deutschland sogar ein Sensationscoup. Die Qualifikation sicherten sich die Polen schließlich als Tabellenzweiter hinter der DFB-Elf. Bemerkenswert: Kein Team erzielte mehr Treffer – insgesamt 29 an der Zahl.
Der Star-Spieler:
Robert Lewandowski ist bestens bekannt aus der Bundesliga. Der Stürmer des FC Bayern München zählt zu den besten Angreifern der Welt und ragt im Nationalteam der Polen eindeutig heraus. Anders als in München geht Lewandowski in der Nationalmannschaft aber als Anführer voran. Der 27-Jährige ist Kapitän und rechte Hand von Trainer Adam Nawalka.
34 Treffer stehen für Lewandowski bei bislang 75 Länderspielen zu Buche, 13 waren es alleine in der EM-Qualifikation – in gerade einmal zehn Partien. Damit beweist Lewandowski, dass er, unabhängig von Mitspielern und System, seine gute Torquote vom FC Bayern bestätigen kann. Schließlich hat er in der Nationalmannschaft keine Weltstars als Teamkollegen und agiert häufig als eine von zwei Spitzen in einem 4-4-2-System.
Die Mannschaft:
Um direkt beim Thema Lewandowski anzuschließen: Zu den Stärken der Polen gehört die Offensive. Vor allem die Spiele in der EM-Qualifikationen haben bewiesen, dass die Polen ihre Chancen so gut nutzen wie kaum ein zweites Team. Gegen die DFB-Elf waren sie zwei Mal eiskalt zur Stelle und gewannen letztlich sogar verdient mit 2:0.
Gegen Außenseiter Gibraltar gelang dem Team von Trainer Adam Nawalka in zwei Spielen insgesamt 15 Treffer – immerhin vier mehr als Deutschland. Das Zusammenspiel zwischen Lewandowski und Sturmpartner Milik funktioniert – Sevilla-Star Krychowiak ist darüber hinaus für die Ordnung im Mittelfeld verantwortlich.
Anfällig sind die Polen in der Defensive, speziell über die linke Seite. Während rechts Dortmunds Lukasz Piszczek verteidigt, kommt links meist Jakub Wawrzyniak zum Einsatz – ein 32-Jähriger, der in der Heimat bei Lechia Gdansk kickt. Auch das Mittelfeld ist auf den Außenpositionen eher durchschnittlich besetzt, auch weil dort häufiger Spieler eingesetzt werden, die eigentlich in der Zentrale beheimatet sind.
Die Historie:
Polen konnte sich 2008 erstmals für eine Europameisterschaft qualifizieren, schied damals aber in der Vorrunde aus. Das wiederholte sich vier Jahre später, als man gemeinsam mit der Ukraine die EM austragen durfte. 2016 stehen die Chancen auf ein Weiterkommen so gut wie noch nie.
Gegen Deutschland absolvierten die Polen insgesamt 19 Länderspiele, nur eines davon konnte gewonnen werden - wie bereits angesprochen das Hinspiel in der abgelaufenen EM-Qualifikation. Sechs endeten unentschieden, zwölf gingen verloren.
Rekord-Nationalspieler ist Michal Zewlakow mit 102 Auftritten. Der Abwehrspieler beendete 2013 seine aktive Karriere. Der Rekord-Torschütze kickt schon lange nicht mehr. Wlodzimierz Lubanski (bis 1985 aktiv) erzielte insgesamt 48 Tore. Robert Lewandowski dürfte diese Bestmarke in den kommenden Jahren knacken.
Nordirland
Der Trainer:
Michael O’Neill (42) ist seit Dezember 2011 im Amt als Nationaltrainer von Nordirland, sein Vertrag wurde kürzlich sogar bis 2020 verlängert. Kein Wunder, wenn man sich die Entwicklung seiner Mannschaft unter der Regie des 42-Jährigen ansieht. Trotz vergrößertem Teilnehmerfeld bei der anstehenden EM ist die Qualifikation der Nordiren eine Sensation.
Der bislang größte Coup in einem Spiel gelang aber schon im August 2013, als man Russland mit 1:0 besiegen konnte. In der Qualifikation zur Euro setzte man sich als Gruppenerster gegen Rumänien, Ungarn und Co. durch.
Der Star-Spieler:
Steven Davis gehört mit seinen 31 Jahren zu den erfahrensten Spielern im Kader von Nordirland. Mit einem geschätzten Marktwert von rund 7,5 Millionen Euro ist er außerdem der wertvollste Spieler im Kader.
Davis gehört zu den Leistungsträgern beim Premier-Leauge-Sechsten FC Southampton und bringt neben seiner lenkenden Rolle im zentralen Mittelfeld auch echte Torgefahr mit. In der abgelaufenen Premier-League-Saison gelangen ihm immerhin fünf Treffer und drei weitere Torvorlagen.
Die Mannschaft:
Nordirland macht sich die typsiche Außenseiter-Spielweise zu eigen – kombiniert mit dem in England vor allen in den unteren Ligen immer noch weit verbreiteten „Hoch und Weit“-Konzept. Das funktioniert vor allem gegen mittelstarke Gegner, denen es selbst schwer fällt, das Spiel gegen eine tiefstehende Mannschaft zu machen.
Spielstarke Teams, dazu zählen auch Deutschland und Polen, dürften mit der Spielweise keine Probleme haben, weil die Defensive der Nordiren einfach nicht höchsten Ansprüchen genügt.
Die Historie:
Drei Mal nahm Nordirland an einer Weltmeisterschaft teil (1958, 1982 und 1986), niemals aber konnte man sich für eine Europameisterschaft qualifizieren. Sie gehören zu den Debütanten in Frankreich.
Ein Duell mit der DFB-Auswahl gab es noch nie - auch hier wird es bei der EM ein Debüt geben.
Rekord-Nationalspieler Pat Jennings spielte in den 1970-er und 1980er-Jahren beim FC Arsenal und lief insgesamt 119 Mal für die Nationalmannschaft auf. David Healy, der heute noch beim englischen Klub FC Bury aktiv ist, aber nur bis 2013 in der Nationalelf kickte, ist mit 36 Treffern Rekord-Torschütze.