Transferpannen in der Bundesliga Transferpannen in der Bundesliga: Schusters drei Verträge und Werders Chance auf Schewtschenko

Köln - Anthony Ujahs Wechsel vom 1. FC Köln zu Werder Bremen elektrisierte am Dienstag die deutschen Fußballfans. Nicht nur kommt dieser Transfer völlig überraschend, auch das „Wie“ hinterlässt für viele einen bitteren Nachgeschmack. Denn während der FC den Klassenerhalt noch nicht gesichert hat, veröffentlichte Werder bereits Fotos, auf denen Ujah in verschiedenen Bereichen des Weserstadions posiert. Was manche als unseriöses Verhalten der Bremer werten, wirkt harmlos im Vergleich zu den zahlreichen Pannen, die sich Vereine und Spieler bei vergangenen Transfergeschäften leisteten.
Als Andreas Köpke 1996 offiziell als neuer Torwart des VfB Stuttgart vorgestellt wurde, freuten sich die VfB-Fans auf die Erfahrung eines frischgebackenen Europameisters. Doch dann ergab sich für den damals 34-Jährigen kurzfristig die Möglichkeit eines Engagements beim FC Barcelona. Da er in Stuttgart nur seine mündliche Zusage gegeben hatte, unterschrieb Köpke kurzerhand einen Vertrag bei den Katalanen. Als die wiederum vom unprofessionellen Verhalten ihres Neuzugangs erfuhren, lösten sie den Vertrag wieder auf. Köpke landete schließlich in Frankreich bei Olympique Marseille.
Wie Köpke wollte auch der ghanaische Nationalspieler Abédi Pelé für einen großen Club auflaufen. Sein Stolz kannte keine Grenzen, als er 1996 ein Vertragsangebot aus München erhielt. Die Chance, für den renommierten FC Bayern zu spielen, wollte er sich nicht nehmen lassen, und zögerte nicht mit der Unterschrift. Erst im Nachhinein realisierte er, dass es sich bei seinem neuen Arbeitgeber um den TSV 1860 handelte. Nichtsdestotrotz spielte Pelé zwei Jahre lang für die „Löwen“.
Auf der nächsten Seite lesen Sie, wie Hannover 96 statt eines Kopfballungeheuers einen Zwerg verpflichtete, und wie der VfB Stuttgart 3,5 Millionen Mark für einen Sportinvaliden überwies.
Hannover 96 hatte im Sommer 2014 den jungen Stürmer França aus Brasilien verpflichtet und erhoffte sich von dem angeblichen Kopfballungeheuer die Lufthoheit in gegnerischen Strafräumen. Als França in Hannover ankam, war der Ärger groß: Er war rund zehn Zentimeter kleiner als in der Beschreibung seines Beraters. In Hannover machte Franca kein einziges Bundesligaspiel.
Nachdem der brasilianische Stürmer Didi 1999 ein Probetraining beim VfB Stuttgart absolviert hatte, wollten Trainer Ralf Rangnick und Manager Karlheinz Förster den Spieler unbedingt unter Vertrag nehmen. Dass Didi Sportinvalide war, ahnte in Stuttgart niemand, sodass man eine Ablösesumme von 3,5 Millionen DM berappte. Zum Entsetzen der Verantwortlichen stellten die VfB-Mannschaftsärzte einige Wochen später fest, dass aufgrund vorheriger Verletzungen bei dem Spieler sowohl das vordere Kreuzband als auch der Innenmeniskus fehlten.
So kaputt wie Didis Knie war im Februar 2011 das Faxgerät auf der Geschäftsstelle des 1. FC Köln. Eric Maxim Choupo-Moting, heute für Schalke 04 aktiv, sollte auf Leihbasis vom Hamburger SV in die Domstadt wechseln. Darüber wurden sich alle Parteien kurz vor Ende der Transferperiode einig. Choupo-Motings Vater, der gleichzeitig als dessen Berater aktiv ist, faxte den unterschriebenen Vertrag um 17:49 nach Köln. Das dortige Faxgerät spuckte jedoch nur eine Seite aus, die zweite Seite mit der Unterschrift des Spielers kam erst nach 18 Uhr, als die Wechselfrist gerade vorbei war. Die FC-Verantwortlichen konnten die Dokumente nicht mehr rechtzeitig an die DFL übermitteln, sodass der Transfer letztlich an 13-minütiger Verspätung scheiterte.
Wie Bernd Schuster drei Vereine an der Nase herumführte und ein krimineller Spieler Alemannia Aachen beinahe um 290.000 Mark erleichterte, steht auf der nächsten Seite.
Bernd Schuster wollte 1978 unbedingt in die Bundesliga. Um das große Ziel nicht zu gefährden, unterschrieb er Verträge bei gleich drei verschiedenen Vereinen. Als das bekannt wurde, musste ein Gericht entscheiden, ob das Talent fortan in Augsburg, Mönchengladbach oder Köln spielen solle. Am Ende durften sich die Kölner freuen. Zwei Jahre später wechselte er zum FC Barcelona und gelangte dort zu Weltruhm.
2001 erwies sich ein Neuzugang von Alemannia Aachen als Krimineller. Für den Australier Mark Rudan zahlten die Aachener 290.000 DM Ablöse an dessen Ex-Verein in Down Under. Dachten sie zumindest. In Wahrheit war der Spieler ablösefrei und hatte die Rechnung seines ehemaligen Arbeitgebers gefälscht. Ein Unbekannter nahm das Geld in einem Koffer entgegen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, später wurden Rudan, sein Berater und Alemannias Schatzmeister Bernd Krings zu Bewährungsstrafen verurteilt.
Welche Chance er sich bei einer Reise nach Kiew hatte entgehen lassen, realisierte Werder Bremens Manager Willi Lemke wohl erst viele Jahre später. Gemeinsam mit Trainer Wolfgang Sidka war er in die ukrainische Hauptstadt geflogen, um die Verpflichtung von Jurij Maximow perfekt zu machen. Die Verantwortlichen von Dynamo Kiew boten den Bremern noch einen weiteren Spieler an. Doch die hatten an dem jungen Stürmer Andrij Schewtschenko kein Interesse. Sehr zur Freude des AC Mailand, der zwei Jahre später zuschlug. Jurij Maximow selbst spielte an der Weser keine Rolle. (cst)




