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Skandale des Luis Suarez Skandale des Luis Suarez: Beiß-Attacken und die "Hand Gottes"

Von Marco Schyns 24.06.2014, 19:50
Luis Suarez (l.) nach seinem Biss gegen Giorgio Chiellini
Luis Suarez (l.) nach seinem Biss gegen Giorgio Chiellini AFP Lizenz

Köln - Gelernt hat er offenbar nichts. Luis Suarez hat bislang in seiner Karriere insgesamt 17 Spiele wegen seiner Beiß-Attacken aussetzen müssen. Eine ähnliche drakonische Strafe dürfte dem uruguayischen Superstar auch jetzt blühen.

Zwar haben die Uruguayer den Achtelfinaleinzug geschafft, aber aller Vorrausicht nach werden sie bei dieser WM nicht mehr auf ihren Stürmerstar zurückgreifen können. Entscheidend für ein Einschreiten der Disziplinarkommission des Fußball-Weltverbandes Fifa ist der Bericht des Schiedsrichters Marco Rodriguez.

Erwähnt der Referee aus Mexiko den Vorfall nicht, können die FIFA-Ermittler nachträglich anhand der TV-Bilder aktiv werden. Gibt Rodriguez an, die Situation gesehen und bewertet zu haben, ist ein nachträgliches Einschreiten nicht mehr möglich, da dann die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters gilt.

Als Minimalstrafe für ein Vergehen wie eine Beißattacke sieht Artikel 48.1.c) des FIFA-Disziplinarcodes eine Sperre von zwei Spielen vor. Da Suarez durch seine Vorgeschichte als Wiederholungstäter eingestuft werden müsste, würde ihm eine deutlich längere Sperre drohen, theoretisch von bis zu zwei Jahren oder 24 Spielen. Diese Maximal-Strafe ist in Artikel 19.3 der FIFA-Regeln festgeschrieben.

Die Frage nach dem Strafmaß muss gestattet sein und auch die Frage, ob eine Sperre von einigen Spielen diesmal ausreichen wird. Nicht ausgeschlossen, dass die Fifa nun an Suarez ein Exempel statuieren wird und den Stürmerstar mit einer satten Sperre abstraft. Wie hoch aber muss sie sein, damit der 27-Jährige nicht erneut rückfällig wird?

Holyfield und Kahn äußern sich

Evander Holyfield, der Boxer, der Opfer einer Beiß-Attacke von Mike Tyson wurde, äußerte sich via Twitter zum Suraez-Vorfall: „Ich glaube, jedes Körperteil ist zum Essen da“, twitterte der frühere Box-Schwergewichtsweltmeister, nachdem er die WM-Beißattacke von Uruguays Torjäger gesehen hatte. Beim damaligen WM-Kampf biss ihm Mike Tyson einen Teil seines Ohres ab.

Auch Oliver Kahn, der in seiner Karriere bereits eine ähnliche Szene erlebt hat, als er am Hals von Stephane Chapuisat knabberte, meldete sich im Fall Suarez zu Wort: „Das ist ein Verhalten, das man sonst nur von Tieren kennt. Für mich ist das eine falsche Kanalisation innerer Anspannung. Man hat schon im letzten Spiel gesehen, dass er fast geweint hat“, sagte Kahn im ZDF. „Vielleicht ist so ein Verhalten für ihn die letzte Chance, diesen gewaltigen Druck abzubauen und sich aus seiner Anspannung zu befreien. Anders kann ich mir das nicht erklären.“

Der Vorfall mit Giorgio Chiellini ist kein Einzelfall in der skandalträchtigen Karriere des Luis Suarez. Im Vergleich zu den beiden bisherigen Beiß-Attacken ist der beherzte Biss in die Schulter sogar als eher „harmlos" einzustufen - wenn man dieses Adjektiv in diesem Zusammenhang überhaupt verwenden kann. Das Sündenregister von Suarez ist aber nicht nur voll mit Beiß-Attacken. Der Superstar des FC Liverpool wurde auch schon für rassistische Beleidigungen gesperrt und fiel bei der WM 2010 mit der neuen „Hand Gottes" auf. Eine Sammlung:

2. Juli 2010 (Uruguay vs. Ghana):

Im WM-Viertelfinale 2010 gegen Ghana wehrte Suárez in der 120. Minute einen Schuss mit der Hand auf der Torlinie ab. Asamoah Gyan vergab den anschließenden Elfmeter. Am Ende durfte Uruguay nach einem Sieg im Elfmeterschießen den Einzug ins Halbfinale feiern. Und Suárez feierte sich selbst: „Das war die Parade der WM. Jetzt habe ich die Hand Gottes.“ Die Reaktion sorgte vor allem in Afrika für großen Wirbel.

20. November 2010 (Ajax Amsterdam vs. PSV Eindhoven):

Ajax empfängt die PSV Eindhoven zum Topspiel. Der sportlich langweilige Kick endet torlos, aber über die Szenen zum Ende des Spiels wird noch heute gesprochen. Während einer der vielen Rudelbildungen beißt Suarez seinem Gegenspieler Otman Bakkal in den Hals.

Die Aktion ist auf den TV-Bildern deutlich zu erkennen, was später dazu führt, dass der Uruguayer nicht nur vom Verband für sieben Spiele gesperrt wird, sondern auch vom seinem Klub für zwei Ligaspiele suspendiert wird und eine drastische Geldstrafe zahlen muss.

15. Oktober 2011 (FC Liverpool vs. Manchester United):

Der Torjäger der Saison 2011/12 beleidigt den dunkelhäutigen Franzosen Patrice Evra von Manchester United rassistisch. Acht Spiele Sperre und eine Geldstrafe von 40 000 Pfund waren die Folge. Der nächste Eklat folgte wenige Monate später, als der 27-Jährige beim nächsten Aufeinandertreffen zwischen Liverpool und United Evra demonstrativ den Handschlag verweigerte.

21. April 2013 (FC Liverpool vs. FC Chelsea):

Suarez beißt Chelsea-Verteidiger Branislav Ivanovic bei einem Zweikampf mehrere Sekunden lang in den Unterarm. Der Schiedsrichter übersieht die Szene, was dazu führt, dass Suarez noch im selben Spiel den Ausgleich für den FC Liverpool erzielen konnte - in der siebten Minute der Nachspielzeit.

Es war ein Spiel, dass gezeigt hat, wie nah bei Suarez Wahnsinn und Genie beieinanderliegen. Die FA sperrt den Stürmer anschließend für insgesamt zehn Spiele.

24. Juni 2014 (Uruguay vs. Italien):

Beim Stand von 0:0 rennt Uruguay in der Überzahl gegen Italien an. Die Südamerikaner brauchen den Sieg für das Weiterkommen. Bei einem Zweikampf zwischen Chiellini und Suarez schirmt der italienische Verteidiger den Stürmer ab. Daraufhin beißt ihn Suarez in die Schulter. Beide Spieler gehen zu Boden und reklamieren. Chiellini will Schiedsrichter Rodriguez seine Bisswunde (die auf Bildern klar zu erkennen ist) zeigen, zettelt damit aber lediglich Tumulte an. Suarez kommt mit seinem Biss erneut ungestraft davon - zumindest während des Spiels. (mit sid)