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SC Paderborn SC Paderborn: Diese Elf will auch die Bayern ärgern

Von Philip Sagioglou 23.09.2014, 08:54
Jubel beim SC Paderborn
Jubel beim SC Paderborn Bongarts/Getty Images Lizenz

Köln - Geht die wundersame Geschichte weiter? Der SC Paderborn – vor dieser Saison vom eigenen Trainer André Breitenreiter noch als „der krasseste Außenseiter aller Zeiten“ betitelt – gastiert am Dienstagabend (20 Uhr) beim FC Bayern München. Als Tabellenführer. Acht Punkte holten die Ostwestfalen aus den bisherigen vier Begegnungen ihrer Bundesliga-Premierensaison, sie besiegten unter anderem den Hamburger SV (3:0) und zuletzt Hannover 96 (2:0). Auch zum Rekordmeister reist der SCP „nicht, um Fotos mit den Weltmeistern zu machen“, wie Breitenreiter sagt.

Wir stellen die Elf vor, die die Bundesliga aufmischt und nun auch die wohl beste Mannschaft der Welt ärgern möchte.

Lukas Kruse / 31 / Tor

Der Mann hat schon für Borussia Dortmund gespielt. In der Regionalliga zwar, aber immerhin. In der Saison 2008/09 stand er beim BVB unter Vertrag, war aber nur dritter Torwart hinter Roman Weidenfeller und Marc Ziegler und durfte nur für die zweite Mannschaft auflaufen. Nach einem Jahr als Augsburger Ersatztorwart kehrte er im Sommer 2010 nach Paderborn zurück. Für den SC hatte er schon von 1995 bis 2008 gespielt – der Mann lebt und liebt diesen Verein. Und seine Mitspieler diesem Zitat zufolge auch: „Rumschreien ist doch oft nur Show. Ich finde es viel wichtiger, die Jungs nach einem Fehler wieder aufzubauen. Das bringt uns in solchen Situationen mehr.“ Klingt vernünftig.

Jens Wemmer / 28 / Mittelfeld

Über die Zweitvertretungen von Werder Bremen und Wolfsburg hat der rechte Mittelfeldspieler 2008 den Weg nach Paderborn gefunden. Wird gegen die Bayern auf der rechten Abwehrseite erwartet. Hat in dieser Saison bislang jedes Spiel über die volle Dauer absolviert. Hat eine eigene Fan-Seite bei Facebook – immerhin!

Uwe Hünemeier / 28 / Abwehr

Der Kapitän und einer, der schon einiges erlebt hat. Nach einem Jahr in der zweiten Mannschaft des BVB hatte Hünemeier 2005 seinen ersten Profivertrag bei Borussia Dortmund erhalten und wenige Monate darauf bei einer 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern in der Bundesliga debütiert. In den folgenden viereinhalb Jahren kam er aber bloß auf vier weitere Einsätze bei den Profis – er wechselte nach Cottbus, wo er bis zum Sommer 2013 zumeist zum Stammpersonal zählte. Seit einem Jahr ist der kopfballstarke Verteidiger in Paderborn und längst nicht mehr wegzudenken. Hat sogar einige Spiele für die U-17-Nationalmannschaft absolviert – das liegt allerdings mehr als zehn Jahre zurück.

Christian Strohdiek / 26 / Abwehr

Die treue Seele des Klubs – seit 14 Jahren spielt Strohdiek für den SCP. 2008 debütierte er für die erste Mannschaft. In der Aufstiegssaison hat er 27 Mal auf dem Rasen gestanden – auch in der Bundesliga war er zuletzt in der Innenverteidigung neben Hünemeier gesetzt und zeigte vor allem gegen Hamburg und Köln sehr ordentliche Leistungen.

Daniel Brückner / 33 / Abwehr

Der Routinier wurde 1981 in Rostock geboren, kam über den Eimsbütteler BC aus Hamburg zu Werder Bremen II, wo er von 2004 bis 2006 spielte. Anschließend über Erfurt und Fürth schließlich 2009 in Paderborn gelandet und dort seitdem Stammspieler. Brückners Vater kam aus Algerien – der Linksverteidiger dürfte also für die algerische Nationalmannschaft spielen. Bislang ist daraus nichts geworden – aber besser spät als nie.

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Mittelfeld, Sturm – und der Trainer

Patrick Ziegler / 24 / Mittelfeld

Mit Spielen gegen den FC Bayern kennt sich der gebürtige Bayer er sich aus – schließlich debütierte er im Juli 2008 für die Spielvereinigung Unterhaching in der Dritten Liga gegen die zweite Mannschaft der Münchner. Der Defensivallrounder. Wird wegen seines guten Stellungsspiels und seiner Herkunft innerhalb der Mannschaft auch „Franz“ genannt – sagte darüber selbst einmal: „Der Franz Beckenbauer ist früher sicher nicht so viel gelaufen wie ich." Patrick Ziegler ist also eine Art Franz 2.0.

Mario Vrancic / 25 / Mittelfeld

Noch einer, der auch schon für Borussia Dortmund gespielt hat. In Mainz ausgebildet, kam er im Winter 2010/11 zum BVB und spielte eineinhalb Jahre für die zweite Mannschaft, für die er in 47 Spielen 16 Mal getroffen hat. Der im ehemaligen Jugoslawien geborene U-19-Europameister (mit Deutschland, 2008) wechselte vor zwei Jahren nach Paderborn und zieht seitdem im Mittelfeld des SC die Fäden. Machte sich in seinen ersten Bundesliga-Spielen ordentlich, traf gegen den Hamburger SV. Möchte, so hat er jüngst verlauten lassen, wie sein älterer Bruder Damir von Eintracht Braunschweig künftig für die bosnische Nationalmannschaft spielen.

Moritz Stoppelkamp / 27 / Mittelfeld

Galt lange als ein ewiges Talent – zeigte in der Saison 2011/12 nach seinem Bundesliga-Debüt für Hannover 96 gute Ansätze, verlor seinen Stammplatz aber nach einem Außenbandriss im Sprunggelenk und wechselte nach einer enttäuschenden zweiten Saison in Niedersachsen schließlich vor zwei Jahren zu 1860 München. Für die „Löwen“ hat er in den zurückliegenden beiden Spielzeiten 67 von 68 möglichen Zweitliga-Spielen gemacht und traf dabei zwölf Mal, ehe der ehemalige U-20-Nationalspieler im Sommer nach Paderborn wechselte. Verewigte sich am vergangenen Spieltag – ausgerechnet! gegen Hannover – mit einem Tor aus 83 Metern. Ein Rekordwert.

Süleyman Koc / 25 / Mittelfeld

Der Mann mit der bewegten Vergangenheit: Koc wurde 2011 wegen Raubes und Körperverletzung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt wurde, diese aber größtenteils im offenen Vollzug absolvieren durfte. Zusammen mit fünf weiteren Personen soll er an mehreren Raubüberfällen auf Kasinos beteiligt gewesen sein. Die Haftstrafe durfte er im offenen Vollzug absolvieren, beim SV Babelsberg erhielt er daraufhin eine zweite Chance. Ende vergangenen Jahres wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen, wechselte dann nach Paderborn. Seit diesem Sommer ist er Bundesliga-Profi.

Elias Kachunga / 23 / Sturm

Der gebürtige Kölner, der in der Jugend unter anderem für den SC Fortuna gespielt hat, wurde später in Mönchengladbach ausgebildet. Die Borussia hat ihn jedoch nach Osnabrück und zu Hertha BSC ausgeliehen, ehe sie ihn im Januar 2013 – wieder auf Leihbasis – nach Paderborn abgab und vor wenigen Monaten schließlich verkaufte. Am ersten Spieltag dieser Saison erzielte der deutsche U-21-Nationalspieler das erste Tor des SCP in der Bundesliga-Geschichte – insgesamt war der schnelle Stürmer in dieser Saison schon drei Mal erfolgreich.

André Breitenreiter / 40 / Trainer

Breitenreiter, 40, ist in seiner zweiten Saison in Paderborn verantwortlich ist. Als Spieler hat Breitenreiter insgesamt 144 Bundesliga-Spiele für den Hamburger SV, den VfL Wolfsburg und die SpVgg Unterhaching absolviert und darin 28 Mal getroffen. Hinzu kommen 101 Zweitliga- und 143 Regionalliga-Spiele, in denen der ehemalige Stürmer die Trikots von Hannover 96, Holstein Kiel und dem BV Cloppenburg getragen hat. Breitenreiter durchlief zudem diverse Junioren-Nationalmannschaften und lief zwischen 1995 und 1996 insgesamt 6 Mal für die U-21-Auswahl auf. Sein größter Erfolg ist der Gewinn des DFB-Pokals 1992 mit Hannover 96.

Als Trainer hat Breitenreiter vor seinem Engagement in Paderborn nur für den Regionalligisten TSV Havelse gearbeitet, mit dem er in der Saison 2012/13 in der ersten Runde des DFB-Pokals durch einen 3:2-Sieg gegen den damaligen Bundesligisten 1. FC Nürnberg auf sich aufmerksam machte. Nach dem Abschluss des Fußballlehrer-Lehrgangs im März 2013 wechselte Breitenreiter im darauf folgenden Sommer nach Paderborn. Er leistete dort schon im ersten halben Jahr so gute Arbeit, dass Hannover 96 ihn im zurückliegenden Winter als Nachfolger von Mirko Slomka zu verpflichten gedachte.

Doch Breitenreiter blieb dem SCP treu – und machte das damals durch eine Absage an Hannover auf seiner Facebook-Seite öffentlich. Ein Schritt, der sich bezahlt machte, schließlich darf Breitenreiter sich jetzt den ersten Bundesliga-Aufstiegstrainer in der Paderborner Geschichte nennen. Und am späten Dienstagabend auch den ersten Bayern-Besieger-Trainer in der Paderborner Geschichte? Wir sind gespannt.

Lukas Kruse
Lukas Kruse
dpa Lizenz
Jens Wemmer (l.)
Jens Wemmer (l.)
dpa Lizenz
Uwe Hünemeier
Uwe Hünemeier
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Christian Strohdiek
Christian Strohdiek
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Daniel Brückner (r.)
Daniel Brückner (r.)
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Patrick Ziegler (l.)
Patrick Ziegler (l.)
Bongarts/Getty Images Lizenz
Mario Vrancic (r.)
Mario Vrancic (r.)
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Moritz Stoppelkamp
Moritz Stoppelkamp
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Süleyman Koc (r.)
Süleyman Koc (r.)
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Elias Kachunga
Elias Kachunga
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Trainer André Breitenreiter
Trainer André Breitenreiter
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