RB Leipzig RB Leipzig: Rangnick will "so schnell wie möglich in die Bundesliga"

Leipzig - Als Ralf Rangnick die Katakomben der Leipziger Arena betritt, laufen dort gerade die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Auswärtsfahrt. Vor dem Auftakt der 2. Liga, den RB Leipzig beim FSV Frankfurt bestreitet (Sa, 15.30 Uhr), wird gerade der Teambus mit dem Slogan für die neue Saison verziert. „JET2T für die Zukunft” steht nun auf dem Heck. Im zweiten U prangt groß das Logo von RB Leipzig. Daran, dass RB Leipzig tatsächlich wie geplant die Zukunft des deutschen Fußballs wird und der Konkurrenz die Rücklichter zeigt, arbeitet Ralf Rangnick nicht nur seit 2012 als Sportdirektor, sondern seit knapp fünf Wochen auch als Trainer.
Rangnick fiebert Saisonauftakt entgegen
Wer Rangnicks Ausführungen vor dem Ligastart hört, kann kaum glauben, dass es der 57-Jährige auf fast vier Jahre Abstinenz als Trainer gebracht hat. „Ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten, nachher wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und zuvor in der Videoanalyse das Spiel vorzubereiten”, sagt Rangnick ungeduldig. „Dass ich das letzte Mal mit einer Truppe so viel Spaß hatte, war 2008 in Hoffenheim.” Mit einer Ansammlung „von Hochbegabten zusammenzuarbeiten und zu sehen, welche Entwicklungsschritte möglich sind” treibt den Lehrer Rangnick damals wie heute an.
Dazu hat Rangnick aus seinen besten Schülern des vergangenen Spieljahres und Lernwilligen auf Spitzenniveau eine neue Leistungsklasse gebildet. Knapp 40 Millionen Euro ist das Team der Leipziger jetzt Wert (Quelle: transfermarkt.de). Allein vor dieser Saison investierte Rangnick geschätzte 15,6 Millionen Euro für Stürmer Davie Selke & Co. Dazu kommen fünf Spieler vom Red-Bull-Stammklub aus Salzburg, für die Rangnick vor dieser Spielzeit keine Ablöse zahlen musste. Der Marktwert der elf Neuzugänge beträgt über 22 Millionen Euro. Diese Zahlen illustrieren die Ausnahmestellung, die Rangnicks Elf in der kommenden Saison haben wird. „Das Niveau in der Mannschaft ist deutlich gestiegen”, bewertet der frisch gewählte Kapitän Dominik Kaiser. „Wir wollen in die Bundesliga, und wir wollen es so schnell wie möglich”, sagt Rangnick denn auch unmissverständlich. „Die Erwartungshaltung von außen kann gar nicht größer sein, als unsere eigene.”
Ziel ist eine Mannschaft mit klarem Plan
Doch Rangnick weiß auch, dass die Konkurrenten wie SC Freiburg, 1. FC Kaiserslautern oder Karlsruher SC nicht einfach zu bezwingen sein werden. Beim letzten öffentlichen Training dieser Woche am Dienstag hatte Rangnick über das Aufstiegsziel gesagt: „Wir wissen grundsätzlich, wie es geht. Aber Du musst es trotzdem immer wieder aufs Neue machen. Das Wissen, dass wir es schon einmal geschafft haben, nützt uns in der Situation nichts.” Ziel sei es, „eine Mannschaft mit klarem Plan und Spaß auf den Platz zu bringen”.
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Um die Top-Akteure zu einem Team zu formen, rauschte Rangnick mit seinen Spielern nicht nur an einer Stahlseilrutsche durch die Alpen oder bat bei einem Hüttenabend zum gemeinsamen musizieren. Rangnick versuchte sich bei der Saisoneröffnung am vergangenen Sonntag sogar selbst als Unterhalter. Er, sein im Sommer fast komplett neu formierter Trainerstab und alle Spieler sangen vor 6000 Fans kostümiert Karaoke. Eine schräge Veranstaltung mit Songs von Helene Fischer bis Sportfreunde Stiller, die Rangnick auch als Teambuildingeinheit verstand. Die anfangs skeptischen Spieler hatten ihren Spaß und alberten als „Queen”-Doubles oder „Die Toten Hosen” auf der Bühne umher. Rangnick ist mit der Vorbereitung rundum zufrieden. „Ich wüsste nicht, was hätte anders laufen sollen”, sagt er.
4-2-2-2-Formation auf dem Rasen
Denn deutlich sicherer als am Mikrofon fühlen sich die Spieler mittlerweile in der neuen 4-2-2-2-Formation auf dem Rasen, die „läuferisch und taktisch höchsten Ansprüchen” genüge, betont Rangnick. Durch das System mit zwei Stürmern und zwei extrem offensiven Mittelfeldspielern darf man Rangnicks Gegenpressing-Fußball schneller, kombinationsstärker und attraktiver als in der vergangenen Saison erwarten. „Unser Fußball ist in der Liga einzigartig”, sagte Käpt’n Kaiser. Eines der größten Ziele von Rangnick in dieser Saison ist, dieses für Körper wie Kopf intensive Spiel auch auswärts durchzusetzen. „Es darf keinen großen Unterschied machen, ob wir auswärts oder zuhause auftreten”, fordert der Fußballlehrer.
Da 15, 16 Spieler den Anspruch haben, in der Startformation zu stehen, wird es für RB Leipzig eine der größten, psychologischen Herausforderungen der Saison sein, den Qualitätsüberfluss zu managen. Rangnick betonte, dass das nur durch enge Kommunikation gehe. „Da sind wir in der Pflicht.” Dass sich jeder Spieler möglichst rasch entwickeln und aufsteigen wolle, eine die Gruppe. Der Slogan am Bus passt also: Dank der Red-Bull-Millionen, aber auch der Weitsicht und Überzeugungskraft von Ralf Rangnick, ist der Kader von RB ist bereits jetzt für die Zukunft gerüstet.