Rangnicks Ziehsohn Rangnicks Ziehsohn: Marcelo Bordon hospitiert bei RB Leipzig

Leipzig - Als Marcelo Bordon für das gemeinsame Foto seine Kapuze abnimmt und seine langen braunen Haare zum Vorschein kommen, scherzt Ralf Rangnick: „Marcelo muss erstmal zum Friseur.” Bekanntlich legt der Trainer und Sportdirektor von RB Leipzig bei seinen Spielern keinen großen Wert auf ausgefallene Frisuren.
Doch Bordon hat seine Karriere bereits seit vier Jahren beendet; dass Rangnick den langjährigen Bundesliga-Verteidiger zuletzt auf dem Trainingsplatz anleitete, ist inzwischen zehn Jahre her.
An diesem Mittwoch trafen sich der Brasilianer und der Schwabe, die beim VfB Stuttgart und auf Schalke zusammengearbeitet hatten, nun auf dem Trainingsplatz bei Rasenballsport wieder. Bordon ist wegen des Abschiedsspiels seines früheren Schalker Kollegen Gerald Asamoah gerade bis 2. Dezember auf Deutschlandtour und besucht einige seiner alten Weggefährten.
So nahm der 39-Jährige auch Kontakt zu seinem ersten Trainer in Deutschland auf. „Ralf Rangnick ist wie ein Vater für mich gewesen”, sagt Bordon. Als der 1,89-Meter-Mann 2000 zum VfB Stuttgart wechselte, hatte er mit neuer Sprache, neuer Kultur und neuer Witterung Probleme. Rangnick kümmerte sich um den Linksfuß, den er für fünf Millionen Mark vom FC Sao Paulo verpflichtet hatte, und baute ihn zu einem der besten Innenverteidiger der ersten Dekade des neuen Jahrtausends in der Bundesliga auf.
Fußballschule und Fitnessstudio
Aktuell betreibt Bordon in seiner Heimatstadt Ribeirao Preta, etwa 300 Kilometer von Sao Paulo entfernt, eine Fußballschule sowie ein Fitnessstudio. Einmal pro Woche kickt er noch mit einer Ehemaligen-Auswahl des FC Sao Paulo. „Ich bin fit”, sagt Bordon, „ich trainiere jeden Tag in meinem Studio.”
Nun will er seinem einstigen Ziehvater nacheifern und selbst den Trainerschein machen. Rangnick begrüßte seinen Ex-Spieler herzlich, nahm sich bei einem gemeinsamen Mittagessen für ihn Zeit und hatte sicher auch den ein oder anderen Tipp für den angehenden Kollegen. Zunächst will Bordon seinen Trainerschein in Brasilien machen; eventuell im Herbst 2016 auch den Fußballlehrer-Lehrgang des DFB belegen. Ob das möglich ist, klärt er gerade mit dem DFB.
Vom Trainingsgelände bei RB zeigt sich Bordon beeindruckt, vor allem vom neuen Trainingszentrum. „Das ist wie ein Disneyland für Fußballer”, schwärmt er und sagt: „Schon bald wird RB Leipzig in der Bundesliga spielen.” Bis er wieder zurück in die Heimat fliegt, besucht er noch seinen langjährigen Teamkollegen Kevin Kuranyi in Hoffenheim sowie den früheren Schalker Manager Andy Müller, derzeit Sportdirektor von SK Rapid Wien.
Dass Bordon seine Kontakte in der Szene auffrischt, ist nicht zu übersehen. Gut möglich, dass man den einmaligen brasilianischen Nationalspieler eines Tages als Trainer in Europa wiedersieht. Falls er sich eines Tages mal bei Rangnick und RB Leipzig bewerben sollte, sollte er besser zuvor noch zum Friseur gehen. (mz)