Rangnicks Karaoke-Party Rangnicks Karaoke-Party: RB Leipzig singt sich zum Team

LEIPZIG - Eine solche Saisoneröffnung hat Fußball-Deutschland noch nicht erlebt: Yussuf Poulsen, Davie Selke und Marcel Sabitzer rockten in schwarzen Lederjacken zu den Toten Hosen; Rani Khedira & Co. gaben gefühlvoll den Xavier Naidoo; Terrence Boyd, Georg Teigl und Mitspieler eroberten mit künstlichen Schnurrbärten als Queen zu „We’re the champions” die Bühne. Für ihre Fans legten sich die Spieler von RB Leipzig am Sonntag zur offiziellen Mannschaftspräsentation in der Leipziger Arena mächtig ins Zeug. Als Rock- und Popstars verkleidet sangen Team und Trainerstab auf der riesigen Bühne, die wie ein Boxring in der Mitte der Halle thronte, insgesamt zehn Songs von Helene Fischer bis Sportfreunde Stiller. Eine Show zwischen Kindergeburtstag, Karaoke und Fischer-Chören mit Auftritten von peinlich bis cool, die so wohl noch kein deutsches Fußballteam geboten hat.
Ausgedacht hat sich die bunte Karaoke-Kostümparade Sportdirektor und Trainer Ralf Rangnick persönlich. Der 57-Jährige war im Frühstücksfernsehen auf Johannes Oerding aufmerksam geworden, der gemeinsam mit 1.000 Hamburger Laiensängern seine Lieder darbot. „Wie geil ist das denn?”, dachte sich Rangnick. „Das machen wir in Leipzig, da kommen mehr als 1.000 Leute.” Rangnick hoffte auf den „lautesten Chor, den es hier seit langem in der Halle gegeben hat”. Diese Hoffnung wurde etwas enttäuscht. Viele der etwa 6.000 Fans in der Arena schauten sich die Spieler staunend an, anstatt selbst mitzusingen. Doch Rangnick und seine Spieler waren zufrieden mit der Veranstaltung. „Mir hat es riesig Spaß gemacht”, sagte Neuzugang Stefan Ilsanker, der zu Andreas Bouranis „Auf uns” gesungen hatte. „Wir haben alles rausgehauen und wollten die Fans mitreißen.” Spielmacher Massimo Bruno sagte: „Wir spielen immer Fußball, es war verrückt, mal etwas anderes zu machen.”
Doch mindestens genauso wichtig war RB-Vordenker Rangnick der bunte Nachmittag als ungewöhnliche Teambuilding-Einheit. „Wir wollten bei der Präsentation der Spieler etwas anderes machen und auch die Mannschaft aktiv einbeziehen”, erklärte Rangnick. „Teambuilding hat eine große Rolle gespielt – allein, wenn ich überlege, was in der Umkleidekabine beim Anziehen der Kostüme und beim Schminken los war.” Schließlich gehöre eine gehörige Portion Mut dazu, in andere Rollen zu schlüpfen und sich auf ungewohntem Terrain auf der Bühne zu präsentieren. „Jeder der Jungs soll heute hier rausgehen und sagen: Das war ein geiler Tag”, sagte Rangnick.
Dass dabei nicht alles klappt und bisweilen schief klingt, kennt jeder, der sich schon einmal bei Partys auf die Bühne gewagt hat. Ausgerechnet bei dem Auftritt von Rangnick und seinen Co-Trainern Achim Beierlorzer und Zsolt Löw als „Three Lions” zum EM-Song von 1996 wurde eine falsche Videoversion eingespielt. Zwar sangen Rangnick & Co. kaum, retteten die Performance jedoch, indem sie mit aufwändigen Requisiten das Musikvideo des Songs nachstellten. Trainerstab und Spieler hatten in der vergangenen Woche intensiv an den Performances gefeilt und selbst Kostüme besorgt. „Wenn man sich auf der Bühne zum Affen macht, schweißt das zusammen”, sagte Ilsanker über seinen Auftritt. „Musik verbindet eben, und Fußball sowieso.” (mz)
