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Personelle Konsequenzen nach Nazi-Huldigung Personelle Konsequenzen nach Nazi-Huldigung: Chemnitzer FC vor dem Spiel bedroht?

11.03.2019, 09:01
Vor dem Heimspiel am Wochenende wurde in Chemnitz einem rechtsextremen Hooligan gerdacht.
Vor dem Heimspiel am Wochenende wurde in Chemnitz einem rechtsextremen Hooligan gerdacht. www.imago-images.de

Chemnitz - Fußball-Regionalligist Chemnitzer FC ist vor dem Heimspiel gegen den VSG Altglienicke offenbar massiv bedroht worden. Insolvenzverwalter Klaus Siemon teilte am Montag mit, dass massive Ausschreitungen angedroht wurden, sollte der Verein die Gedenk-Choreo für den verstorbenen Hooligan Thomas Haller unterbinden. Er sieht den Verein durch die Hooligans genötigt und kündigte eine Strafanzeige an.

Laut Insolvenzverwalter Siemon seien zu dem Spiel einschlägig bekannte Personen aus der rechtsextremen Szene aus anderen Städten angereist. Siemon wolle auch klären lassen, warum am Samstag nicht die üblichen Fanclub-Fahnen aufgehängt wurden und ob auch Fanclubs bedroht wurden.

Am Montag leitete auch der Nordostdeutsche Fußballverband Maßnahmen ein, so Geschäftsführer Holger Fuchs.

Vor dem Regionalliga-Spiel: Öffentliches Gedenken für Rechtsextremen

Einem Bericht des MDR zufolge war vor dem Heimspiel am Samstag auf der Video-Leinwand im Stadion ein Porträt von Haller eingeblendet worden. Es habe eine Schweigeminute gegeben, ein schwarzes Kreuz und ein Transparent seien ausgerollt worden. Die schwarz gekleideten Fans in der Südkurve hatten zudemPyrotechnik in Rot und Weiß gezündet. In einer Rede seien die Verdienste Hallers für den Verein gewürdigt worden, schrieb der MDR.

Haller hatte bis 2006 den Ordnungsdienst des Vereins geleitet. Er soll aber auch Mitgründer der rechtsextremen Organisation „HooNaRa“ (Hooligans-Nazis-Rassisten) gewesen sein. Zudem wird Haller vorgeworfen, bis zuletzt ein führender Kopf der Chemnitzer Hooligan- und Neonazi-Szene gewesen zu sein.

CFC hatte Gedenken im Stadion zunächst gerechtfertigt

„Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen. Dies geschah in Übereinstimmung mit Abwägungen, die von den Sicherheitsbehörden getroffen worden waren“, hatte der Verein am Sonntag mitgeteilt. Die Polizei widersprach, dass sie der Aktion zugestimmt habe. Man habe den Verein vielmehr gewarnt, habe aber mangels strafrechtlicher Relevanz keine Möglichkeit zum Eingreifen gehabt.

Für die Vorfälle wurde der Club von Politikern wie Sponsoren scharf kritisiert. Unter anderem gab der bisherige Hauptsponsor, die Sparkasse Chemnitz, die Trennung zum Saisonende bekannt. Dies sei schon vor den Vorfällen im Stadion entschieden worden, man sehe sich in dem Beschluss aber bestätigt.

Nach Nazi-Eklat: Beim CFC rollen Köpfe

Am Sonntag trat zudem CFC-Geschäftsführer Thomas Uhlig zurück. „Um weiteren Schaden vom Chemnitzer FC fernzuhalten, habe ich die Entscheidung getroffen mit sofortiger Wirkung alle Ämter niederzulegen. In meiner Funktion als kaufmännischer Geschäftsführer und Veranstaltungsleiter trage ich die Verantwortung für die Spieltage des CFC und dessen Begleiterscheinungen“, wird Uhlig in der Mitteilung zitiert.

Am Montag zog der Verein weitere personelle Konsequenzen. Die Fanbeauftragte Peggy Schellenberger wird von ihren Aufgaben beim CFC entbunden. Die SPD-Stadträtin hatte in einem später gelöschten Post bei Facebook den Tod des rechtsextremen Thomas Haller betrauert. Auch ein Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung wurde freigestellt. Zudem will der Verein den Stadionsprecher auswechseln. (mz/dpa)