1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. Nationalmannschaft: Nationalmannschaft: Bastian Schweinsteiger tritt endlich in Lahms Fußstapfen

Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Bastian Schweinsteiger tritt endlich in Lahms Fußstapfen

Von Christian Oeynhausen 24.03.2015, 15:15
Bundestrainer Joachim Löw zusammen mit Bastian Schweinsteiger auf der Pressekonferenz.
Bundestrainer Joachim Löw zusammen mit Bastian Schweinsteiger auf der Pressekonferenz. Bongarts/Getty Images Lizenz

Frankfurt/Main - Einen ausgeben auf das neue Amt? Darüber hat sich Bastian Schweinsteiger noch keine Gedanken gemacht. Sagt er jedenfalls, und schmunzelt immerhin. Man kann nach den Eindrücken vom Dienstag nicht behaupten, dass der 30-Jährige angespannt wirkt oder schlecht schläft, nur weil er vor seinen ersten Länderspielen als offizieller Kapitän der Nationalmannschaft steht. Eher überwiegt beim Mittelfeldspieler vor dem Spiel gegen Australien in Kaiserslautern am Mittwoch (20.30 Uhr, ZDF) die Vorfreude auf das Comeback in Joachim Löws Team, neun Monate nach dem WM-Triumph gegen Argentinien, als die ikonenhaften Bildern vom bis aufs Blut kämpfenden Schweinsteiger um die Welt gingen. „Erstmal ist es schön, wieder mal hier sein zu können“, sagt der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler. Und dann, natürlich: „Kapitän, das ist etwas ganz Besonderes, eine Ehre und eine Pflicht“. Löw erinnerte an den WM-Auftritt seines Spielführers: „Jeder weiß, welche Präsenz er in den ganz großen Spielen hat. Ich bin froh, dass er wieder da ist.“

Schweinsteiger, von Löw schon im September benannt, hatte im Herbst und Winter lange mit einer Patellasehnen-Verletzung zu tun. So konnte - oder musste - er bisher nicht Teil der schwierigen Neuorientierungsphase sein, in die die Nationalmannschaft nach dem großen Titel rutschte.

Sanfter Übergang

Dieser Prozess ist noch in vollem Gange, Bundestrainer Löw macht sich da keine Illusionen: „Wir haben nicht diese einmalige Einheit wie bei der WM, auf die wir lange hingearbeitet hatten und als wir eingespielt waren.“ Das Spiel gegen die Australier soll helfen „das notwendige Feuer zu holen“ für die weiteren Aufgaben in der WM-Qualifikation. Noch mehr Punktverluste wie gegen Polen (0:2) und die Iren (1:1) würden aus der Schwächephase eine Krise machen. Und den ersten Stress-Test für den neuen Kapitän: „Wir müssen unsere Aufgaben als Nummer eins der Welt erfüllen. Das ist unsere Herausforderung. Die anderen Mannschaften werden gegen uns anders auftreten als gegen andere Nationen“, sagt Schweinsteiger.

Es wird ein sanfter Übergang vom Kapitän Philipp Lahm zu Schweinsteiger. Keine Zeitenwende, die Narben zurücklässt wie Lahms Übernahme der Binde von Michael Ballack. Auf eine große programmatische Ansage verzichtete Schweinsteiger. Er habe unter vielen großen Kapitänen gespielt und von ihnen etwas mitnehmen können, sagt er. Und: „Ich denke, es müssen elf Kapitäne auf dem Platz stehen.“ Flache Hierarchie statt Bollerkopp-Führung, das ist seit Lahms Florett-Diplomatie angesagt beim DFB-Team.

Löw will Stars schonen

Das war noch anders, als Schweinsteiger sein erstes von bisher 108 Länderspielen bestritt. Unter Teamchef Rudi Völler und Kapitän Oliver Kahn, 2004 in Kaiserslautern, ein 0:2 gegen Ungarn. Insofern wird sich für Schweinsteiger in der Pfalz am Mittwoch ein Kreis schließen.

Es könnte ein kurzer Auftritt werden. Der Bundestrainer will die Spieler, die am Sonntag noch in der Liga im Einsatz waren wie die vom FC Bayern, schonend einsetzen. Gar nicht spielen wird Manuel Neuer. Den Torwart plagt eine Schleimbeutelentzündung im Knie. Im Qualifikationsspiel in Georgien am Sonntag (18 Uhr, RTL) wird er dringender gebraucht als gegen Australien.

Das verhält sich womöglich genau andersherum beim zweiten Spieler, der vor elf Jahren in Kaiserslautern zum ersten Mal das DFB-Trikot trug: Lukas Podolski. Nach den Anfängen als drolliges Teenie-Duo Schweini & Poldi besetzen beide heute ganz unterschiedliche Rolle im DFB-Team. Während Schweinsteiger bis ins höchste Mannschaftsamt befördert wurde, wird die Luft für Podolski immer dünner, je weniger er in seinen Klubs spielt.

Wohl auch unter dem Eindruck frischer Meldungen aus Italien, wonach Inter Mailand den Ex-Kölner zum Ende der Leihfrist im Sommer zurück schicken möchte zum FC Arsenal sagte Löw: „Wir arbeiten schon so lange zusammen. Er stand immer zur Verfügung und war mit Herzblut dabei, egal wo wir auf unseren Reisen hin sind. Er hat Anlaufschwierigkeiten in Italien, aber wir geben ihm jetzt Unterstützung. Ich sehe bei ihm keine Anzeichen von Verschleiß. Aber es ist wichtig, dass er dauerhaft regelmäßig und gut spielt.“ Auch Schweinsteiger sprach dem langjährigen Weggefährten Mut zu: „Lukas ist immer gut drauf und für den Teamspirit sehr wichtig, auch wenn er mal nicht spielt.“