Nach Pleite von RB Leipzig gegen St. Pauli Nach Pleite von RB Leipzig gegen St. Pauli: "Unterirdisch": Diese Fehler nerven Rangnick am meisten

Leipzig - Ralf Rangnick war schon besser gelaunt, als am Tag nach seiner ersten Niederlage mit RB Leipzig. Während die Stammspieler nach der 0:1-Heimpleite gegen den FC St. Pauli ausradelten und sich im Kraftraum regenerierten, beobachtete der 57-Jährige das Training der Ersatzspieler. Die Arme vor der Brust oder hinter dem Rücken verschränkt, legte Rangnick die Stirn in Falten und haderte mit dem plötzlichen Leistungseinbruch seiner Spieler nach etwa einer halben Stunde.
„Wir haben plötzlich angefangen, lange Bälle ins Niemandsland geschlagen, anstatt weiterhin den Spielaufbau zu suchen, den wir in der ersten halben Stunde gewählt haben”, ärgerte sich der Fußballlehrer. Es gebe keinen Grund, plötzlich auf viele lange Bälle zurückzugreifen, „nur, weil wir in der ersten halben Stunde kein Tor geschossen haben”, sagte Rangnick.
Mittelfeldspieler Stefan Ilsanker erklärte: „Vielleicht wollten wir zu schnell nach vorn, als wir gemerkt haben, dass wir kein Tor gemacht haben. Dadurch konnten wir aber nicht mehr nachrücken und haben die Kompaktheit verloren.” Konkret benannte Rangnick seine Innenverteidiger Willi Orban, Tim Sebastian und später auch Ilsanker, die zu viele hohe und ungenaue Bälle spielten.
Richtig in Rage bringen Leipzigs angefressenen Spiritus rector jedoch die uneffektiven Freistöße und Eckbälle. „Unsere Standards gestern waren unterirdisch. Das macht mich richtig sauer”, schimpfte Rangnick. „Wenn ich um die technischen Fähigkeiten von Anthony Jung und Dominik Kaiser weiß und sehe, wo sie am Sonntag die Bälle hingeschossen haben, dann hat das nichts mit Form oder Selbstvertrauen, sondern mit Konzentration zu tun.”
Da Rangnick im Vorfeld bei St. Pauli nur ein, zwei kopfballstarke Spieler ausgemacht hatte, lag der Fokus besonders auf den Standards – ohne jeden Erfolg. „Wir haben vier oder fünf richtig starke Kopfballspieler da vorn und St. Pauli hat maximal zwei, die köpfen können”, sagte Rangnick. „Trotzdem haben wir jeden Ball so geschlagen, dass ihn jeder wegköpfen kann – das ist ärgerlich.” Kapitän Kaiser konnte sich zu der Kritik nicht äußern. Er konnte das Training wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht antreten.
Und auch die mangelnde Gegenwehr in der zweiten Hälfte bereitete Rangnick beim einzigen öffentlichen Training der Woche Kopfschmerzen. „Im Gegensatz zum Spiel in Braunschweig hatte ich gestern bei einigen Spielern das Gefühl, dass sie nicht mehr viel zulegen konnten”, beobachtete der „Bullen”-Trainer. „Nicht auf allen Positionen konnten wir noch ein, zwei Gänge höher schalten.”
Bis zum Spiel gegen den 1. FC Union Berlin am Freitag (18.30 Uhr) bleibt nicht viel Zeit, um das teils verunsicherte Team endlich stabil zu machen. Die psychologische Ausgangslage vor dem Spiel in der Hauptstadt hat sich durch die erste Saisonniederlage verschlechtert. „Durch die Niederlage haben wir jetzt eine Situation, in der wir in Berlin tunlichst punkten, wenn es geht, einen Dreier holen sollten”, sagte Rangnick. „Das haben wir uns jetzt selbst zuzuschreiben.”