Nach Chemnitzer Chaos-Tagen Nach Chemnitzer Chaos-Tagen: Wie es beim CFC nun weitergeht

Chemnitz - Mit Spannung wird an diesem Montag in der Messehalle die Mitgliederversammlung des Fußball-Drittligisten Chemnitzer FC erwartet. Für viele Diskussionen hatte in den vergangenen Tagen vor allem die Kandidatenliste für den Aufsichtsrat des insolventen Vereins gesorgt. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen im Vorfeld der Versammlung (18.30 Uhr).
Welche Bedeutung hat die Mitgliederversammlung für die Zukunft des Chemnitzer FC?
Neben den Rechenschaftsberichten von Vorstand und Aufsichtsrat für das Geschäftsjahr 2007/18 soll über die Entlastung der Gremien abgestimmt werden. Wichtigster Punkt auf der Tagesordnung ist aber die Wahl eines neuen Aufsichtsrates. Das Gremium kann im Nachgang einen neuen Vorstand bestellen.
Der alte Vorstand war aufgrund eines Rücktritts nicht mehr handlungsfähig. Daraufhin hatte das Amtsgericht Chemnitz im Mai einen Notvorstand eingesetzt. Diesem gehören die beiden Juristen Annette Neuerburg und Andreas Georgi sowie Frank Sorge, ehemaliger DDR-Oberligaspieler des FC Karl-Marx-Stadt, an.
„Ich wünsche mir, dass am Montag alles für den Erhalt des CFC getan und nicht ständig mit der Liquidation gedroht wird. Wir mussten lange für diese Mitgliederversammlung kämpfen“, sagte Neuerburg. Eigentlich hätte die Versammlung schon am 4. April stattfinden sollen, wurde aber wegen „verfahrensrechtlicher Bedenken“ zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben.
Außerdem liegt für den Montag ein Antrag zur Änderung der Vereinssatzung vor. Dieser soll die Beitragspflicht auch während der Insolvenz und somit planbare Einnahmen des Vereins sicherstellen. Bisher gilt die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, nach der Mitglieder eines insolventen Vereins Beiträge zahlen können, aber nicht müssen.
Die Mitgliedsbeiträge sollen vor allem dazu beitragen, das vorerst gerettete Nachwuchsleistungszentrum des CFC zu finanzieren und damit langfristig zu erhalten. Der Verein rechnet bei einer Zustimmung des Antrags mit Einnahmen von etwa 200.000 Euro.
Worum ging es im Streit zwischen den Gesellschaftern und dem Notvorstand im Vorfeld der Versammlung?
Die Investoren der CFC Fußball GmbH, unter deren Dach die Profimannschaft angesiedelt ist, möchten im neuen Aufsichtsrat mehrheitlich vertreten sein. Nicht wenige Mitglieder befürchten, dass der Einfluss der Investoren im Verein damit zu groß und die „50+1-Regel“ über Umwege ausgehebelt werden könnte. Der eingetragene und insolvente Verein hält 51 Prozent an der CFC GmbH.
Die weiteren Gesellschafter betonen, dass neben der Sicherung des Profifußballs auch der Fortbestand des Nachwuchsleistungszentrums von großer Bedeutung sei. „Wir möchten mit den Fans und mit dem e.V. den Fußball in Chemnitz erhalten und entwickeln“, betonte Gesellschafterin Romy Polster.
„Wir wollen arbeiten und investieren, aber wir wollen kein zweites RB Leipzig. Der Nachwuchs liegt uns am Herzen und die erste Mannschaft muss hochprofessionell sein. Die „50+1-Regelung“ hat noch nie jemand diskutiert. Aber wir haben in der GmbH noch Anteile zu verkaufen“, ergänzte Udo Pfeifer, der mit seiner Firma ebenfalls zu den Gesellschaftern gehört.
Welche Probleme könnten auftreten?
Notvorstand und Ehrenrat hatten bei der Erstellung der Kandidatenliste Bedenken geäußert, da einige Gesellschafter erst nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ihre Mitgliedschaft beim Verein beantragt haben. Das sei juristisch problematisch. Bei einem von Politikern moderierten Treffen zwischen Notvorstand, Ehrenrat und Gesellschaftern konnte sich letztendlich auf eine siebenköpfige Liste geeinigt werden.
Neben Neuerburg stellen sich Norman Löster, Katrin Johst, Doreen Pfeifer, Tino Kermer, Knut Müller und Olaf Pönisch am Montag zur Wahl. Die Mehrheit der Anwärter gehört zum Kreis der Investoren. Die Vereinssatzung sieht ein Blockwahlverfahren durch. Sollte die Liste von den Mitgliedern abgewählt werden, müsste über jeden Kandidaten einzeln abgestimmt werden.
Insolvenzverwalter Klaus Siemon, der in den vergangenen Wochen mit einer Liquidation des Vereins sowie einem Haftantrag für die Notvorstände gedroht und damit für viel Unverständnis bei den Mitliedern gesorgt hatte, soll mit der Liste ebenfalls einverstanden sein.
Bei dem Treffen wurde am Donnerstag zudem eine Einigung darüber erzielt, dass das Nachwuchsleistungszentrum unter dem Dach des Chemnitzer FC erhalten und fortgeführt werden soll. „Daran müssen sich die Gesellschafter messen lassen“, betonte Neuerburg.
Warum ist auf der Tagesordnung kein Punkt zur Vorstellung des Sanierungskonzeptes vorgesehen?
Die Erarbeitung und Vorstellung eines solchen Konzeptes für den insolventen Verein fällt in die Verantwortlichkeit von Siemon. Der Notvorstand kann den Insolvenzverwalter einladen, ihm aber nicht vorschreiben, was er zu sagen hat. Der Tagesordnungspunkt wurde allgemein gehalten und unter Punkt 7 mit „Grußwort des Insolvenzverwalters“ bezeichnet. Siemon ließ Nachfragen über seine Teilnahme an der Mitgliederversammlung und zum Stand des Insolvenzverfahrens unbeantwortet.
„Ich bitte um Verständnis, dass ich die Fragen nicht beantworten kann. Das Insolvenzverfahren ist ein nicht öffentliches Verfahren und daran möchte ich mich halten“, erklärte Siemon. Es wird damit gerechnet, dass der Insolvenzverwalter nicht an der Versammlung teilnehmen wird.
Wird die Profimannschaft die Versammlung besuchen?
Nach dem Heimspiel am Freitag gegen Magdeburg deutete Trainer David Bergner an, dass er und seine Spieler an der Mitgliederversammlung wohl nicht teilnehmen werden. „Ich kümmere mich um das Sportliche. Es wird für die Jungs ein paar freie Tage eben. Wenn die Versammlung stattfindet, wird wahrscheinlich niemand hier sein“, erklärte Berger. (dpa)