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Mit dem Deutschen Robert Huth Mit dem Deutschen Robert Huth: Wie Tabellenführer Leicester City die Premier League überrascht

Von Marco Schyns 17.12.2015, 11:03
Leicester Abwehrchef Robert Huth (r.) im Duell mit Manchester-United-Stürmer Anthony Martial
Leicester Abwehrchef Robert Huth (r.) im Duell mit Manchester-United-Stürmer Anthony Martial REUTERS Lizenz

Köln/Leicester - „Ja, ich denke sie können Meister werden“, sagte José Mourinho vor einigen Tagen über Leicester City. Das war vor dem Duell mit seinem FC Chelsea.

Nun ist der Portugiese nicht der typische, seriöse Trainer, der sich hinstellt und die Konkurrenz lobt. Dennoch wirkten seine Aussagen ernst, da ist sich auch Englands Presse einig. Inzwischen hat er das direkte Duell mit den „Foxes“ verloren, was seine Meinung über den Klub des Deutschen Robert Huth noch gefestigt haben dürfte.

Schließlich hat Leicester durch den 2:1-Sieg über Chelseadie Tabellenführung in der Premier League zurückerobert und nach 16 Spieltagen bereits 35 Punkte auf dem Konto. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison waren es deren zehn Punkte. Damals hatte Chelsea als Tabellenführer 29 Punkte Vorsprung.

Gut ein Jahr später sind es die „Blues“, die mit 15 Punkten im Tabellenkeller stecken - und bereits 20 Punkte Rückstand auf das Überraschungsteam aus den East Midlands haben. Leicester, gesprochen in etwa „Läster“, darf man kurz vor Weihnachten - einer Zeit, die in England als entscheidende Phase in der Liga gilt - nicht mehr nur als Eintagsfliege abtun.

Erfolg ist kein Zufall

Es ist eine Überraschung. Eine Sensation. Keine Frage. Aber was dort, beim Team von Trainer Claudio Ranieri passiert, ist kein Zufall. Es ist die Fortsetzung einer Serie, die schon Ende der vergangenen Saison gestartet wurde. Dass sie bis zum Dezember 2015 diesen Lauf nimmt, hätten aber nicht einmal die Spieler selbst gedacht.

„Er hat gar nicht so viel verändert. Er hat an ein paar Schrauben gedreht und das war's schon“, sagte Mittelfeldspieler Danny Drinkwater kürzlich über seinen Trainer Claudio Ranieri. Teamkollege Robert Huth ergänzt: „Es ist ein bischen anders, er wird vielleicht noch ein bischen mehr auf die Defensive schauen.“Der Italiener beerbte im Sommer den zuvor überraschend entlassenden Nigel Pearson. Dieser hatte den Klub 2014 zum Aufstieg aus der Championship geführt.

Obwohl der Klub Mitte der Vorsaison - und sogar zehn Spieltage vor Schluss - wie ein sicherer Absteiger aussah, hielt die Klubführung an ihm fest. Als er nach einer beeindruckenden Serie zum Saisonende den Abstieg verhinderte, musste Pearson gehen.

Abwehrchef Robert Huth

Ranieri ist es zu verdanken, dass darüber heute niemand mehr spricht. Unter dem Italiener hat Leicester erst eine Partie verloren, Ende September gegen den FC Arsenal. Die letzte Niederlage davor datiert vom 21. März, dem 30. Spieltag der Vorsaison. Der ehemalige Coach des FC Chelsea hat zwei Sachen richtig gemacht: Er hat den Schwung und die positive Einstellung vom Ende der letzten Saison mitgenommen. Darauf hat er aufgebaut und dem Team in der neuen Spielzeit ein Gesicht gegeben.

Leicester überzeugt mit einer klaren Spielidee: Kompakt stehen und die Gegner mit überfallartigen Angriffen überraschen. Es dauerte ein wenig, bis sich die Viererkette um den deutschen Abwehrchef Robert Huth wirklich gefunden hatte. Inzwischen aber ist man auch defensiv deutlich gefestigter als noch zu Beginn der Saison.

Während es zu Beginn der Saison häufig 3:2 oder 2:2 hieß, gab es in den letzten beiden Auswärtsspiele überzeugende Zu-Null-Siege. Auch ein Verdienst von Robert Huth, der inzwischen 31 Jahre alt ist und schon 2004 mit seinem jetzigen Trainer Claudio Ranieri bei Chelsea zusammenarbeitete. Mit nunmehr 272 Partien ist er seit kurzem deutscher Rekordspieler in der Premier League.

Traumduo Vardy und Mahrez

Entscheidend für den Erfolg aber ist die Offensive. 34 Tore in 16 Spielen. Kein Team in Englands höchster Spielklasse war erfolgreicher. Jamie Vardy führt mit 15 Toren die Torjägerliste an, knackte zuletzt den Premier-League-Rekord von Ruud van Nistelrooy, als er in elf aufeinanderfolgenden Spielen traf. Teamkollege Riyad Mahrez steht ebenso bereits bei elf Saisontreffern, glänz aber auch mit Vorlagen. Absolute Fabelwerte, die natürlich auch ein mögliches Problem andeuten. Was passiert, wenn einer ausfällt oder ein Formtief hat?

Eine Antwort darauf wird es wohl nur geben, wenn ein solcher Fall eintritt. Nichtdestotrotz wirkt das Team gefestigt. Leicester spielt wie ein Topklub und nicht wie ein Fast-Absteiger, der gerade ein Hoch hat. So hat beispielsweise Leonardo Ulloa, in der Vorsaison mit elf Premier-League-Treffern noch Top-Torschütze der „Foxes“, bislang erst ein Saisonstor erzielt. Nicht ausgeschlossen, dass auch beim Argentinier noch der Knoten platzt.

Ranieri jedenfalls hat einen Plan. Und - auch wenn dieser bisher keine Anwendung fand - sicherlich auch einen Plan B. Meister Leicester City? Schwer vorstellbar, aber keinesfalls unmöglich. Schließlich bekleckern sich die Top-Klubs in England in dieser Saison nicht gerade mit Ruhm. Fragen Sie mal beim FC Chelsea nach.

Leicester-Coach Claudio Ranieri
Leicester-Coach Claudio Ranieri
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Robert Huth (2. v. r.) und Christian Fuchs (r.) gehören ebenfalls zum Erfolgsgebilde von Leicester City
Robert Huth (2. v. r.) und Christian Fuchs (r.) gehören ebenfalls zum Erfolgsgebilde von Leicester City
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Riyad Mahrez (o.) und Teamkollege Jamie Vardy
Riyad Mahrez (o.) und Teamkollege Jamie Vardy
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Jamie Vardy mischt mit Leicester City die Premier League auf
Jamie Vardy mischt mit Leicester City die Premier League auf
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