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Mario Götze Mario Götze: WM-Held mit rätselhafter Stoffwechselstörung

Von Christian Löer 28.02.2017, 16:46
Mario Götze
Mario Götze dpa

Mario Götze war gerade 22 Jahre alt geworden, als er Deutschland im Finale von Rio zum WM-Titel schoss – zu jung, um seine Karriere anschließend gemütlich ausklingen zu lassen. Die Nacht von Rio sollte nur ein Höhepunkt gewesen sein. Da musste noch mehr kommen; alles musste kommen, mindestens.

Vielleicht hat es nie zuvor einen deutschen Fußballer gegeben, von dem so viel erwartet wurde wie von Mario Götze, der nun, zweieinhalb Jahre nach dem Triumph im Maracana, wegen einer Stoffwechselstörung langfristig ausfällt. Was beinahe als gute Nachricht zu gelten hat, immerhin gibt es nach den zahllosen Muskelverletzungen der vergangenen Monate nun endlich eine Diagnose.

Als Mario Götze damals zur WM nach Brasilien reiste, war er längst ein Star. Und alles fragte sich: Wo liegt das Limit dieses Spielers? Joachim Löw gab in der 88. Minute des WM-Endspiels einen Hinweis darauf, was er in Götze sah: „Jetzt zeige der Welt, dass du besser bist als Messi“, sagte der Bundestrainer zu Götze, als er ihn auf den Rasen schickte. Besser als der Beste – weniger durfte es nicht sein. Und tatsächlich: Keine Stunde später war Götze Weltmeister. Und Messi nicht.

In seinem zweiten Jahr beim FC Bayern absolvierte Götze 32 von 34 Bundesligaspielen, erzielte neun Tore und bereitete vier vor. Zudem spielte er in elf von zwölf Champions-League-Spielen jener Saison. Wäre das ein Scheitern – es gäbe wohl nicht wenige Spieler, zumal 22-Jährige, die gern so scheitern würden.

Der Weg zum Weltfußballer wurde dennoch mühsamer. Im dritten Jahr beim FC Bayern fiel Götze wegen einer Muskelverletzung vier Monate lang aus, verlor den Anschluss. Der Körper eines Fußballprofis hat gewaltige Trainingsbelastungen zu erdulden. Es ist ein Leben im Grenzbereich: Wer verletzt war, muss umso härter trainieren, um wieder fit zu werden. Und droht gleichzeitig, vor lauter Überlastung in die nächste Verletzung zu rennen. Götze sah nicht austrainiert aus, ihm fehlte das Tempo. Es passte hinten und vorn nicht. Am Rande des Pokalfinales im Mai trennte sich sein Berater von ihm, Götze wollte das später nicht wahrhaben und bestand darauf, dass es umgekehrt gewesen sei. Dann wollten ihn die Bayern nicht mehr, auch das schien Götze nicht wahrhaben zu wollen, während längst eine öffentliche Debatte darüber tobte, wie es weitergehen sollte mit ihm. Ob er womöglich am Ende war. Weltstar oder nichts.

Wechsel zum BVB, aber nichts wurde gut

Bei der EM in Frankreich blieb er ohne Tor; Götzes Glanzzeiten schienen Jahrzehnte zurückzuliegen. Er wechselte dann doch zurück zu Borussia Dortmund, aber nichts wurde gut. Kein Stammplatz, nur ein Tor bislang.

Götze ertrug das alles still – zu still in den Augen seiner Kritiker, die einen Spieler sehen wollten, der sich mit Macht gegen sein Schicksal stemmt. Doch er ist ein introvertierter Mensch. Meditiert viel, teilt sich wenig mit. Ein intelligenter Mann, Professorensohn und gleichzeitig ein Superstar der Werbeindustrie. So vieles an ihm ist inszeniert, so viele Interessen hat er zu bedienen, dass manchmal kaum noch auszumachen ist, was überhaupt real ist an ihm.

Nun also eine Stoffwechselstörung. Götze kann vorerst keinen Sport mehr treiben, „Das wird keine kurzzeitige Angelegenheit“, sagte BVB-Klubchef Hans-Joachim Watzke am Dienstag, als die Zahl der öffentlich formulierten Ferndiagnosen bereits durch die Decke gegangen war. Unter welcher Krankheit Götze genau leidet, wurde nicht öffentlich. Und womöglich geht es auch niemanden etwas an.