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Mario Götze Mario Götze: BVB-Rückkehr wegen Marco Reus und André Schürrle?

Von Clemens Boisserée 17.07.2016, 19:37
Das BVB-Stadionmagazin im Frühjahr 2012 nach einer langen Verletzungspause von Mario Götze.
Das BVB-Stadionmagazin im Frühjahr 2012 nach einer langen Verletzungspause von Mario Götze. Patrick Walter

Dortmund/Halle (Saale) - „Aktuell stellt sich dieses Thema überhaupt nicht.“ Rund zwei Monate ist es her, dass sich Hans-Joachim Watzke mit diesen Worten zur Causa Mario Götze zitieren ließ. Doch schon damals schloss der BVB-Geschäftsführer die Rückkehr seines einstigen Juwels nicht aus. Sportlich prüfen wolle man den Transfer. Das sei ohnehin „das alles entscheidende Thema“.

Mitte Juli scheint die Prüfung abgeschlossen. Borussia Dortmund steht kurz vor der Verpflichtung des Nationalspielers. Die Leistungen Götzes während der EM können es nicht gewesen sein, die die BVB-Führung überzeugt haben, wohl rund 25 Millionen Euro in Richtung München zu überweisen. Dort, beim FC Bayern, hatte man nach Götzes unglücklichen Auftritten in Frankreich noch einmal betont, dass der 24-Jährige auch unter Neu-Trainer Carlo Ancelotti keine Gegenwart und erst recht keine Zukunft mehr hat. Zu inkonstant, ja schlichtweg zu schwach präsentierte sich der WM-Siegtorschütze bei den titelhungrigen Bajuwaren.

Zurück in Dortmund

Nun also Dortmund. Der Verein, der ihn groß werden ließ. In dem er die Nachwuchsteam durchlief, ja, stellenweise übersprang und bereits im Alter von 18 Jahren zum Profi wurde - abgeschirmt von der Öffentlichkeit, weil der Verein Angst um die Verträglichkeit des hellen Scheinwerferlichts bei seinem Rohdiamanten hatte. Zahlreichen Verletzungen und Auszeiten zum Trotz gehörte er zu den prägendsten Akteuren des Dortmunder Aufschwungs unter Trainer Jürgen Klopp, der in zwei Meisterschaften und dem Pokalsieg gipfelte.

Nun also Dortmund. Der Verein, den er im Sommer 2013 für eine vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von 37 Millionen Euro in Richtung des ärgsten Rivalen verließ. Das nicht genug, wurden Götzes Wechselabsichten unmittelbar vor dem Champions League-Halbfinale gegen Real Madrid publik. Der BVB kam trotzdem weiter. Doch im späteren Endspiel gegen den neuen Arbeitgeber fehlte der Jungstar – wieder einmal verletzungsbedingt.

Die Fanseele zürnte und kommentierte fortan jedes Spiel, das Götze in München auf der Bank verbringen musste, voll Hohn und Spott. Bei seinen Bayern-Auftritten im Westfalenstadion begleiteten zehntausende Pfiffe jede Ballberühung. Bis zuletzt konnte sich Götze in Dortmund nicht einmal mit den übrigen Reservisten störungsfrei warmlaufen. Näherte er sich der Südtribüne, reckten sich ihm Tausende Fäuste und ausgestreckte Mittelfinger entgegen, segelten unzählige (volle) Bierbecher in seine Richtung. Genau dieselbe Kulisse müsste ihm in der kommenden Saison wieder zujubeln.

Fantreffen stellte Götze Bedingungen

„Ich weiß, dass das nicht unproblematisch wäre“, sagt auch Watzke, der nun auf die Karte Zeit und Besinnung setzt. „Er hat damals sicherlich einen Fehler in der Außendarstellung gemacht“, so der BVB-Chef über den damals 20-Jährigen. „Wer weiß, ob er mit dem Wissen und der größeren Reife von heute eine andere Entscheidung treffen würde.“

Für diesen Sommer scheint der gealterte Götze eine Entscheidung getroffen zu haben. Doch unter welchen Bedingungen, das bleibt abzuwarten. Schon Watzke sprach vor einiger Zeit von „gewissen Rahmenbedingungen“, die für eine Götze-Rückkehr stimmen müssten. Damals stellte der BVB-Geschäftsführer den Wechsel innerhalb der Dortmunder Fanszene bei einem gemeinsamen Gespräch zur Diskussion – und bekam von den Vertretern einflussreicher Fanclubs ein klares Feedback: „Wenn er kommt – und er soll nicht kommen – dann muss diese permanente Selbstdarstellung aufhören.“

Denn neben den sportlich mageren Leistungen fällt Götze seit seinem Wechsel vor allem durch allerlei Werbekampagnen und Instagram-Fotos aus einem High Society-Leben auf. Postet er nicht gerade Urlaubsfotos von der Luxus-Yacht, gleichen seine Social Media-Accounts einer Dauerwerbesendung. Zuletzt floppte eine Marketingaktion mit Elektrogigant Samsung. „Wenn’s drauf ankommt, performen“, hieß es da wenige Sekunden vor einem EM-Länderspiel – bei dem Götze nur auf der Bank saß.

Doch es ist zumindest fraglich, ob der potenzielle Rückkehrer trotz Spott und Fankritik auf die gleichzeitig fließenden Millionen verzichten wird. Denn auch das ist klar: Die kolportierten zwölf Millionen Euro Jahresgehalt aus München wird die Nummer 19 in schwarz und gelb nicht mehr kassieren.

Schürrle und Reus: Freunde in Schwarz-Gelb?

Wieso also tut sich Götze das alles an? Von ihm selbst gibt es zu all dem keinen Kommentar. Aktuell weilt er noch mit seiner Freundin und Kumpel André Schürrle im Jahresurlaub in Kalifornien. Doch schon in dieser Information könnte sich einer der Gründe verstecken: Schürrle. Auch der Noch-Wolfsburger steht auf der BVB-Einkaufsliste von Sportdirektor Michael Zorc und Trainer Thomas Tuchel.

Schürrle und Götze, zusammen würden sie den BVB wohl an die 50 Millionen Euro kosten, kennen sich seit Jahren. Sie harmonieren abseits des Platzes und könnten dies bald auch auf dem Platz tun. Der 25 Jahre alte Schürrle über links als  Ersatz für den nach Manchester (United) abgewanderten Henrikh Mkhitaryan. Götze zentral für den ebenfalls nach Manchester (City) gewechselten Ilkay Gündogan. In der Optimalvorstellung würde zudem Marco Reus nach seiner Verletzung über rechts angreifen, während Gonzalo Castro, Nuri Sahin oder Shinji Kagawa die zweite zentrale Position im Vierer-Mittelfeld besetzen könnte. Auf dem Papier gar keine schlechte Investition der vielen, vielen Millionen, die seit den Abgängen von Mats Hummels (FC Bayern), Mkhitaryan und Gündogan auf dem BVB-Konto schlummern.

Und in der Realität? Ein Blick in die Vergangenheit verheißt Gutes für die Schwarz-Gelben. Allen Unkenrufen ob der hohen Ablöse, die der BVB auch für André Schürrle zahlen müsste, zum Trotz: Der Flügelspieler erzielte in der abgelaufenen Rückrunde in einer extrem schwachen Wolfsburger Mannschaft immerhin neun Tore – mehr als der umjubelte Dortmunder Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang (sieben). Götze wiederum wirbelte bis zu seinem Wechsel bereits erfolgreich sowohl mit Sahin als auch mit Kagawa. Mit Reus verbindet ihn ebenfalls eine enge Freundschaft. In Aubameyang hätte er außerdem einen mitspielenden Stürmer, der Lücken für seine Tempo-Dribblings reißen könnte. Das klingt nach Harmonie. Das klingt nach Erfolgserlebnissen.

Und die braucht Götze dringender denn je. Um aus dem eigenen Karrieretief zu kommen, aber auch, um in der alten Heimat wieder akzeptiert zu werden. Den harten Kern der ihn ablehnenden Fans wird er wohl nicht mehr erreichen. Doch schon jetzt sind auch vermehrt die Stimmen jener zu hören, die eine zweite Chance für das Eigengewächs fordern. Ein Siegtor gegen den einstiegen Arbeitgeber oder im Derby gegen den FC Schalke 04 – und von der Südtribüne würden sie Götze wieder die Fäuste entgegenstrecken. Dann aber zum Jubeln.