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Champions-League-Finale London: „Keine offensichtliche Rechtfertigung“ für Chaos

Von dpa Aktualisiert: 30.05.2022, 10:29
Wegen massiver Probleme beim Einlass hatte sich der Anpfiff des Champions-League-Finals um 36 Minuten verzögert.
Wegen massiver Probleme beim Einlass hatte sich der Anpfiff des Champions-League-Finals um 36 Minuten verzögert. Christophe Ena/AP/dpa

London - Nach den chaotischen Szenen rund um das Champions-League-Finale in Paris hat die britische Regierung ihre Kritik an den französischen Sicherheitskräften erneuert.

„Ich war von diesen Bildern entsetzt, dass die französische Polizei Pfefferspray gegen Fans einsetzte, darunter Kinder und Behinderte“, sagte Staatssekretär Chris Philp dem Sender Sky News. „Und von den Bildern, die ich gesehen habe, gab es keine offensichtliche Rechtfertigung für diese Art von Verhalten.“ Die Europäische Fußball-Union UEFA müsse dieses Vorgehen dringend untersuchen, forderte Philp aus dem für Sport zuständigen Kulturministerium.

Liverpools Bürgermeisterin: „Widerliches Verhalten“

Ebenso kritisierte Liverpools Bürgermeisterin Joanne Anderson das Vorgehen der französischen Polizei gegen britische Fans beim Champions-League-Finale in Paris als „überaus widerlich“. Die Polizei sei „wirklich brutal“ vorgegangen, zudem sei die Organisation des Fußballspiels „chaotisch“ gewesen, sagte Anderson, die selbst im Stadion war, der BBC. Die Liverpool-Anhänger müssten eine Entschuldigung erhalten. „Unsere Fans wurden in Bezug auf ihr Verhalten stereotypisiert. Ich werde immer wütender, je mehr Geschichten ich höre“, sagte Anderson. „Fans müssen mit mehr Respekt behandelt werden.“

Zuvor hatte die Bürgermeisterin (Labour-Partei) bereits angekündigt, sie werde bei der britischen Außenministerin Liz Truss Antworten der UEFA und beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine Untersuchung der Vorfälle einfordern. „Es ist eine Schande, den Fans die Schuld zu geben“, twitterte Anderson.

Byrne sieht altes Narrativ

Der Liverpooler Parlamentsabgeordnete Ian Byrne zeigte sich ebenfalls entsetzt. „Wir sind zurück in der Zeit von 1989, als Lügen und Verleumdungen über Hillsborough sehr schnell verbreitet wurden und dieses Narrativ gesetzt wurde“, sagte Byrne dem Sender Sky News. Bei der Katastrophe von Hillsborough 1989 wurden 97 Liverpool-Fans getötet und Hunderte verletzt, als zu viele Anhänger während des Halbfinalspiels um den FA Cup zwischen Liverpool und Nottingham Forest im Hillsborough Stadium in Sheffield in einen Block strömten. Die Polizei gab Hooligans die Schuld. Doch später wurde bekannt, dass die Sicherheitskräfte schwere Fehler gemacht hatten.

Byrne (Labour-Partei) sagte mit Blick auf das Finale in Paris, er sei „völlig entsetzt“ gewesen. „Da waren Leute, die seit dreieinhalb Stunden (auf den Einlass) warteten, die eingekesselt wurden, gegen die Pfefferspray und Tränengas eingesetzt wurde - dies war ein Fußballanlass“, sagte der Politiker. „Die UEFA und die französischen Behörden sollten sich schämen, was am Samstagabend passiert ist.“ Liverpool verlor das Endspiel gegen Real Madrid mit 0:1.

Die Polizei in Paris registrierte rund um das Finale zwischen FC Liverpool und Real Madrid mehr als 100 Festnahmen und 230 Verletzte. Die UEFA erklärte das Chaos beim Einlass durch das hohe Aufkommen von Fans ohne gültige Tickets. Die Drehkreuze am Eingang für Liverpool-Fans seien blockiert gewesen, weil Tausende Anhänger mit gefälschten Tickets diese nicht passieren konnten. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die Anstoßzeit wurde um mehr als eine halbe Stunde verschoben. Fanvertreter kritisieren eine einseitige Darstellung der UEFA.