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Länderspiel gegen Slowakei  Länderspiel gegen Slowakei vor EM 2016: Scharf aufs EM-Ticket

Von Christian Löer 27.05.2016, 19:21
Deutschlands Leroy Sane (l-r), Malcolm Cacutalua von DFB-U20 und Pascal Stenzel von DFB-U20 kämpfen um den Ball.
Deutschlands Leroy Sane (l-r), Malcolm Cacutalua von DFB-U20 und Pascal Stenzel von DFB-U20 kämpfen um den Ball. DFB

Ascona - Ja, seine Mutter habe ihm von Olympischen Spielen erzählt, berichtet Leroy Sané. Und ja: Eine Reise nach Rio im August mit der deutschen Olympiaauswahl, das wäre durchaus eine Aussicht. „Eine große Veranstaltung, ein großes Turnier“, schätzt Sané. Doch so recht scheint er derzeit nicht an ein sportliches Treffen mit der Jugend der Welt zu denken, zu groß ist die Ablenkung. Denn jetzt bereitet sich der 20-Jährige auf eine Veranstaltung vor, die zumindest in seiner Sportart einen ungleich höheren Wert hat als das Spektakel unter den fünf Ringen: Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich.

Ein Familienerbe

Leroy Sané bemüht sich derzeit im Camp der Nationalelf sehr aussichtsreich um einen Platz im endgültigen EM-Kader. Am Sonntag steht in Augsburg gegen die Slowakei der entscheidende Wettkampftest an, danach muss Joachim Löw seine 23 Spieler umfassende Meldeliste an die Uefa übermitteln.

Sanés Mutter könnte ihrem Sohn einiges berichten von Olympia. 1984 in Los Angeles gewann Regina Weber-Sané die Bronzemedaille in der Rhythmischen Sportgymnastik. Diese und insgesamt 32 Deutsche Meistertitel machen sie zu einer deutschen Turn-Legende.

Doch auch mit der EM in Frankreich verbindet Leroy Sané einiges, denn ein großer Teil seiner Familie lebt dort. Und sein Vater, der frühere Bundesligastürmer Souleymane „Samy“ Sané, dürfte große Freude daran haben, seinen Sohn dort spielen zu sehen.

Kaum zu foulen

Wenn jemand behaupten kann, er habe alles, was er ist, seinen Eltern zu verdanken, dann ist das wohl Leroy Sané. Neben seiner Existenz eben auch das, was ihn im Alter von 18 Jahren für den FC Schalke 04 in der Bundesliga debütieren ließ: Von seinem Vater dürfte die Schnelligkeit kommen, und selbstverständlich war Sané senior mit ausreichend Balltalent ausgestattet, um in 326 Spielen für den SC Freiburg und Wattenscheid 09 in der ersten und zweiten Liga 116 Tore zu erzielen.

Die Mutter steuerte offenbar das Körpergefühl bei, das Leroy Sané zu einem Fußballspieler macht, dem momentan der gesamte Kontinent fasziniert zuschaut. Sané bewegt sich geschmeidig wie ein Tänzer. Derart ausbalanciert ist er, dass er sich in den unmöglichsten Situationen auf den Beinen halten kann, weshalb er kaum zu foulen ist. Weil er dabei die Kontrolle über den Ball behält und vor dem Tor regelmäßig große Fantasie beweist, hat er das Interesse zahlreicher Großvereine geweckt.

Der Spieler selbst hat nur die unmittelbare Zukunft vor Augen, die ja interessant genug ist. Wo er in der nächsten Saison spielt, ob er den FC Schalke 04 erneut im Alleingang vor dem totalen Absturz retten will, ließ er am Freitagmittag offen: „Ich versuche das auszublenden“, sagt er, „eine Entscheidung werde ich erst nach der Nationalmannschaft treffen.“

Julian Brandt, wie Sané 20 Jahre alt, blickt ebenfalls auf eine außergewöhnliche Saison zurück. Achter waren seine Leverkusener nach dem 25. Spieltag, dann gewannen sie acht der verbleibenden neun Partien, Brandt traf sechsmal nacheinander. Am Ende stand die Qualifikation zur Champions League.

Ein Kindheitstraum

Brandt ist vielleicht etwas weniger spektakulär anzusehen als der rasende Sané, doch ist bei ihm das Spielerische ausgeprägter, das Strategische. Dieses Profil teilt er etwa mit Weltmeister André Schürrle, dem es immerhin gelang, beim VfL Wolfsburg trotz einer schaurigen Saison ein wenig den Kopf über Wasser zu halten und in der Rückrunde immerhin alle seine neun Saisontore zu erzielen. Auch Julian Draxler fand erst spät zu seiner Form und wurde dann noch einmal durch eine Verletzung gebremst. Brandt ist gegen derlei Konkurrenz wohl Außenseiter. Doch er geht optimistisch in sein erstes Länderspiel am Sonntag. „Das ist ein Kindheitstraum, der für mich in Erfüllung geht“, sagt er.

Torwarttrainer Andreas Köpke, der am Freitag für die Sportliche Leitung berichtete, betonte die Relevanz der Partie: „Das Ergebnis ist zweitrangig. Aber es gibt Spieler, für die wird das die entscheidende Standortbestimmung.“

Die ARD überträgt das Spiel am Sonntag ab 17.45 Uhr live. (mz)